Atemlos

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Den Kopf frei bekommen hieß nicht sich aus zu powern. Einen Rest Energie würde er heute Abend noch brauchen. Tim passte sich jedoch schnell dem Tempo des blonden an. Wenn er schon mitkam, wollte Tim ihn auch nicht alleine lassen. „ Du musst nicht so langsam laufen.", brachte Stegi zwischen seiner schnellen Atmung heraus. Wenn er sich nicht darauf konzentrierte, passierte es schnell, dass er Seitenstechen bekam. Tim griff jedoch nur seine Hand, verschränkte ihre Finger miteinander. Stegi hatte das Gefühl das sein Herz wenn möglich noch schneller schlug, als wegen des Laufens schon. Doch er ignorierte es, versuchte sich auf Tempo und Atmung zu konzentrieren.
Sie schlugen den Weg Richtung Wald ein. Diesmal nicht mit der Absicht von einer Klippe zu springen. Sanfter Druck ging von Stegis Hand aus, als er daran dachte. Als ob Tim erraten hätte, an was der blonde dachte. Stegi lächelte sanft vor sich hin, während sie den Waldweg entlang liefen. Langsam aber sicher machte sich die gewünschte Wirkung des joggens bemerkbar. Die Sorgen und Probleme flossen wie Wasser aus ihm heraus, machten einer leere Platz, die nur von dem Geräusch seines laut pochenden Herzens in seinen Ohren gestört wurde. Es machte ihm nichts aus, da es etwas war, was seinen Kopf füllte und alles andere für einen Moment in den Schatten stellte.

Tim hätte in diesem Tempo noch lange durchgehalten, drosselte es dennoch, da er merkte, wie sehr Stegi außer Puste war. Er war allgemein sportlicher als der Omega und ging auch regelmäßig laufen, was man von dem blonden nicht sagen konnte. War aber auch egal, denn er mochte Stegi so, wie er war. Der Atem des kleineren wurde immer schneller und unkontrollierter. Sein Herz schlug so laut und schnell in seinen Ohren, dass er seine Umwelt kaum noch wahrnahm. Tim blieb es nicht lange verborgen, dass Stegi gleich nicht mehr konnte, doch er hatte ihren Weg schon vor einer Weile so gelenkt, dass sie zurück liefen und sie waren eh fast da. „ Lust auf n kleinen hundert Meter Sprint zum Abschluss?", fragte Tim scherzhaft, als sie noch gut hundertfünfzig Meter von der Herberge entfernt waren. Der Blick des blonden wurde entgeistert und in seinem Kopf spuckten nur die Worte, der hat sie nicht mehr alle. Unerwarteter weiße schloss Stegi sich dem Tempo des brünetten an, was dafür sorgte, dass er schwer atmend und mit Seitenstechen zum stehen kam. Ganz großer Fehler. Er stützte die Arme auf seinen Oberschenkeln ab, japste unkontrolliert nach Luft. Sein Herz hämmerte in einem ungesund schnellen Tempo gegen seine Brust und er hatte das Gefühl, er würde wegen Sauerstoffmangel gleich umkippen. „ Versuch gleichmäßig tief ein und aus zu atmen.", vernahm Stegi es undeutlich zwischen dem pochen in seinen Ohren. Er war sich sicher, dass er kein Wort rausbrachte, nickte daher und versuchte ruhig zu atmen. Was leider null klappte. Wenn möglich atmete er jetzt nur noch schneller und unkontrollierter, versuchte so viel Luft zu atmen, wie in seine Lungen passte. Tim zog ihn zu sich hoch, drückte seine Lippen kurz auf die des Omegas. Dieser vergaß vor Schreck zu atmen, erwidern konnte er gleich drei mal nicht. Als Tim sich von ihm löste, holte er ein Mal tief Luft und stieß sie wieder aus, um es zu wiederholen. Stegi bemerkte, dass sein Atem so ruhiger geworden war und auch sein Herz lange nicht mehr so schnell schlug. „ Ich hasse dich.", japste der blonde. Tim lachte nur darüber und strich Stegi durch die verschwitzten Haare, ehe er seine Hand an der Wange ruhen ließ und mit dem Daumen sanft über die Haut strich. „ Ich glaub ne Dusche würde uns ganz gut tun.", hauchte der braunhaarige und löste seine Hand von Stegis Wange. „ Ist das nicht völlig unnötig, wenn wir heute Abend noch mal duschen müssen?", fragte Stegi. Der blonde realisierte nur langsam, was er da von sich gegeben hatte. Sein Mund war schneller gewesen, als sein Verstand. Die Röte, die sich normal auf sein Gesicht geschlichen hätte, war bereits vorhanden durch das laufen. „ Keine Sorge, das Problem lässt sich mit ein paar Taschentüchern ganz leicht beseitigen." Der Alpha hauchte einen Kuss auf Stegis Stirn, ging dann auf die Herberge zu. Der Omega folgte zögernd, ging in das Zimmer seiner Freunde, wo er frische Klamotten aus seiner Reisetasche zog. Stegi schloss die Badezimmertür hinter sich ab, zog die verschwitzten Klamotten aus und stieg unter die Dusche. Er quiekte auf, als das kalte Wasser auf ihn hinab prasselte. Augenblicklich drehte er das warme Wasser auf, presste sich an die wand, um dem kalten Wasser zu entgehen. Als es wärmer wurde, stellte der blonde sich unter den Strahl, schloss entspannt die Augen. Eine Weile blieb Stegi einfach so stehen, genoss das Wasser, was seinen Körper runter lief. Ewig konnte er das Gefühl leider nicht genießen, begann seinen Körper und seine Haare ein zu seifen. Als er die Seife gerade abspülen wollte, klopfte es an der Badezimmertür. „ Bist du bald mal fertig?", kam es gedämpft von Tim. „ Sekunde.", rief er zurück und spülte schnell seine Haare aus. Mit einem Handtuch rubbelte er geschwind seine Haare und seinen Körper trocken und zog sich dann die frischen Sachen über. Er schloss die Tür auf, trug seine dreckige Wäsche rüber und verstaute sie in seiner Reisetasche. „ Machst du dann mal bitte hin, ich will heute noch was zu essen bekommen?" Stegi verdrehte die Augen, folgte Tim dann aber nach unten. Der Speisesaal war bis zum erbrechen voll. „ So bitte sehr. Such doch bitte mal n freien Platz,", grinste Stegi. „ Da drüben ist noch ein freier Stuhl. Dann kuscheln wir halt n bissl." Stegi hätte sich fast an seiner eigenen Spucke verschluckt. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Schweigend nahm er ein Tablett vom Stapel, stellte einen Teller drauf und schöpfte sich und Tim eine kleine Portion Essen auf den Teller. Das meiste würde eh Tim essen, da er nicht so wirklich Hunger hatte. „ Ach komm schon, auf meinem Schoß wirst du heute Abend so oder so sitzen." „ Tim!", gab Stegi gequält von sich und lief wieder rot an. „ Sorry, ich vergesse immer, wie schnell du verlegen wirst."
Stegi lief zu dem einzigen freien Platz, der natürlich zwischen zwei ungebundenen Alpha lag, wobei einer sogar aus seinem Zimmer war. „ Na kleiner, setz dich doch auf meinen Schoß.", grinste der eine dreckig. „ Ganz sicher nicht, der gehört zu mir.", fauchte Tim und legte besitzergreifend einen Arm um Stegi, wodurch dieser leicht zusammenzuckte. „ Er ist ungebunden, also offen für jeden.", gab der andere gleichgültig von sich. Stegi gefror das Blut in den Adern. Das war genau das Beispiel eines Schwanzgesteuerten Alphas, die Stegi so sehr hasste. Und so jemandem wollte er nicht unterliegen. Nicht freiwillig. Allein bei dem Gedanken zog sich alles in ihm zusammen. „ Nur weil er ein Omega ist, ist er kein Spielzeug.", sagte Tim gefährlich leise. „ Ach Tim, Omega haben zwei Aufgaben. Kinder kriegen und den Haushalt machen und dich befriedigen. Zu mehr sind diese nutzlosen Geschöpfe doch eh nicht fähig." Tim war kurz vor der Explosion, dass sah man ihm deutlich an. Der Omega stand nur teilnahmslos daneben, versuchte sich die Kommentare nicht zu Herzen zu nehmen. Irgendwo hatte er ja schon recht. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die er erfolgreich unterdrücken konnte. Er wollte nicht wegen einem dummen Alpha schwach dastehen. Er erwartete, dass Tim an die Decke springen würde, wegen des Kommentars. Er war umso erstaunter, als Tims Stimme weiterhin ruhig und gefasst war. „ Sind sie eben nicht. Omega sind zu so viel mehr fähig und wenn man sie gescheit behandelt erweisen sie dir das auch zurück." Damit war das Gespräch für Tim beendet und er setzte sich auf den Stuhl. Stegi setzte sich zögernd zu Tim auf den Schoß, als dieser ihn auffordernd ansah. Dieser schlang einen Arm um den blonden und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. „ Nimm es dir nicht zu Herzen kleiner. Du kannst mehr als das.", hauchte Tim beruhigend und fing an zu essen. Stegi fing auch an von dem Teller mit zu essen, jedoch war ihm der Appetit schon wieder völlig vergangen. Nach zwei bissen gab Stegi es auf, dass Essen in sich rein zu zwingen. Doch Tim merkte es sofort und führte seine Gabel zum Mund des Omega. „ Mund auf.", forderte der Alpha sanft und er tat, was von ihm verlangt wurde, auch wenn er den Reis nur schwer runter bekam. „ Muss ich doch jetzt füttern, damit du was isst, oder kriegst du das selber hin?", fragte der Alpha besorgt. „ Kein Hunger.", flüsterte der blonde zurück und sah Tim bittend in die Augen. Er sollte ihn nicht dazu zwingen, noch etwas zu essen. „ Bitte iss wenigstens noch ein kleines bisschen was, es war heute anstrengend genug und du bist schon so dünn." Stegi schüttelte zaghaft den Kopf, was Tim seufzen ließ. „ Bitte wenigstens n bisschen Reis und zwei Rosen Blumenkohl.", bat Tim und spießte eine kleine Rose auf, die er Stegi vor den Mund hielt. Der kleinere drehte den Kopf weg, weigerte sich damit etwas zu essen. „ Ich krieg nichts runter Tim, mir hat's den Appetit verdorben. Und wenn ich es auskotze bringt es auch nichts." Seufzend gab der Alpha es auf, Stegi zum Essen zu zwingen und begann weiter zu essen. So dass es noch unauffällig war, kuschelte sich der Omega an Tim.

Bis ihr Teller leer war, hatte der Alpha es geschafft noch drei Gabeln Reis in den kleineren zu kriegen, womit er sich dann zufrieden geben musste. Es war besser als nichts. „ Bringst du das Geschirr weg, ich muss mal kurz weg. Wir treffen uns dann in zwanzig Minuten draußen." Der blonde nickte. Er stand auf, nahm das Geschirr und brachte es zur Rückgabe und begab sich dann in sein Zimmer. Mit seinem Handy und Kopfhörern, die er aus seiner Tasche geholt hatte, ließ er sich auf seinem und Tims Bett fallen und machte leise Musik an. Er zuckte zusammen, als er das Lied erkannte. Fast schon panisch, als hätte er sich verbrannt, drückte er auf weiter. Warum musste den auch genau jetzt Strip that down laufen? Das Lied war nicht mal in seiner Playlist drin und mögen tat er es auch nicht. Sein Gesicht nahm eine rote Färbung an, als er daran dachte, dass er heute mit Tim Sex haben würde. Er zweifelte daran, dass er es wirklich durchziehen würde, aber eine andere Wahl hatte er nicht, wenn er nicht auf der Straße landen wollte. Und Tim zeigte ihm ja, dass er nicht einer der Alpha war, die Stegi hasste. Das nächste Lied war etwas, mit dem er sich schon eher anfreunden konnte. Zumal es nicht so versaut war. -This isn't love von The Royal.- Er schloss die Augen, ließ seinen Gedanken freien Lauf. So dauerte es nicht lange, bis diese automatisch zu Tim und dem, was gleich unweigerlich passieren würde abdrifteten. Und er würde lügen, wenn er sagen würde, dass ihn die Vorstellung nicht anturnte. Leider tat sie das etwas zu sehr. Er riss erschrocken die Augen auf, als er merkte, was mit seinem Körper los war, doch da war es längst zu spät. In seiner Hose zeichnete sich doch ziemlich deutlich eine Beule ab. „ Fuck.", fluchte er. Das durfte doch nicht wahr sein. Das Schicksal schien ihn heute wirklich zu hassen, den genau jetzt ging die Tür auf und einer der Alpha betrat den Raum. Stegi hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, sich auf den Bauch zu drehen, da der andere sonst wahrscheinlich über ihn hergefallen wäre. Nur kam er jetzt nicht mehr ungesehen aus dem Raum raus. Und der andere sah nicht so aus, als ob er in den nächsten Minuten gehen würde. Stegi dankte innerlich etwas höherem, als der Alpha sich mit Kopfhörern und geschlossenen Augen auf sein Bett fallen ließ. Leise stand der Omega auf, trat zur Tür und spähte heraus. Auf dem Gang war niemand zu sehen und zu hören. Also huschte er schnell durch den Gang nach draußen, wo Tim überpünktlich auf ihn wartete. In seiner Hand hielt er einen Rucksack, der ziemlich voll war. „ Du nimmst es echt wörtlich mit dem schnell hinter dich bringen." Ob das auf die Pünktlichkeit oder seine Beule bezogen war, sollte er wohl nie erfahren, den Tim ging sofort los.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt