Day 1.3

1.7K 118 43
                                    

"Er hat meine Familie umgebracht. Vor meinen Augen. Erst meine Eltern, dann meinen Bruder. Deswegen will ich ihn umbringen. Aber davor hat er Folter verdient."
"Oh.."
Jimin fielen keine passende Worte ein, nachdem er sowas erfahren hatte. Das erste Mal fühlte er sich nicht komplett auf der anderen Seite als Agust.

"D-das tut mir leid Agust.", murmelte er und stand von seinem Stuhl auf. Seinen Geiselnehmer schien das nicht zu kümmern, also stellte er sich vor das Messer in der Wand und versuchte es unauffällig rauszuziehen.
"Wieso hat Taehyung das getan?", fragte er weiter und stolperte einen kleinen Schritt nach vorn, als er das Buttermesser wieder in der Hand hatte.

"Ach.. Gangkrieg und so 'n Scheiß. Er-"
Jimin ächzte und fing kurz darauf an zu jammern. Sein Versuch, das Messer in Agust zu stechen, war kläglich gescheitert. Schon beim Ausholen hatte der Blonde seine Faust fest gepackt und sie so sehr zusammengedrückt, dass er sich unter dem Schmerz wandte und auf seine Knie sank.

"B-bitte, lass los.. Es tut weh..", bettelte er und sank keuchend auf dem Boden zusammen, als seine Hand wieder frei war. Agust griff nach dem Messer und steckte es in seine Tasche, sodass es nun entgültig aus Jimins Reichweite war.
"Wieso versuchst du das noch? Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht den scheiß Helden spielen kannst!"

Nun wurde der Geiselnehmer wieder lauter und packte das Kinn des Schwarzhaarigen.
"Namjoon? Bring mir die Handschellen!", rief er. Gerufener kam schnell bei ihnen an und reichte sie seinem Boss.
"Ist bei den anderen Geiseln alles gut?", fragte Agust und klang dabei nicht besorgt, sondern bloß sachlich.
"Ja. Es hat niemand Aufstand gemacht und wir beaufsichtigen sie."
"Sehr gut."

Agust wartete, bis Namjoon den Raum verließ und wandte sich Jimin zu, welcher sich wieder aufgerappelt hatte und etwas Staub von seinem Körper putzte.
"Ich werde deinen Tod vortäuschen, wenn du das noch einmal machst. Dich vor allen in die Toilette bringen, schreien lassen und dabei schießen. Dich dann K.O. schlagen und "tot" wieder rausbringen. Willst du das?", fragte er und musterte seine Fingernägel.

"Nein.. Ich lasse es jetzt.", versprach Jimin und meinte das vollkommen ernst. Ein wenig Wille auf Freiheit war noch in ihm, aber fürs erste musste er sich wohl unterwerfen. Yumi würde es nicht ertragen, ihn scheinbar tot zu sehen. Und auch wenn bisher noch nichts passiert war, wusste er, dass Agust auch zur Waffe greifen und ihn wirklich töten würde.

"Gut."
Trotzdem schien der Blonde ihm nicht mehr zu vertrauen und nahm Jimins Hände, um sie an einem Stuhlbein festzubinden und ihn somit dazu zu zwingen, auf dem Boden sitzen zu bleiben. Da kam plötzlich einer der Piloten zu ihnen.
"Es hat sich jemand wegen Kim Taehyung gemeldet!", erzählte er und schon war Agust wieder verschwunden.

Zurück blieb Jimin. Alleine und an einen Stuhl gekettet. Wenn sie jetzt abstürzten, oder eine Chance hatten zu entkommen, würde er wahrscheinlich als letzter hier drinbleiben müssen. Aber hier in der Luft konnte sie sowieso niemand rausholen. Er konnte nicht mehr aus dem Fenster sehen, aber sie mussten sich nun über dem Meer schon weit hinter Japan befinden.

Wenn sie jetzt abstürzten, würden alle ertrinken. Ansonsten bloß er, schließlich war er hier festgebunden und konnte schlecht einen Stuhl mit durch die Tür nehmen. Wie lange der Treibstoff des Flugzeuges wohl noch reichen würde?

Verängstigt sah Jimin sich um und merkte, dass an dem Stuhl festgekettet zu sein ihm mehr Panik bereitete, als es ihm lieb war. Genau deswegen rüttelte er auch nun an den Handschellen und versuchte sie am Stuhlbein aufzuscheuern, doch all das ging nicht. Der Stuhl war am Boden befestigt, also konnte er auch nicht einfach unter dem Stuhlbein durch mit den Handschellen.

Panisch zog er weiter an seinen Handschellen, bis sie schon rote Abdrücke an seinen Handgelenken hinterließen. Tränen stiegen ihm in die Augen und er hatte das Gefühl, jeden Moment sterben zu müssen. Leise entwich ihm erst ein Schluchzen, welches aber schnell mehr wurde und seinen ganzen Körper zum beben brachte.

"Ich will nach Hause.. Oder nach Tokyo, mit Yumi..", jammerte er und schniefte, musste aber nur noch mehr weinen und ließ nun ein lautes Schluchzen vernehmen. Ehe er sich versah war Agust zurück bei ihm und sah ihn verwundert an.
"Was ist?", fragte er und hockte sich zu ihm hin, aber Jimin trat nach ihm, sodass er zurückstolperte.

"Du bist krank! Weißt du, wie viele Menschenleben hier auf dem Spiel stehen? Wenn wir über dem Meer abstürzen, werde ich hier ertrinken, weil du mich festgekettet hast!", schrie er und zog wieder an den Handschellen. Die Tränen wollten einfach nicht mehr aufhören und zu seiner Überraschung stand Agust wortlos auf, um ihm ein Glas Wasser aufzufüllen.

"Du musst dich beruhigen, sonst kriegst du eine Panikattacke.. Aber nach deinen Aktionen solltest du verstehen, wieso ich dich hier festketten musste. Ich werde dich nicht losmachen, das tut mir leid. Auch nicht, wenn es zu einem Absturz kommt. Dein Leben ist mir nämlich egal."
Der Blonde zuckte mit den Schultern und hielt dem verweinten Jimin das Glas vor den Mund.

Dieser guckte ihn zweifelnd und mit großen, leicht geröteten Augen an. Aber er merkte auch, dass er wirklich Durst hatte. Also setzte er vorsichtig seine Lippen an das Glas und wartete, bis Agust es genug geneigt hatte, um ihn daran trinken zu lassen.
"So ist's gut.", murmelte dieser tatsächlich und ließ ihn kurz absetzen, bevor Jimin den Rest Wasser austrank.

"Die Sonne geht unter.", bemerkte er mit einem Blick aus dem Fenster. Von unten konnte er bloß den Himmel und die Wolken sehen, welche sich langsam orange verfärbten.
"Was haben die Piloten über Taehyung gesagt?", fragte er ernsthaft interessiert, aber Agust zuckte bloß mit den Schultern. Aber da merkte er, dass er schon die ganze Zeit angestarrt wurde.

Plötzlich überkam ihn Müdigkeit und er runzelte verwirrt die Stirn. Erst war es bloß leicht, aber schnell konnte er seine Augen kaum aufhalten.
"Es tut mir leid. Gib dich einfach hin..", raunte Agust neben ihm und ehe Jimin sich versah, war er zur Seite gesackt und eingeschlafen.

Hijacked || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt