Ein gut gemeinter Rat

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Wieder tauchte Rafael in seinen Gedanken auf. Er machte sich unglaubliche Sorgen um ihn, während längst schon alles in Ordnung war. Das war einfach nur feige von ihm und so unnötig. Er hasste sich ja selbst dafür. Wieso fiel es ihm nur so verdammt schwer mit ihm darüber zu reden. Rafael hatte ihm mehr als nur einen Schubs in Richtung Tim gegeben, er würde also nichts dagegen haben. Wahrscheinlich würde er ihm sogar um den Hals fallen und ihn abknutschen. Ok nicht direkt abknutschen. Er war immer noch mit Tobi zusammen und glücklich. Aber im übertragenen Sinne. Vielleicht war es auch gerade der Gedanke, dass er es ihm so lange verheimlicht, der ihm unwohl werden ließ. Sollte er das Herr Huber anvertrauen? Er konnte ihm bestimmt einen Rat geben, dass er sich nicht mehr so schlecht fühlte. Abgesehen von sag es ihm. Alleine konnte er das einfach nicht. Im Moment hätte er nichts dagegen, wenn Rafi es so herausfand, wie Tobi. „ Das stimmt. Ich hab Rafael noch nichts von der Bindung gesagt. Irgendwie trau ich mich nicht, obwohl ich weiß, dass er nichts dagegen hätte. Er macht sich halt schreckliche Sorgen um mich und es tut ihn auch nicht gut.", gestand Stegi kleinlaut. Er war sich sehr wohl bewusst, wie dämlich das klingen musste. Beste Freunde und er konnte nicht sagen, dass er an einen super netten Alpha gebunden war. Herr Huber schien dafür aber vollstes Verständnis zu haben. Kein Lachen, keine dummen Kommentare. Seine Worte waren aufrichtig und beruhigend. „ Jeder hat vor etwas Angst Stegi. Ob du es glaubst oder nicht. Ich verstehe dich sehr gut. Du hast Angst, dass er dir übel nimmt, dass du nichts sagst. Ebenso wie du Angst hast, dass alles zu früh war und du einen Fehler gemacht hast. Es war doch alles etwas sehr schnell gegangen. Das ist überhaupt nicht schlimm oder verwerflich. Wenn er wirklich dein Freund ist, wird er zu dir halten und sich freuen. Und davon geh ich fest aus." Diese Worte waren so verdammt wahr. Jedes einzelne von ihnen. Es nahm Stegi einen unglaublichen Druck von den Schultern und nahm ihm auch ein bisschen sein schlechtes Gewissen. Als ob Veni ihm die Freundschaft kündigte, nur weil er ihn etwas gequält hatte, nicht absichtlich natürlich. Zu Tim hatte er ja auch gehalten, trotz seinem Fehler. „ Vielen dank, sie haben mir wirklich geholfen." Sein Lehrer nickte nur und schenkte ihm ein Lächeln. Stegi machte Anstalten auf zu stehen und Herr Huber deutete ihm, dass er gehen konnte. Er schloss die Tür, welche bis jetzt nur angelehnt gewesen war hinter sich und blieb dann im Gang stehen. Wo sollte er hin? Zum Strand runter wollte er nicht. Ohne Tim und Rafi war er den anderen schutzlos ausgeliefert und den nächsten schlag würde sicher er einstecken. Tobi und Rafi waren wahrscheinlich immer noch am knutschen, eventuell sogar wieder am rum machen, da sollte er vorher lieber klopfen. Übel nehmen konnte er es Tobi nicht. Er war schließlich auch nicht besser gewesen. Und es war gut möglich, dass Tobi die Tage auch noch läufig wurde. Oder es sogar jetzt schon war. Meist immer kurz nach ihm, wenn sie nicht durch Rafis Brunft schon ausgelöst wurde. Bei Tim wollte er ungern reinschauen. Dieser schlief wahrscheinlich und Stegi würde ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit aufwecken. Also blieb nur Option Tobi und Rafi. Mal wieder. Er ging zu deren Zimmer, welches gerade mal drei Zimmer von seinem jetzigen Standpunkt entfernt war. Vor der Tür hielt er inne und lauschte. Er hörte ihre Stimmen leise miteinander reden. Trotzdem klopfte er an der Tür. Am Ende hatten die beiden doch nichts an, auch wenn er wusste, wie die beiden ohne Klamotten aussehen. Oft genug waren sie als Kinder in Wolfsform durch den Wald gejagt und hatten sich am Abend in einem Zimmer zurückverwandelt und angezogen. Sie waren so aufgewachsen, daher war es ihnen auch nicht peinlich oder so. Langsam öffnete er die Tür, den Blick auf den Boden gerichtet. Sicher war sicher. Sehen, wie die beiden rum machen wollte er dann doch nicht. Das blieb dann doch lieber eine Sache zwischen den beiden. Auch wenn sie wirklich vieles miteinander teilten. Eigentlich sogar fast alles. „ Wir haben was an, du kannst uns gerne anschauen.", meinte Rafael belustigt, weshalb er den Kopf hob. Tatsächlich lagen beide vollständig angezogen im Bett, Tobi immer noch auf seinem Alpha liegend. Hastig schob Tobi noch etwas unter die Decke und zupfte diese noch mal zurecht. Es war nur eine kleine unauffällige Bewegung, aber er hatte es gesehen. Stegi konnte sich schon denken, was es gewesen war, tat aber so, als habe er es nicht gesehen. Die beiden konnten es miteinander machen, wenn sie wollten. Sie waren alt genug und er konnte Tobi nichts vorschreiben, selbst wenn er jünger wäre. Damit wusste er zumindest, dass Tobi wirklich läufig wurde. Normal ließ er sich nämlich nicht auf sex außerhalb seiner eigenen vier Wände ein, wenn es nicht zwingend nötig war. Doch läufig sein, ohne zumindest einmal sex war fast nicht möglich. Selbst mit Tabletten und Alpha an der Seite. Das hatten sie beide schon durchgemacht. Gerade auch in den letzten Phasen, wo er läufig war, hatte er es kaum mehr ausgehalten. „ Was wollte Herr Huber von dir?", fragte Tobi und richtete sich ein wenig auf, damit er Stegi ansehen konnte. Stegi ließ sich auf dem gegenüberliegenden Bett nieder, sagte dann knapp, dass er sich nach seinem gesundheitlichen Zustand erkundigt hatte. Das mit Rafael ließ er bewusst raus. Er war noch nicht bereit es ihn zu sagen. Der Moment passte einfach nicht. Morgen konnte er das noch in aller Ruhe tun. Es würde sich schon ein guter Moment ergeben und zur Not küsste er Tim, nachdem dieser ihm gratuliert hatte. Das würde passen und wäre nicht zu gezwungen. Dann hatte er auch Tim bei sich, der ihm half, wenn ihm die Worte ausgingen und er zu stottern beginnen würde. Was sicher der Fall sein würde. Wenn er schon so Probleme hatte, überhaupt das Thema anzuschmieden. Das wird schon, dachte er.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt