2.

1.2K 94 27
                                    

Als Jimin aufwachte, wollte er sich gerade auf seine linke Seite drehen, doch erstarrte schnell. Er hatte wieder ein wenig Gefühl zurück in seine Schulter bekommen und spürte endlich auch den Schmerz, den seine Wunde hinterlassen hatte. Ächzend setzte er sich auf und gähnte herzlich, bevor er den schlafenden Yoongi an seiner Seite musterte.

"Hab was mit einem Gangster.. Ganz das Klischee.", bemerkte er und stand langsam auf, da er seinen Beinen noch nicht ganz vertraute. Sie trugen ihn aber nach dem erholenden Schlaf ganz gut und so schlich er aus dem Schlafzimmer, um sich erst einmal im Haus umzusehen, was wohl dem Arzt gehörte. Dieser schien auch zuhause zu sein, da er aus einem Raum gedämpft Stimmen hörte.

Neugierig wie er war schlich er durch das Haus, in seinen immer noch blutigen Klamotten und öffnete langsam die Tür. Aber in dem Raum war niemand. Nach einem kurzen Blick stellte Jimin fest, dass das eindeutig ein Wohnzimmer war und die Stimmen vom eingeschalteten Fernseher kamen. Es lief gerade eine wichtige Nachrichtensendung und er setzte sich neugierig hin, als plötzlich ein Bild eingeblendet wurde. Das Gesicht.. Das war er! Sofort nahm er die Fernbedienung und machte die Lautstärke um einige Stufen lauter.

"Nach dem jetzigen Stand wird Park Jimin immer noch vermisst. Die meisten Geiseln konnten gerettet werden, nach der Leiche des einzigen Toten wird noch gesucht. Jimin ist 1,73 groß, hat schwarzes.."
"1,74.", unterbrach Jimin den Moderator, der monoton seinen Dialog weiter runterratterte.
"Es ist unklar, ob die Terroristen ihn mitgenommen haben und was die Ziele dieser Entführung waren. Tokyo wird weiter streng überwacht und der Flughafen ist bis zum nächsten Morgen gesperrt."

Der Schwarzhaarige wollte sich gerade vom Fernseher abwenden, als eine nur all zu vertraute Stimme ertönte.
"S-sie haben ihn immer vorne behalten..", schniefte Yumi und sah in die Kamera. Sie wirkte plötzlich um einiges älter und die Falten schienen sich verdoppelt zu haben.
"Nur kurz war er bei mir. Einmal wurde sein Tod schon vorgetäuscht und ich glaube, dass einer von ihnen ihn belästigt hat.. Bitte, komm zu mir zurück Jimin.", sagte sie direkt in die Kamera und schien Jimin anzugucken.

Dieser schluckte und schaltete den Fernseher aus.
"Die reden in jeder Sendung über dich. Bist ein kleiner Star.", ertönte eine andere Stimme im Wohnzimmer, weshalb er zusammenzuckte. Er sah hoch zu Namjoon, welcher nun nur noch ein schwarzes T-Shirt und eine Jogginghose trug, weshalb seine Oberkörpermuskeln gut zur Geltung kamen. Nun setzte der Silberhaarige sich neben ihn und musterte seinen Verband.

"So ein kleines Ding wie du und musste schon so viel durchmachen. Yoongi ist ja immer auf seinem "Niemanden-Außer-Taehyung-Umbringen-Trip" aber dir scheint er den Mord an der Geisel zu verzeihen. Allerdings weiß ich nicht, ob er Jungkook so einfach verzeiht. Eigentlich tut der die meiste Zeit einen auf kalt, aber sobald es um Taehyung geht wird er emotional und labil."

"Ein kleines Ding wie ich.. Pff."
Jimin verschränkte die Arme vor der Brust und wischte sich die Tränen aus den Augen, die sich bei Yumi im Fernsehen gebildet hatten.
"Wenn du die ganzen Bullen bei uns in der Basis siehst.. Dann ja. Breiter als ich."
Namjoon zuckte mit den Schultern und aß Eis, welches er sich wohl aus dem Kühlschrank des Arztes geklaut haben musste.

"Wieso hat Taehyung Yoongis Familie umgebracht?", fragte Jimin mit einem Mal und erntete sich deswegen auch einen überraschten Blick.
"Das fragst du ihn lieber selber.", erwiderte der Ältere und schaltete den Fernseher wieder an.
"Hab ich.. Aber dann bin ich eingeschlafen."
"Tja.. Kann schonmal vorkommen wenn man vor wenigen Stunden angeschossen wurde."

Der Schwarzhaarige seufzte und musterte Namjoon von der Seite.
"Hast du schonmal jemanden umgebracht?", wollte er wissen.
"Klar. Und jetzt würde ich es am liebsten mit Jungkook tun, der labile Pisser..", knurrte sein Gegenüber und biss aggressiv in sein Eis.
"Aber dafür habe ich ihn leider zu sehr lieb."

"Hier bist du!", ertönte da eine Stimme an der Tür und beide sahen zu einem aufgebrachten Yoongi hoch.
"Ich hab mir schon Sorgen gemacht..", murmelte er und setzte sich neben ihn.
"Hast du Hunger? Wir hatten schließlich im Flugzeug nichts."
Jimin überlegte kurz aber schüttelte seinen Kopf. Trotz der langen Zeit ohne Essen hatte er kein Hungergefühl in sich.

"Ich mache dir was.", beschloss Yoongi trotzdem, stand auf und verschwand in den Raum, von dem Namjoon hergekommen war.
"Wieso kümmert er sich bloß so sehr um dich? Erst dachte ich, du wärst seine Lieblingsgeisel oder so.. Aber er lässt dich ja immer noch nicht gehen. Mit nach Korea kannst du aber nicht."
"Wieso?", fragte Jimin verwirrt. Er hatte keine Ahnung, wo er sonst hin sollte und hielt es für das beste, sich von seiner Familie fernzuhalten. Er war ein Mörder, da hatte er Familie und vor allem Menschen wie Yumi nicht mehr verdient.

"Wir dürfen keine Gäste haben. Wenn dann müsstest du das ganze Aufnahmeritual machen und dich als loyal erweisen."
Überfordert sah er den Silberhaarigen an und schüttelte den Kopf. Er konnte doch nicht direkt der Mafia beitreten? Im Moment war ihm auch nicht klar, was Yoongi ihm bedeutete. Natürlich, sie hatten sich zwei Mal geküsst und er hatte einiges über diesen erfahren. Aber war das genug, um unbedingt bei ihm bleiben zu können?

Er sah auf, als die Person aus seinen Gedanken wieder kam und ihm eine warme Suppe reichte.
"Danke..", murmelte er und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, bevor er einen kleinen Löffel Suppe in seinen Mund legte und endlich spürte, dass er doch dringend wieder etwas essen sollte.
"Muss ich in der Mafia aufgenommen werden, um bei euch zu bleiben?", fragte er und sah kurz zum Fernseher, wo wieder ein Bericht über ihn kam.

"Theoretisch schon.. Aber ich denke, dass ich meinen Vater überreden kann, dich trotzdem bei uns zu behalten. Es ist ja klar, dass du ein normaler Mensch und kein Spion bist."
"Da wäre ich mir nicht so sicher.", hörten sie aus dem Nichts eine vierte Stimme und sahen alle zu Jungkook, welcher an der Tür stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

Hijacked || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt