Eine Fahrt zur Hölle

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Er musste irgendwann eingeschlafen sein, den als Stegi aufwachte, war es hell draußen und die Umgebung hatte sich verändert. Mehr ins ländliche. „ Na Stegi, auch mal wach?", grinste Max, weshalb Stegi ihn fragend ansah. Er verstand nicht, auf was der Beta so kurz nach seinem aufwachen hinaus wollte. „ Du Langschläfer hast die komplette Fahrt verschlafen. Inklusive zwei Ansagen. Das du bei der Lautstärke nicht wach geworden bist, wundert mich.", erklärte Max ihm, auf seinen fragenden Blick hin. „ Ach so.", murmelte Stegi noch leicht verschlafen. Er wollte gerade wieder die Augen schließen, als ein ohrenbetäubendes Geräusch ihn aufschrecken ließ. Das hatte er verschlafen? Irgendwie ziemlich unwahrscheinlich, da er sonst auch bei jedem kleinen Geräusch aufwachte. „ So wir sind da. Benehmen sie sich bitte einer Abiturklasse entsprechend. Bis die Zimmer eingeteilt sind, müssen sie sich noch gedulden. Danach können sie das Gelände erkunden. Abendessen ist um sieben. Ich appelliere noch mal daran, dass Sie unter Menschen sind. Also unterlassen sie alles, was sie als Wolf enttarnen würde. Ansonsten genießen Sie die Fahrt." Zimmer einteilen, waren sie dafür nicht alt genug?, schoss es Stegi durch den Kopf. Sie waren fast alle volljährig und keine vierte Klasse, die zum ersten Mal auf Klassenfahrt war. Aber die Fahrt war dazu da, neue Freundschaften zu knüpfen und das würde nicht passieren, wenn man sie die Zimmer einteilen ließ. Solange es keine Alpha waren, die sich an ihm vergreifen wollten, war dem blonden fast jeder recht. Während sich alle aus dem Bus drängten, blieb Stegi sitzen, schließlich wollte er nicht zerquetscht werden. Zierlich genug war er, um übersehen zu werden. Einer der Lehrer kam gerade aus dem Gebäude heraus, als er aus dem Bus stieg. In der Hand hielt er ein paar Schlüssel und sein missmutiger Ausdruck zeigte deutlich, dass etwas nicht stimmte. „ So hören sie mir bitte gut zu. Es gab einige Probleme bei der Buchung und das hat zu Fehlern geführt. Kurz gesagt, wir haben nur die Hälfte der Betten zur Verfügung, die wir eigentlich bräuchten. Die Betten sind jedoch groß genug, sodass sie da problemlos zu zweit reinpassen. Sie werden zumindest alle eine eigne Decke bekommen. Tut mir wirklich leid, aber wir können nichts ändern, alle Zimmer sind ausgebucht. Wer gebunden ist schläft deshalb automatisch mit seinem Partner in einem Bett, der Rest wird zugeteilt. Stellt sich mal jeder hier rüber, der gebunden ist. Natürlich mit jemandem aus der Stufe." Einige nahmen dies erfreut zur Kenntnis, dass sie mit ihrem Partner in einem Bett schlafen konnten, bei den ungebundenen gab es da eher unmutslaute und genervtes seufzen. So wirklich toll fand es jetzt niemand, als achtzehnjähriger neben jemand x beliebigem zu schlafen, mit dem man nicht zusammen war. Bis auf Stegi war ausnahmslos jeder Omega gebunden. Einige der Alpha waren ebenfalls noch ungebunden, den Großteil machten jedoch die Beta aus. Es gab gerade mal zwei gebundene Betapaare in ihrer Stufe. Die konnten sich mit dem binden ja auch alle Zeit der Welt lassen. „ So ich werde sie jetzt einteilen. Und es wird nicht hin und her getauscht. Eine Woche werden sie wohl überleben." Das konnte doch nicht gut enden. Das der blonde damit recht behalten sollte, erfuhr er sogleich, als sein Name aufgerufen wurde und danach der eines Alphas. Die wollten ihn fertig machen. Zu allem Übel kannte er den Alpha auch noch, da er früher mal mit diesem befreundet war. Es wäre sogar fast mehr aus ihnen geworden. Bis der Alpha etwas getan hatte, was Stegi nicht nur zutiefst verletzt hatte, sondern auch sein Vertrauen zu ihm und sämtlichen Alphas bis auf Veni restlos zerstört hatte. Und er wusste, dass er es keine Woche neben diesem in einem Bett aushalten würde. Er verband immer noch zu viel mit diesem, auch wenn er ihn zutiefst verletzt hatte. Ein ganz kleiner Teil in ihm hoffte, dass er sich geändert hatte. Schließlich hatten sie seit dem Vorfall nur das nötigste in Gruppenarbeiten geredet und das auf eine sachliche und Thema bezogene Art. Doch ein viel größerer Teil in ihm sagte, der Alpha ist wie jeder andere und wolle ihn nur ausnutzen. Als er dann noch in das Zimmer mit ausschließlich umgebundenen Alphas und einem willenlosen Omega gepackt wurde, war ihm bereits klar, dass er die Woche nicht überleben würde. Wenn nur schwer verletzt, gebunden und vielleicht sogar schwanger. So undenkbar war es gar nicht. Wobei da müssten sie ihm schon zwingen, seine Pillen ab zu setzen. Damit hatte er relativ schnell angefangen, nachdem sich der erste Alpha an ihm vergriffen hatte. Stegi wurde in seiner Annahme nur bestätigt, als die vier Alpha mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht zu ihm sahen. Oh Gott. Er wand schnell den Blick ab, tauchte in der Masse an Schülern ab. Tobi musterte den blonden besorgt, da dieser ziemlich blass geworden war. Aufmunternd zog Tobi ihn in eine Umarmung, in der er sich einfach fallen ließ. „ Keine sorge Stegi, ich werde schon dafür sorgen, dass die dich in Ruhe lassen.", gab Rafi hinter ihnen beruhigend von sich. „ Selbst wenn, ich überleb keine sieben Tage neben einem Alpha und dann auch noch Tim. Ihr wisst doch, was passiert ist.", flüsterte er zitternd. „ Auch wenn du das wahrscheinlich nicht hören willst, Tim is immer noch ganz ok und ziemlich korrekt. Das damals war ne scheiß Aktion. Aber ich kann dir versichern, dass es ihm echt leid tut. Wir können aber erstmal ab warten. Zur Not schlafen wir zu dritt in nem Bett ok? Tobi liegt normal eh zu nem Dreiviertel auf mir, da findest du auch noch Platz. Und den Tag verbringst du eh draußen oder bei uns im Zimmer. Mach dir mal keinen Kopf." Auch wenn absolut nichts ok war, nickte Stegi. Er war sich sicher, dass diese Fahrt eine fahrt zur Hölle war. Oder so etwas in der Art. Tobi nahm ihn an der Hand und zog ihn mit sich, da Stegi wohl sonst noch Jahre dort gestanden wäre und den Boden gemustert hätte. Die beiden teilten sich ein Zimmer mit dem Betapärchen und zwei weiteren Alphas und deren Omegas. Da diese gebunden waren, verhielten sie sich Stegi gegenüber neutral. Das Zimmer war dem blonden jetzt schon lieber ob mit oder ohne Tobi und Rafael. „ Ich denke hier hält man es aus.", murmelte Rafi und ließ sich auf eines der Betten fallen. Stegi setzte sich zögernd auf die Bettkante. In Gedanken legte er sich bereits einen Plan zurecht, wie er die Woche überleben konnte. Es würde weit aus mehr verlangen, als einen Alpha und einen Beta an seiner Seite, die ihn beschützten, wenn ein Alpha ihm zu nah kam.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt