Hijacked || Yoonmin

3.

"Eigentlich haben wir keine Ahnung, ob wir ihm trauen können. Vielleicht ist er unter Taehyungs Identität in das Flugzeug gekommen und war zum Ausspionieren da."
"Er ist nicht derjenige, der Taehyung den Arsch gerettet hat.", schnaubte Yoongi und stand auf, nur um zu dem deutlich größeren Jungkook hochzusehen. Trotzdem strahlte er Autorität aus und der Braunhaarige schien ihn zu respektieren, weswegen er einen Schritt zurückwich.

"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, okay? Ich konnte einfach nicht mitansehen, wie du ihn tötest."
"Dann hättest du nicht mitkommen sollen!", schaltete sich nun auch Namjoon ein und stand ebenfalls auf. Jimin saß bloß mit großen Augen auf dem Sofa, aß seine Suppe und wusste nicht recht, ob er sich auf die Berichte über ihn oder die Diskussion vor ihm konzentrieren sollte.

"Ich dachte, ich könnte das. Aber Yoongi du erlebst doch gerade selber, wie schnell einem eine Person ans Herz wachsen kann! Und Taehyung hat deine Familie nicht getötet, das weißt du."
Das schien Yoongi zu reichen. Mit erhobener Faust holte er aus und knurrte, aber Namjoon hielt ihn ohne Probleme fest.
"Jetzt ist nicht die Zeit für solche Diskussionen. Wir besprechen das Ganze, wenn wir zuhause sind. Verstanden?", schlichtete er den Streit, zumindest für den Moment und brachte beide zum Nicken.

Jimin aß seine restliche Suppe auf und stand auf, um den Teller wegzubringen. Er spürte, wie sich langsam seine Organe in Gang setzten und seufzte erleichtert. Vielleicht war Essen doch eine gute Idee gewesen. Mit dem Gedanken betrat er die Küche und stellte seinen Teller in die Spüle, als er jemanden hinter sich spürte und sich schnell umdrehte.
"Gute Instinkte.", lobte ihn Yoongi und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Sollte ein Mörder wohl haben..", erwiderte Jimin und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"Du bist kein Mörder. Taehyung ist ein Mörder, du nicht."
"Da sind wir verschiedener Meinungen."
Der Schwarzhaarige sah zu der Tür, die einen Spalt aufstand und erkannte dort Jungkook und Namjoon, welche stumm auf dem Sofa saßen.
"Jungkook ist verliebt.", stellte er fest.
"Auch schon bemerkt.", sagte Yoongi sarkastisch und drehte sich ebenfalls in Jimins Blickrichtung.

"Ich kann es ihm kaum verübeln.. Auch wenn ich die Person, die er liebt, leider abgrundtief hasse."
"Gestern bin ich eingeschlafen, als du mir das ganze erklären wolltest. Kannst du das jetzt machen?"
"Naja, so viel gibt es nicht zu erklären.. Ich bin reingekommen und da lagen die Leichen. Er direkt vor ihnen."
"Also weißt du wirklich nicht, ob er sie getötet hat?"
"Jimin.."

Yoongi griff nach den Schultern des Jüngeren und sah ihm tief in die Augen.
"Taehyung ist ein manipulativer Psychopath. Er hat es getan, das steht außer Frage."
Jimin nickte schnell und schluckte. Er war kurz davor gewesen, die Tat von einer solchen Person in Frage zu stellen. Er war auf der Seite des Älteren, nicht Taehyungs und vielleicht auch Jungkooks. Er hatte Yoongi nicht ohne Grund das Leben gerettet.

"Heute nehmen wir ein Boot zurück nach Korea. Und mach dir keine Sorgen, wir haben zwei Privathäfen, also müsste uns niemand über den Weg laufen.", erklärte ihm der Blonde nun und wartete noch ein verstehendes Nicken ab, bevor sie zurück in das Wohnzimmer gingen.
"Reisen wir ab?", fragte er die anderen beiden, welche bloß nickten, wie Jimin es kurz davor getan hatte.
"Was ist mit dem Arzt?", fragte er und griff nach Yoongis Oberarm.

"Der wird hier weiter leben, schließlich sucht niemand nach ihm."
"Okay.."
Der Schwarzhaarige sah zu, wie Jungkook seine Haare zu einem Dutt zusammenband, Namjoon sich seine Lederjacke überzog und sie alle bereit zur Abreise waren. Er selbst hatte ja noch nicht einmal Wechselklamotten mit und langsam störte ihn das getrocknete Blut ungemein.

"Keine Sorge, sobald wir zuhause sind kannst du dich umziehen..", versicherte Yoongi ihm, welcher wohl sein Unwohlsein bemerkt hatte. Jimin sah ihn kurz von der Seite an und griff nach seiner Hand, bevor sie in irgendein wahrscheinlich gestohlenes Auto einstiegen und zu einem nicht sehr weit entfernten Hafen fuhren.
"Die Schifffahrt dauert drei Stunden. Danach fahren wir noch eine halbe Stunde mit dem Auto und kommen schließlich in unserem Hauptstützpunkt in Daegu an.", erklärte der Blonde ihm und betrat mit ihm das eher kleine Motorschiff, mitdem sie sogleich losfuhren.

Es war ein fremder Mann am Steuer und Jimin traute ihm so gar nicht über den Weg, weshalb er sich schnell auf wackeligen Beinen hinsetzte und in die weiße Sitzbank des Schiffes krallte. Erst nach einigen Minuten traute er sich, sich umzudrehen und sah hinter sich Japan immer kleiner werden. Ein schlechtes Gefühl überkam ihn und er vermutete, dass Yumi noch da war und er sie zurücklassen würde.

Er hatte Angst. Angst vor seiner Zukunft. Und diese Angst brachte ihn nun auch zum Zittern in den dünnen Klamotten, die von seinem Blut schmutzig geworden waren. Und das war nicht das einzige Blut, was er vergossen hatte. Das Zittern wurde immer stärker und es dauerte nicht lange, bis Yoongi seinen Zustand bemerkte.
"Hey.. Ist alles gut? Du zitterst ja am ganzen Leib..", stellte er besorgt fest und setzte sich neben ihn, um seine Arme um ihn zu schlingen.

Jimin wollte diesen Trost und die Wärme so sehr genießen, aber im Moment war er sich mehr als unsicher, ob er für Yoongi all das zurücklassen konnte. Eigentlich sein ganzes Leben.
"Was ist los? Rede mit mir.", forderte der Blonde nun, da der Jüngere sich kaum in seiner Umarmung bewegt oder sie erwidert hatte.
"I-ich glaube, ich kann das nicht..", erklärte er seine Zweifel und kauerte sich zusammen.

"Jimin.. Würde es anders gehen, hätte ich dich zurückgebracht und wir uns nie wieder gesehen. Aber leider.. hast du aus Not jemanden umbringen müssen und sie könnten das herausfinden. Außerdem würden sie dich mit Lügendetektoren ausfragen und es könnte passieren, dass du alles ausplauderst.. Bisher sind Namjoon, Jungkook und ich noch nirgendwo verzeichnet, aber das könnte sich ändern."

"Also nimmst du mich mit, weil du mir nicht vertraust.", stellte Jimin fest und drehte sich ganz von dem Älteren weg.