Von Schmerz und Gegenleistungen

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Es war zumindest mal ein Anfang. Und wenn sie daheim wären und Stegi bleiben durfte, würde er Tim zeigen, wie dankbar er war. Würde ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen und bedingungslos alles machen, was der Alpha von ihm wollte. Das war das Mindeste, was er tun konnte. „ Ist schon ok Stegi. Ich liebe dich und glaub mir, ich würde alles für dich tun, um dich im Sicherheit und wohl behütet zu wissen. Du musst mir nichts zurück geben.", antwortete Tim und lächelte leicht in seine Richtung trotz der Schmerzen, die von seinem Körper ausgingen. Der andere hatte ihn wohl doch heftiger erwischt, als er gedacht hatte. Solange sein Omega das aber nicht abbekommen hatte, war der Schmerz für ihn erträglich und nur halb so schlimm. „ Wirklich danke Tim. Ich hab das viel zu selten diese Woche gesagt.", versuchte Stegi es noch mal. Die anderen beiden betrachteten das ganze nur stumm. Wobei Tobis Lippen ein leichtes Lächeln zierte. Die beiden waren schon süß zusammen, dachte der kleinere der beiden. Stegi machte sich viel zu viele Gedanken seit er mit Tim zusammen war. Natürlich liebten sie einander, auf welche Weise auch immer. Doch er hatte natürlich Angst was falsch zu machen und auf der Straße zu landen. Es war alles neu für ihn und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und durfte. Und da lag das Problem. Stegi verstand einfach noch nicht, dass Tim kein klassischer Alpha war und ihm nie schaden würde und auch keine Gegenleistung von ihm verlangte. Rafael hingegen verwirrte von den beiden. Er konnte nicht sagen, was das zwischen den beiden war. Von Tims Seite aus war ja klar, was da von Gefühlen war, aber Stegis Seite war unklar. Einerseits wirkte Stegi ihm gegenüber vertraut und zugeneigt. Andererseits war er dann aber distanziert und zurückgezogen. Er gab Tim nur so viel Nähe, wie es brauchte, dass er bei ihm blieb und ihn nicht alleine ließ. Normal konnte er Stegi ja einschätzen, aber gerade war er ein einziges verschlossenes Puzzle aus dem er einfach nicht schlau wurde. Von Stegis Seite konnte da alles an Gefühlen sein, aber er glaubte nicht, dass der blonde Tim so vertraute, dass es schon für eine Beziehung reichte. Das wäre einfach noch zu früh. Doch allein schon, dass er sich so weit traute, war ein großer Fortschritt, um den er froh war. Er würde Stegi nicht bedrängen, damit er womöglich noch blockte. „ Is gut Stegi. Ich weiß das. Und hör bitte auf damit dich für alles zu entschuldigen oder zu bedanken. Ich weiß das auch so. Du musst mir für nichts etwas zurück geben. So funktionieren gute Freundschaften. Man tut etwas, weil man den anderen mag und nicht, weil man etwas will. Versteh das bitte kleiner. Ich bin keiner dieser Alpha.", gab Tim erste gemeint, aber doch freundlich von sich. Stegi war einfach noch viel zu unsicher. Mit der Zeit lernten sie beide noch miteinander richtig umzugehen. Sie mussten beide eine gesunde Mitte zwischen ihnen finden. Und gerade Stegi musste lernen blind und ohne nachdenken zu vertrauen. „ Aber." versuchte es Stegi erneut, doch er wurde sofort wieder unterbrochen. „ Stegi bitte. Ich hab gerade andere Probleme. Das du es nur gut meinst weiß ich." Betrübt seufzte der blonde auf. Nicht mal so etwas einfaches konnte er richtig machen. Oh man. Es würde sicher nicht lange dauern, bis er wirklich auf der Straße saß. Ein vielleicht zwei Monate, mehr nicht. Wenn es ganz gut lief vielleicht sogar ein halbes Jahr. Er konnte nur hoffen, dass Tim den Bund so schnell nicht lösen wollte. Sonst könnte er sich wenigstens noch versuchen ein eigenes Leben auf zu bauen. Wie kam er nur auf so dumme Ideen. Tim jeden Wunsch von den Lippen ablesen? Er führte sich auf, wie einer dieser willenlosen Omega und er merkte es nicht mal. Das schlimme war, er fand den Gedanken nicht mal abwegig oder schrecklich und er machte es freiwillig. Es war zum kotzen. Warum war er so? War sowas einfach normal? Er könnte sich noch Stunden den Kopf darüber zerbrechen. Wichtiger war im Moment nun mal Tim. Eine Minute später waren sie an der Herberge angekommen. Rafael hielt ihnen die Tür auf, durch welche sie auch durch schlüpften. „ Tobi kannst du mir bitte schnell aus der Küche irgendein Tuch holen? Das hier ist durch." Angesprochener nickte und beeilte sich aus der Küche ein Tuch zu holen. Der Brünette blieb stehen, damit er nicht den ganzen Boden voll tropfte. Er legte das Kinn an die Brust, den Kopf nach vorne gelegt und ließ das Blut laufen. Erst jetzt merkte er, dass es nicht nur seine Nase, sondern auch seine Hand blutig war und an seiner Hose mehrere Flecken waren. Ein dumpfes pochen ging von seiner Hand aus, aufgrund des Bluts konnte er nichts erkennen. Woher auch immer das kam. Das Taschentuch war mittlerweile durchtränkt und seine rechte Hand war auch schon ganz rot. Langsam lief es nämlich seinen Unterarm hinab. Tobi kam mit neunen Tüchern wieder, reichte sie Tim, der es sich sofort wieder unter die Nase hielt. Eins behielt Tobi und wischte das Blut vom Boden weg. Die drei liefen die Treppe hoch in das Zimmer von Tim, da es am nächsten war. Sofort beugte er sich über das Waschbecken und spülte mit kaltem Wasser erst mal das Blut von seiner Hand und schöpfte es sich dann ins Gesicht. Stegi nahm ein Tuch und fing an das Blut, welches ihm die atme runter gelaufen war, oder auf seine Brust getropft war weg zu wischen. „ Tim stopf dir mal n Taschentuch in die Nase, Kopf leicht nach vorne und setz dich aufs Bett. Ich will mal nach deinem Auge schauen." Nickend schaltete Tim das Wasser aus, zerriss ein Taschentuch, drehte es und stopfte es sich in die Nase. Dann ließ er sich aufs Bett sinken, den Kopf trotzdem leicht an die Brust gelegt. Das pochen in seinem Körper ließ langsam nach, aber es würde schon noch mal schlimmer werden. Je nach dem, was mit seiner Hand war. Es war gut, dass Stegi das nicht abbekommen hatte. Der Omega war noch mal etwas empfindlicher, was Schmerz anging. Das lag einfach in der Natur.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt