Püppchen

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„ Wollt ihr auch was von dem Kuchen, oder wollt ihr mich nur dumm anstarren?", fragte Stegi, ohne auf etwas vorher gesagtes einzugehen. Die Antworten ergaben sich von selbst, fand er. Was sollte er auch noch groß sagen? Er wollte jetzt nicht ein neues Fass mit dem Thema aufmachen. Das war ihm persönlich zu doof und er hatte gerade echt nicht den Nerv dafür. „ Du bist.", stellte der brünette überrascht fest. Der Mund weit offen und die Augen groß. Mist das hatte er ja total vergessen. Diskutieren wollte er das schon gleich drei mal nicht. „ Ich weiß das. Ist keine große Sache. Kommt mal vor. Reden wir lieber über was anderes.", unterbrach Stegi den Lockenkopf und tat das Thema ab. Ja es war selten und? Kein Grund ewig darüber zu reden. Der Rest hatte es schon breit genug getreten. Um das nochmal zu verdeutlichen, schob er sich demonstrativ ein Stück Kuchen in den Mund. Zugegeben schmeckte er wirklich lecker. Mittlerweile hatte sich auch Tim wieder beruhigt und aß seinen Kuchen weiter, was Tobi und Rafi schon lange taten. Sie hatten sich von nichts stören lassen. Immer noch etwas baff nahmen sich auch die beiden ein Stück Kuchen. Ruhe kehrte endlich mal wieder ein, während sie Kuchen aßen. Stegi genoss diese in vollen Zügen. Unter dem Tisch griff er nach Tims Hand und verschränkte diese. Musste er halt mit der anderen Hand essen, dass war ok. Tim lächelte ihn lieb an und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. Egal wie sehr er lange Küsse mittlerweile liebte, die kurzen Küsse auf die Stirn waren ihm immer noch die liebsten. Es hatte etwas vorsichtiges und gleichzeitig vertrautes an sich, was Stegi so liebte. Sonderlich lange sollte diese Ruhe aber nicht anhalten. Genau genommen so lange, bis er das Stück Kuchen gegessen hatte. Einer der Alpha kam zu ihnen an den Tisch. Eigentlich wollte Stegi ihn ignorieren, doch er stützte sich am Ende des Tisches ab und musterte ihn intensiv. Stegi mochte diesen Blick gar nicht. Es hatte etwas, was ihm nicht sonderlich gefiel. Aber auch das versuchte Stegi zu ignorieren und trank einen Schluck aus seinem Glas. Hoffentlich zog er einfach bald wieder ab. „ Na Püppchen, wie ist es so achtzehn zu sein und zu wissen, dass man auf der Straße leben muss?", fragte der Alpha total gelassen und lehnte sich näher an Stegi. „ Püppchen?", rief Stegi entsetzt und Tim knurrte bedrohlich. Das Stegi jemand einen so abwertenden Spitznamen gab, passte ihm mal so gar nicht. Der Omega war doch kein Spielzeug. Das ging eindeutig zu weit in Tims Augen, genau wie in Stegi. Gerade war Stegi es einfach nur leid, auf solche Kommentare zu antworten. Und er wusste jetzt schon, dass es nicht das letzte Mal sein würde. Sie würden ihn immer so nieder machen und ihn verspotten. Einfach weil er das war, was er war. Ein Omega. „ Falls es dich interessiert, ich bin gebunden und sehr glücklich damit. Wenn du nun so frei wärst mich, meine Freunde und meinen Freund in Ruhe feiern zu lassen. Und wenn ich noch einmal höre, dass du mich Püppchen nennst, wird das Konsequenzen für dich haben. Sowas ist unter aller Sau. Das dürfte aller höchstens Tim und selbst bei ihm wäre es abwertend. Obwohl er mein Alpha ist. Man kann nicht mit den Omega umspringen, wie es einem gerade passt. Wir sind auch nur Wölfe, die ihren Platz suchen. Und jetzt verzieh dich bitte und lass mich in Ruhe. Aber wenn du mir noch nen gefallen tun willst. Du könntest ruhig mal allen Alpha sagen, dass ich glücklich vergeben bin und keinen dummen Spruch brauche. Damit würdest du mir sehr viel Arbeit abnehmen." Seine Stimme war laut genug, dass man ihn eigentlich im ganzen Raum hören konnte. Natürlich war es seine Absicht so viele Alpha wie möglich auf einmal abzudecken. Damit war er hoffentlich vor weiteren Kommentaren erstmal geschützt. Ausnahmslos alle starrten ihn mal wieder an, aber das war egal. Sollten sie doch. Sie konnten auch gerne tuscheln. In ner Woche wäre das eh kein Thema mehr. Ja er war der letzte ungebundene Omega gewesen, ja er war rebellisch. Und? Musste deswegen jeder Alpha, der ungebunden war ihm so nen Spruch rein drücken? Musste jeder versuchen ihn zu missbrauchen? Was war er froh, jetzt halbwegs in Sicherheit zu sein. Beschützt von Tim und seinem neuen Status, an den er sich definitiv erst gewöhnen musste. Ganz sicher würde es nie werden, gerade weil Tim und er die Rudel Führung eines Tages übernehmen würden und sie sich mit ihrer Art generell nicht sonderlich beliebt gemacht hatten. Zumindest bei dem Teil, der noch zur alten Ansicht stand. Und das waren nun mal einige Alpha. Stegi hoffte ja immer noch das eines Tages alle ein wenig lockerer mit dem Bund umgingen, so wie er und Tim. Nicht dieses klassische Bild. Andererseits würde das zu seinen Lebzeiten nicht passieren, was ihn schon irgendwo traurig machte. „ Jungs ich geh hoch. Würde gerne noch mit meiner Familie telefonieren." Das halbe Stück Kuchen ließ er einfach stehen und verschwand. Stegi versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie genervt er von dem Kommentar des Alphas und den ganzen Blicken war. Hoffentlich kam ihm keiner nach. Er ging nämlich nach draußen, um da zu telefonieren, weil er in seinem Zimmer wahrscheinlich auch keine Ruhe finden würde. Tief seufzend ließ er sich im Gras nieder und entsperrte sein Handy. Sollte er auch mal wieder aufladen. Er wählte die Nummer seiner Schwester, da diese am ehesten daheim war und ans Handy ging. Nach kurzer Wartezeit nahm sie auch schon ab. „ Na Stegilein, wie ist es so achtzehn zu sein?", fragte sie neckend und der blonde seufzte. Großartig. Er hatte jetzt schon wieder haufenweise Probleme und für keins eine Lösung. „ So weit ganz toll. Abgesehen von ein paar ätzenden Alpha." „ Ach Stegi.", seufzte seines Schwester. „ Gibt es den gar keinen Alpha, der für dich in frage kommt? Ist Tim nicht noch ungebunden? Vielleicht versuchst du es noch mal." Hier war der Punkt, wo seine Laune endgültig in den Keller sank. Darauf antue er gerade echt keinen Bock.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt