Gruppenspiele

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Schon jetzt rebellierte sein Körper und er hätte am liebsten aufgehört. Doch wenn er jetzt aufhörte, würden sich alle nur sorgen um ihn machen. Er zwang sich also dazu, runter zu schlucken und einen weiteren bissen zu nehmen. Er kaute ziemlich lange darauf herum, bevor er es schaffte gegen die Weigerung seines Körpers den Bissen zu schlucken. Er quälte sich das ganze Stück runter, auch wenn ihm fast alles wieder hoch kam. Tobi und Rafi hatten jeweils ihre Hälfte gegessen und auch Tim war fast fertig. Nur Stegi hing noch beim ersten Stück und dabei würde es auch bleiben. Er musste jetzt schon die Magensäure daran hindern, seine Speiseröhre hoch zu steigen. „ Stegi was ist? Du wirst schon wieder so blass. Und essen tust du auch kaum.", sprach Tobi das aus, was sie alle bis jetzt nur stumm betrachtet hatten. „ Ich krieg nichts runter. Mir kommt jetzt schon fast alles wieder hoch.", brachte Stegi mühsam mit einer Hand vor dem Mund heraus. Denn er spürte schon wieder das Gefühl sich zu übergeben. „ Verdammt vielleicht ist es besser, du fährst nach Hause. Da kannst du dann zu nem Arzt gehen. Dich hier rum zu quälen bringt doch auch nichts.", schlug Rafi vor. Er machte sich echt Sorgen um Stegi und er wollte einfach nur, dass es ihm gut geht. „ Ich glaub, es liegt einfach an den Umständen. Es spielen gerade viele Faktoren zusammen. Ich mein, Stegi war die Tage erst läufig, er hat unglaublichen Stress und Angst. Vielleicht wird er auch nur krank. Und dann ist es klar, dass er nichts isst. Wenn es ihm nicht besser geht, bis wir zurück sind, werde ich ihn zum Arzt schleifen." „ Wenn er dann noch behandelt wird. Stegi ist dann achtzehn und automatisch ein Omega. Kein Arzt wird ihn mehr behandeln.", unterbrach Veni ihn. „ Doch, wenn ich es sage, werden sie es tun. Wir warten einfach ab ok?" Die drei nickten. Es war ein scheiß Gefühl zu sehen, dass jemand litt und selbst absolut nichts dagegen machen zu können. Der blonde wollte jetzt nichts lieber, als sich an Tim zu kuscheln, doch Veni war da, weswegen er es nicht konnte. Trotzdem blieb sein Blick wehleidig an Tim hängen, der ihn dazu aufforderte zu ihm zu kommen und zu kuscheln. Trotz bedenken rutschte Stegi zu Tim und legte seinen Oberkörper auf dessen Schoß ab. „ Wenn man euch da so liegen sieht, könnte man meinen, ihr wärt gebunden.", rutschte es Veni nach einiger Zeit heraus, in der er die zwei beobachtet hatte. Gott wenn Stegi doch nicht so stur wäre, wäre alles so viel einfacher. „ Rein freundschaftlich.", entgegnete Tim, ehe der blonde überhaupt realisierte hatte, was gesagt wurde. Er war dankbar, dass Tim wirklich ihm zu liebe dicht hielt. Wenn es nach ihm ginge, wüsste Rafi es schon lange. „ Schade, ihr wärt echt ein super Paar.", erwiderte er traurig. Die beiden waren schließlich im Herz und eine Seele, auch wenn ihr Vertrauen etwas geschwächt war. Das war nichts, was sich mit der Zeit nicht wieder hinbiegen ließ. Eine Weile blieben alle einfach so sitzen, versuchten nicht an das Drama im hier und jetzt zu denken. Bis Tobi aufstand und Besteck und Pappe ein zu sammeln und weg zu bringen. Danach wurde es ruhig. Stegi war an seinen Alpha gekuschelt eingeschlafen. Tobi und Rafi hingegen lagen einfach händchenhaltend nebeneinander im Gras, betrachteten den Himmel und genossen einfach den Moment. Wolken verschiedenster Größen und Formen zogen vorbei. Ab und zu konnten die beiden mit sehr vielen Fantasie Figuren in den Wolken erkennen, die teils echt komisch aussahen. Die Somme sank am Himmel immer weiter und weiter. Als es langsam Abend wurde, setzte Tobi sich auf und streckte sich. Rafi setzte sich ebenfalls auf, sah seinen Freund fragend an. „ Wir sollten langsam rein gehen. Am Ende kriegen wir noch Ärger, weil wir nicht drinnen sind." Der Omega wollte gerade Tim antippen, als ihm auffiel, dass dieser, genau wie Stegi am schlafen war. Ihm entwich ein leises:„ Aww.", als er bemerkte, dass Tim sogar einen Arm um den Omega gelegt hatte und Stegi hatte seinen Kopf auf Tims Brust gelegt. Fast genauso wie das letzte Foto, auf dem die beiden am See zu sehen waren. „ Rafi gib mir mal schnell dein Handy, ich will n Foto machen.", bat Tobi mit ausgestreckter Hand. Ohne zu zögern gab er ihm das Handy. Der Omega stand auf, machte ein Foto und betrachtete es dann. „ Oh Gott, das ist so verdammt süß.", hauchte Tobi und gab dem anderen sein Handy wieder, welches er sofort einsteckte. „ Ich möchte sie gerade echt nicht wecken.", murmelte Rafi, beugte sich aber wieder willens über Tim und rüttelte sanft an seiner Schulter, bis er die Augen aufschlug und ihn etwas orientierungslos ansah. „ Wir sollten rein gehen. Kommst du?" Der Alpha richtete sich auf, merkte zu spät, dass da wer auf ihm lag und weckte so den blonden. „ Man ich hab gerade so nen schönen Traum gehabt.", nuschelte Stegi und rieb sich die Augen. „ Na komm.", forderte Tim ihn auf und hielt ihm eine Hand ihn, um ihn hoch zu ziehen. Rafi hob die Decke auf und gemeinsam gingen sie rein, wo bereits einer der Lehrer mit finsterem Blick auf sie wartete. Und mit der Decke in der Hand musste es echt so aussehen, als wären sie außerhalb des Geländes gewesen. Wahrscheinlich am Strand, oder im Wald. „ Ich dachte eigentlich, ich hätte mich klar ausgedrückt. Sie sollten das Gelände nicht verlassen. Das wird Konsequenzen haben, machen sie sich darauf gefasst.", motzte Herr Huber deutlich lauter und wütender als beabsichtigt. Stegi und Tobi hatten schuldbewusst den Kopf gesenkt, musterte nicht wissend was sie sagen sollten den Boden. „ Ihre Aussage war, wir dürfen das Gelände nicht verlassen. Und die Wiese zählt für mich zum Gelände dazu. Oder hatten sie gesagt, dass wir drinnen bleiben müssen?", erwiderte Tim ruhig, mit gefasster Stimme. Sie hatten nichts falsch gemacht, was mussten sie also verstecken. Es war die Wahrheit. „ Nein hab ich nicht. Gut, ich glaube ihnen jetzt mal. Gehen sie zu den anderen. Wir wollten nach dem Essen noch etwas mit allen zusammen machen und es wäre schön, wenn auch alle mit machen.", meinte Herr Huber nachsichtig und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Essensraum. Tim nickte lächelnd, zog dann die anderen weiter. In dem umfunktionierten Gemeinschaftsraum saß gerade mal ein kleiner Bruchteil der Klasse, trotzdem war es unerträglich laut. Rafi entdeckte Max in der Ecke und machte die anderen darauf aufmerksam. Sie quetschten sich durch die paar Menschen, die ihnen im Weg saßen und setzten zu Max und Sarah. „ Geht es dir wider besser? Ich hatte echt Angst um dich.", wollte Max wissen, kaum dass sie neben ihm saßen. Das letzt was er mitbekommen hatte, war wie der blonde umgekippt war. „ Es geht mir gut, mach dir keine Sorgen. Mir war nur schlecht, weil es so heiß war. Die Ärzte haben gesagt, dass es nicht so schlimm war, wie es aussah.", versicherte Stegi ihm mit Nachdruck. „ Sicher, dass alles ok ist? Ich hab das Gefühl, dass es dir schon seit Tagen schlecht geht. Bist du sicher, dass da nicht mehr ist? Du kannst uns alles sagen, wir sind für dich da.", meinte Max und legte dem Omega eine Hand auf die Schulter. „ Mein Gott, es ist alles ok. Mein Kreislauf ist zusammengesackt, weil ich kaum was esse. Was erwartest du? Ich hab keinen Bock mehr auf so ne scheiße.", fuhr Stegi ihn aufgebracht an. Aus einer Kurzschlussreaktion heraus stand er auf und setzte sich von dem anderen weg, sodass er den Blick von den vieren weg gerichtet hatte. Keiner der vier stand auf und ging zu dem blonden rüber. Stegi brauchte Ruhe und das wusste jeder der vier. Und solang er nicht aus dem Raum ging, musste sich keiner Sorgen machen. Der Raum füllte sich langsam mit Schülern und bald schon baten die Lehrer um Ruhe, um irgendetwas zu sagen. Bis es wirklich ruhig war dauerte es jedoch eine Weile. Durch stumm die Klasse anschauen, wurden sie schließlich nicht ruhig. „ So da sie nun endlich einmal ruhig sind, kann ich ja sagen, was wir jetzt machen werden. Bleiben sie bitte erstmal so sitzen, damit wir sie in Gruppen einteilen können." Die Lehrer gingen durch die Reihen, gaben jedem eine Nummer und schickten sie in eine der Ecken. Stegi fand sich ziemlich schnell in der beim Fenster wieder, doch weder Tim, noch Veni oder Tobi waren in seiner Gruppe. Natürlich waren die drei in einer Gruppe. Mehr Pech konnte man gar nicht haben. Er blickte rüber zu Tim, der seinen Blick entschuldigend und gleichzeitig auch mitleidig erwiderte. Das Mitleid konnte er sich gerade sonst wo hin stecken. Zu allem Übel kam gerade einer der Alpha auf ihn zu, mit einem ekelhaft breiten Grinsen im Gesicht. Sofort wurde Stegi einen Kopf kleiner, wollte sich am liebsten in Luft auflösen. Er spürte, wie sich dessen Hand auf seinen Rücken legte und gefährlich weit nach unten rutschte. Stegi wollte sie Hand des Alphas von sich schieben, doch dieser zischte nur:„ Je mehr du dich wehrst, desto unsanfte werde ich mit dir umgehen."

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt