5.

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In dem Inneren der Villa erwarteten Jimin Menschen. Viele Menschen, um genau zu sein. Und die meisten von ihnen waren das, was man sich unter typischen Mafia-Mitgliedern vorstellte. Ältere Männer mit Schurrbärten und Zigarren in der Hand. Doch das schlimmste war, dass sie ihn musterten und sofort zu wissen schienen, dass er nicht dorthin gehörte.

"Die gucken immer so.", munterte ihn Namjoon von der Seite auf, legte einen Arm um ihn und ging mit Jungkook und Yoongi neben ihnen durch den langen Gang bis hin zu einem Mann, der ganz an der Front der Ansammlung stand und offensichtlich der Chef dort war.
"Appa.", begrüßte Yoongi ihn.

"Du bist gescheitert.", schnaubte der Mann sofort und sah seinen aufgenommenen Sohn abschätzig an. Jimin konnte nicht anders, als seine Unsicherheit mit weit aufgerissenen Augen preiszugeben. Wo war er hier bloß gelandet? Er schluckte und wagte es nicht, sich umzusehen, denn alle Blicke waren auf ihn gerichtet.

"Du hast ein Flugzeug entführt und warst unfähig, Taehyung hinzurichten.", wiederholte er und warf seine Zigarre achtlos auf den Boden, welche sofort von einem Hausmädchen aufgehoben und weggebracht wurde.
"Ich weiß. Es tut mir leid.", sagte Yoongi und Jimin hatte seine Stimme noch nie so monoton klingen gehört.
"Das ist auch deine Schuld.", fügte der Mafioso hinzu und zeigte mit seinem Zeigefinger, an dem ein dicker Ring hing, auf Jungkook.

"Ich weiß. Es tut mir leid."
Waren die anderen drei plötzlich zu Robotern geworden? Verwirrt sah Jimin zwischen ihnen hin und her, doch niemand zuckte auch nur mit der Wimper. Zwischen all den Männern fühlte er sich wie ein kleiner Junge, dem sie alle ohne große Kraft das Genick brechen konnten. Deswegen sah er schnell wieder nach vorn und merkte, dass der Blick des Mafiosos nun auf ihm lag.

"Hast du mir als Entschuldigung ein Geschenk mitgebracht?", fragte er und guckte dabei Jimin an, redete aber mit Yoongi.
"Nein, ich-"
"Er hat ein Gespräch mitbekommen und weiß zu viel. Wir kümmern uns darum.", unterbrach Namjoon den anderen. Der Kleinere neben ihm hatte dass Gefühl, dass er seinen zwei Freunden wohl schon oft aus brenzligen Situationen rausgeholfen hatte.

"Wieso habt ihr ihn dann nicht gleich getötet?"
Der Mann schüttelte den Kopf und schien ernsthaft enttäuscht zu sein. Am liebsten hätte ihm Jimin eine Ansage gemacht und erklärt, dass keines seiner Worte irgendeinen Sinn gab und wieso er nicht längst getötet wurde. Aber die Angst lähmte ihn, obwohl er nie gedacht hätte, sowas nochmal zu spüren, nachdem er entführt wurde und jemanden umgebracht hatte. Aber die Männer hier im Raum hatten wohl alle mindestens hundertfach so viel erlebt.

"Yoongi.. möchte ihn behalten."
"Sklave also? Mach mit ihm, was du willst. So lange er nicht wegläuft."
Jimin schnaubte leise. Er war wohlkaum ein Sklave und würde ganz sicher auch nie einer werden.
"Ich bringe ihn in mein Zimmer.", murmelte Yoongi, legte einen Arm um ihn und zog ihn mit sich.
"W-", begann Jimin, wurde aber direkt unterbrochen.
"Sch. Nicht hier.", presste der Blonde hervor und ging mit ihm durch die Männer und eine breite Treppe ins deutlich leerere obere Stockwerk.

Er navigierte sich ganz selbstverständlich durch die großen Flure und hielt schließlich vor einer Tür.
"Das ist mein Zimmer.", sagte er, öffnete sie und wartete Jimins Reaktion ab, die nicht ausblieb. Es würde wohl kaum schwer werden, sich ein Bett mit Yoongi zu teilen, wenn es so riesig war. Alles wirkte recht alt, aber trotzdem sehr ordentlich und sauber. Die Wand war in Gold und Rottönen gehalten, genauso wie die Bettwäsche. Ansonsten standen ein paar braune Möbel im Raum.

Vorsichtig trat er ein und fühlte sich schlecht, mit seinen Schuhen den offensichtlich teuren Teppich zu berühren. Yoongi schloss währenddessen die Tür hinter ihm, ging zum Fenster und zog dort die Vorhänge zur Seite, um wohl nach langer Zeit wieder zu lüften.
"Ich mag deine Welt nicht.", begann der Schwarzhaarige, striff sich seine Schuhe ab und setzte sich auf das himmlisch weiche Bett.

"Ich auch nicht.", stimmte der Ältere zu und setze sich neben ihn.
"Hör zu.. Ich schulde dir eine aufrichtige Entschuldigung.", sagte er und sah Jimin aufrichtig in die Augen.
"Wofür?", fragte dieser leise und konnte die riesige Erleichterung nicht vermeiden, dass Yoongi und er doch kein Ende gefunden hatten.
"Eigentlich alles.. Die Flugzeugentführung, dass ich dich bedroht habe, dass du jemanden umbringen musstest.. Ich war geblendet davon, wie sich die Küsse mit dir angefühlt haben. Geblendet von dir. Und ich hatte echt gedacht, dass das so eine kitschige Liebesgeschichte wird und wir für immer zusammen sein können.."

Yoongi schüttelte über sich selbst den Kopf und lachte leicht beschämt.
"Du warst verängstigt und es tut mir leid. Ich hätte dich niemals küssen sollen. Ich war wohl in dem Moment zu verzweifelt.. Und als sie mir Taehyung endlich brachten und dann Jungkook.. Am liebsten wollte ich eine Wand einschlagen. Aber deine Präsenz hat mich beruhigt und Vernunft bewaren lassen. Ich habe da zu viel hinein interpretiert und wollte mich dafür und für alles andere entschuldigen. Dass du jetzt hier sein musst, auch."

Jimin senkte seinen Blick und spürte das verräterische Brennen in seinen Augen. Er hatte keine Ahnung, wie sehr er sowas gebraucht hatte. Und endlich hatte er wieder etwas weiches unter sich und war an einem Ort, der nicht tausende Meter in der Luft war und sich die ganze Zeit fortbewegte. Schniefend sah er eine Träne runterfallen und lehnte sich gegen Yoongi, welcher stumm seine Arme um ihn legte.

"Und jetzt muss ich so tun, als ob ich dein Sklave wäre?", fragte er ungläubig und mit einem belustigten Unterton in der Stimme.
"Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt. Denn das bist du nicht und das weißt du hoffentlich auch."
Yoongis beruhigende Hand strich durch sein Haar und ließ ihn innerhalb einiger Minuten entspannter werden.
"Das weiß ich..", murmelte er und schloss seine Augen.

The best time to update, me thinks

Hijacked || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt