Erstes Treffen

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„ Er ist sehr schüchtern. Ich glaub, es ist besser, wenn ihr euch persönlich kennenlernt. Er hat einfach ein wenig Angst vor dir. Es ist eine Sache, ob du den Eltern eines einfachen Rudel Mitglieds gefallen musst, oder der Rats Vorsitzenden. Du verstehst das sicher.", erklärte er ruhig. Der Name Stegi war nun mal etwas ausgefallener und er wusste, dass seine Mutter sofort den blonden damit in Verbindung bringen würde. Also genau das, was Stegi nicht wollte im Moment. Während Tim das sagte, hatte Stegi sich aufgesetzt, so dass er jetzt zwischen Tims Beinen saß und sein Rücken an Tims Brust gelehnt war. Er hauchte dem kleineren einen Kuss in den Nacken, welcher nur leise seufzte. „ Sag ihm bitte, dass er keine Angst haben muss. Ich bin kein strenger Mensch, auch wenn es manchmal nicht so rüber kommt. Der Junge ist bestimmt nett und ich glaube nicht, dass er die Machenschaften von Andrew unterstützt. Gerade weil du dich auch nicht an einen solchen Omega binden würdest. Er brauch sich wirklich keine Sorgen machen. Aber mal eine ganz andere Sache. Warum das Gästezimmer? Wenn ihr gebunden seid, wird er doch sicher bei dir schlafen wollen." Schwierig. Zwar glaubte Tim, dass Stegi ab und zu gerne kuscheln kam, aber er brauchte viel mehr Zeit und Ruhe, das ganze hier mal richtig zu verarbeiten. Generell einfach einen Ort, an dem er sicher vor allem und jedem war. „ Das schon, aber ich glaub, er braucht einfach auch einen Rückzugsort. Für ihn ist das alles noch neu und er vertraut Alphas sehr wenig.", erklärte Tim und verschränkte eine Hand mit der Stegis. Mit dem Daumen strich er über Stegis Handrücken. Der kleinere wurde schon wieder träge und schien ab zu schalten. Tim lächelte darüber nur und gab ihm einen Kuss auf den Schopf. Es war so schön den kleineren endlich wieder im Arm haben zu können. So verschlafen und schüchtern war es noch mal süßer. „ Ok mein Schatz, ich muss dann mal weiter machen. Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß." Sofort hörte Tim den teils genervten und gestressten Unterton wieder aus der Stimme seiner Mutter heraus. Es wurde Zeit, dass er einen Teil ihrer Aufgaben übernahm. „ Danke. Wir sehen uns.", murmelte Tim noch zur Verabschiedung. „ Tschüss mein Schatz." Damit legte Andrea auf. Tim packte sein Handy wieder weg und wand sich dann Stegi zu, welcher schon wieder halb im Land der Träume war. Die Bindung schien seinem Körper doch mehr zuzusetzen, als gedacht. Aber wenn er den Schlaf brauchte, sollte er ihn auch bekommen. „ Ruh dich noch ein wenig aus kleiner.", hauchte er dem blonden zu. Ein träges Kopfnicken ging von ihm aus. Es musste keine fünf Minuten dauern, da war er schon wieder eingeschlafen. Mit Stegi hatte er sich echt Arbeit geholt. Nicht in dem Sinne, dass er ihn unterwerfen wollte. Stegi war ein unglaublich ängstlicher und unerfahrener Omega im Umgang mit Alphas. Er vertraute schwer und war vielem gegenüber negativ eingestellt. Das wollte er ein bisschen wieder zurück rücken, sodass er vielleicht ein paar Alphas als mehr oder minder vertrauenswürdig empfand. Aber er mochte den kleineren so wie er war und das mit all seinen Macken und Fehlern. Und wenn manches ein bisschen länger dauerte, dann war das halt so. Sie hatten schließlich alle Zeit der Welt. Der kleinere würde schon noch auftauen. Er wusste ja, wie Stegi früher vor ihrem Streit war und dass er auch anders konnte. Größtenteils war er noch der selbe, aber etwas in seinem inneren hatte sich verändert. Der kleine offene und zutrauliche Omega war aus ihm verschwunden und hatte einen schüchternen, zurückhaltenden und besorgten Omega zurückgelassen. Im Kern war er doch stets der gleiche geblieben. Der süße und liebenswerte Stegi, der es ihm von Anfang an angetan hatte. Seit dem Rafi ihm die beiden vorgestellt hatte. Gott war Stegi damals ängstlich ihm gegenüber gewesen. Er war regelrecht in Panik ausgebrochen, wo sie das erste Mal alleine waren. Auch damals hatte Stegi Alphas gegenüber eher abgeneigt reagiert. Ihm hatte er aber vertraut. Das erste mal alleine getroffen hatten sie sich bei Stegi, wo seine große Schwester mit angelehnter Tür im Nebenzimmer saß. Ja Stegi hatte ziemliche Paranoia geschoben. Doch je öfter sie sich getroffen hatten, desto mehr hatte Stegi diese ihm gegenüber verloren. Genauso schnell hatte er ihn dann aber auch in sein Herz geschlossen und ihm vertraut. Er durfte nicht zu sehr in Erinnerungen schwelgen. Schließlich zählte, dass er das hier und jetzt packte. Auch wenn er es versuchte zu vermeiden, kam er nicht umhin, seine Gedanken zu ihrem ersten Treffen schweifen zu lassen. Damals hatte Rafi seinen Freund eingeladen, zusammen Eis essen zu gehen. Tobi hatte damals noch einen Freund mitbringen wollen, weil er sich alleine nicht getraut hatte. Sie hatten sich bis jetzt nur ein paar mal in der Schule getroffen. Dort war keine all zu große Gefahr von dem Alpha ausgegangen. Schließlich wären genug Leute um sie herum, die ihn helfen würden, wenn Rafi ihm weh getan hätte. Außerhalb der Schule war dieser Schutz nur bedingt da. Und davor hatte Tobi Angst gehabt. Er hatte schließlich am eigenen Leib erfahren, wie aggressiv und primitiv mache Alpha waren. Rafi hingegen war anders gewesen, was ihm Tobi sofort sympathisch gemacht hatte. Für Stegi war dies Anfangs nicht der Fall gewesen. Er hätte Rafi als sympathisch bezeichnet, aber jeder Alpha wollte doch nur das eine. Deshalb war er gar nicht begeistert von dem Treffen gewesen. Tobi zur Liebe hatte er dann aber zugestimmt. Es war ja noch kein Date gewesen, sondern einfach ein Treffen unter Freunden. Daraufhin war Rafi auf Tim zugekommen und hatte ihn gebeten mitzukommen, quasi als neutrale Bezugsperson, damit der andere sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Stegi und Tobi hatten sich zu diesem Zeitpunkt beide schon als Omega präsentiert- Stegi erst vor kurzem und Tobi nur knapp zwei Wochen nach ihm- und Rafi als Alpha. Präsentieren war einfach das erste mal läufig werden als Omega oder die erst brunft als Alpha. Trat keines der beiden auf, war man Beta. Nur Tim selbst hatte noch nicht präsentiert. Somit war nicht klar, ob Alpha, Beta oder Omega. Und Wölfe, die noch nicht präsentiert hatten, waren grundlegend offen gewesen und hatten sich mit jedem angefreundet. Sie konnten sich nicht für was besseres halten, weil sie alle auf der selben Stufe waren. Tim hatte damals nur aus Höflichkeit zugestimmt.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt