Hijacked || Yoonmin

18.

"Also. Was ist los?", wiederholte Yoongi seine Frage, als sie in seinem Zimmer angekommen waren. Jimin aber schüttelte wieder seinen Kopf und setzte sich langsam auf das riesige Bett.
"Es ist nichts..", murmelte er, denn für den Älteren wären diese Kratzer wahrscheinlich nichts und er hätte sie nicht mal beachtet. Seine Narben zeugten schließlich von viel schlimmeren Wunden.

"Nun zeig schon her..", forderte aber Yoongi weiter und kniete sich vor ihm hin. Durch die Umarmung wusste er, dass sich etwas an Jimins Oberkörper befand und zog deswegen ohne Vorwarnung das Shirt hoch, was ihm Taehyung gegeben hatte.
"Scheiße..", entwich es ihm und er zog dem Jüngeren trotz Protest das Oberteil ganz aus.
"Hat es sehr wehgetan?", fragte er, stand auf und holte einen Verbandskasten.

"Es geht schon.", winkte Jimin ab und sah zur Seite, nur um schon weiter ein paar tückische Tränen auf seinen Wangen zu spüren. Er hasste es, dass er in den letzten Stunden so viel weinen musste. Und als er sich wieder die Tatsache in den Kopf rief, dass er ein Mörder war, hörten sie auch auf, obwohl Yoongi ihn schon besorgt und vorsichtig in die Arme genommen hatte und so eigentlich noch viel mehr Trost bat.

"Es tut mir so leid..", flüsterte er.
"Dass du das alles durchmachen musstest.. Alles wegen mir. Meinem egoistischen Ich. Ich hätte dich von Tag eins in Ruhe lassen und einfach mit den anderen Geiseln freilassen sollen.."
"Sag sowas doch nicht!"
Jimin sah ihn entgeistert an und legte eine Hand an seine Wange.
"Es tut mir leid, dass du dich nicht mehr rächen kannst. Wir kennen uns seit ein paar Wochen und da habe ich doch noch lange nicht den gleichen Wert wie deine Familie erreicht.."

"Doch."
"Hm?"
"Doch, das hast du."
Yoongi sah aus dem Fenster, durch das Sonnenlicht auf sein Gesicht schien und lachte leicht.
"Du merkst es vielleicht nicht, aber den Wert hast du schon lange erreicht."
Jimin konnte nur leicht ungläubig den Kopf schütteln und zischte leise, als der Ältere mit der Reinigung seiner Wunden begann.

"Ich.. werde dir aber helfen. Ich werde dir helfen, Taehyung umzubringen.", presste er hervor und brachte Yoongi mit einem Tuch voller Desinfektionsmittel direkt an seinem Kratzer zum Erstarren. Der Ältere das bemerkte aber schnell und hob das Tuch etwas an, bevor er zu ihm hochsah.
"Das musst du nicht tun.", stellte er klar.
"Doch, muss ich. Wegen mir konntest du ihn nicht töten und wegen mir wirst du ihn töten."

Jimin schluckte, aber für sich tat er das richtige. Er wollte Yoongi wirklich helfen und hatte durch seine kurze Entführung nur noch mehr feststellen können, was für ein psychopathisches Arschloch Taehyung war. Er sah dem Älteren dabei zu, wie er ein großes Pflaster über die Kratzer klebte und auch seine Schusswunde nochmal verband.

"Jimin.. Sag sowas doch nicht. Am liebsten würde ich dich ab jetzt aus allem raushalten, denn sowas zu erleben hast du nicht verdient.."
"Du hast nicht verdient, dich nicht rächen zu können."
Er legte seine Hand wieder an Yoongis Wange und sah ihn an.
"Und außerdem.. Wir müssen mit Jungkook reden. Ich will mich nämlich auch mit ihm verstehen."

"Wow..", hauchte der Blonde und schüttelte den Kopf, woraufhin Jimin verwirrt die Stirn runzelte.
"Wieso bist du so perfekt?", hörte er da plötzlich die gerührte Frage des anderen und guckte nur noch verwirrter.
"Ich bin doch nicht perfekt!", behauptete er und lächelte trotzdem geschmeichelt.
"Doch, das bist du. Im Flugzeug wolltest du alle retten, obwohl das dein Leben hätte kosten können. Und hier willst du mir unbedingt helfen, obwohl ich das gar nicht verdient habe.. Du bist einfach ein rundum guter Mensch."

Die beiden sahen zur Tür, als es dort vorsichtig klopfte und gaben zustimmende laute von sich, sodass sie schnell von Namjoon geöffnet wurde. Etwas beschämt realisierte Jimin, dass er noch kein Oberteil trug und tapste schnell zu Yoongis Schrank, um sich dort ein neues rauszusuchen.
"Jungkook ist in seinem Zimmer. Am besten ihr redet mit ihm, denn ich bin noch zu wütend für sowas."

"Wie geht es dir eigentlich?", fragte der Schwarzhaarige schnell nach, bevor er wieder verschwinden konnte. Überrascht blieb Namjoon stehen und drehte sich zu ihm.
"Mir geht es gut. Eigentlich sollte ich mich wohl von Jungkook verraten fühlen, aber viel mehr spüre ich Mitleid gegenüber ihm."
"Geht mir genauso.", stimme Jimin zu und verschränkte seine Finger mit Yoongis, bevor die beiden aufstanden und zum Silberhaarigen an die Tür traten.

"Ich bin sicher, dass er sich bessern kann. Und du mit deinem kleinen Herzen, in das umso mehr Liebe passt, kriegst das sicher hin."
Namjoon boxte ihm gegen die Schultern und schenkte ihm ein zuversichtliches Grinsen bevor sie losgingen, beziehungweise Jimin Yoongi durch den langen Flur folgte, an dessen Ende Jungkooks Zimmer lag.
"Ich kenne ihn als einen netten und loyalen Freund und ich hoffe, dass er sich bei dir entschuldigen wird.", murmelte der Blonde noch, als er auch schon anklopfte und ohne eine Antwort abzuwarten eintrat.

Jimin kaute auf seiner Unterlippe herum und sah nur langsam auf, um den Braunhaarigen auf dessen Bett sitzen zu sehen. Er wirkte gefasst, aber an seinen roten Augen konnte man erkennen, wie es ihm wirklich ging. Vorsichtig kam er auf ihn zu und blieb vor dem Bett stehen, da er Jungkooks Privatsphäre nicht verletzen wollte. Allerdings hatte er auch keine Ahnung, wie er das Gespräch möglichst sanft beginnen konnte und stand verloren da.

"Ich hoffe er hat dir nichts getan.", murmelte da aber der andere vor ihm und sah langsam zu ihm hoch. Jimin nickte besänftigend und warf kurz einen Blick hinter sich, wo Yoongi stand und ihn unterstützend ansah.
"Er hat mich Yoongi ohne große Vorfälle zurückgegeben. Aber dafür hat er gefordert, dass Yoongi ihn nicht mehr umbringt. Und ich muss sagen, dass ich mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen nichts gutes in Taehyung sehen kann. Ich merke, dass er dir wirklich wichtig ist. Aber kann ich nicht bestätigen, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.."

Jungkook nickte verbittert und sah auf seine Hand, mit der er schon die ganze Zeit nervös herumgespielt hatte.
"Ich hatte gehofft.. Dass er mich vielleicht wirklich genauso liebt, wie ich ihn."
Diese zwei Sätze wurden durch ein Schluchzen unterbrochen und ohne zu zögern beugte Jimin sich vor, um den niedergeschlagenen Jungen vor sich in die Arme zu nehmen.

Soft hours open