Gut gelaunt

245 21 0
                                    

Veni hauchte ihm noch einen Kuss auf die Schläfe, ehe er sich von Tobi löste und selbst nach seiner Zahnbürste griff. Der Omega drehte das kalte Wasser auf, schöpfte sich dieses ins Gesicht, um ein bisschen wacher zu werden. Er trocknete sich kurz ab, wand sich dann an den Alpha neben ihm. „ Ich zieh mich an und geh rüber. Kommst du nach?" Der andere nickte, deswegen ging Tobi rüber und zog sich schnell eine neue Boxershorts, ein Shirt und eine Hose an. Er schlüpfte durch die Tür, schlich auf leisen Sohlen nach drüben und öffnete die Tür. Sofort zischte einer der Alpha:„ Mach die Tür zu und lass ja das Licht aus." Rein aus Provokation hätte er gerne das Licht angemacht, ließ es aber bleiben. Solange Veni nicht in der Nähe war, würde er keinen anderen Alpha freiwillig provozieren. Oftmals hatte er bei Stegi schon gesehen, wie das ausging und auch er selbst hatte es einige Male erlebt, als er noch ungebunden war. Besonders schön war es nie ausgegangen. Gerade bei Stegi, der manchmal ziemlich offen das ausgesprochen hatte, was ihm gerade in den Gedanken rum schwirrte. Stegi und Tim schliefen beide noch eng aneinander gekuschelt. Und mit eng meinte er wirklich eng. Stegi lag ja schon halber auf dem Alpha. Dieser hatte auch einen Arm um den blonden gelegt. Dem blauäugigen entwich ein seufzen. Gott war das süß. Tobi ging vor dem Bett in die Knie, strich Stegi über den Rücken, der sofort seine Augen flatternd aufschlug und den Kopf leicht anhob, um Tobi ansehen zu können. Er sah zerknautscht aus, so wie man halt aussah, wenn man unfreiwillig geweckt wurde. Aber er sah besser aus. Sein Gesicht hatte wieder mehr Farbe und seine Augen waren nicht mehr so matt und glänzend. Mitgenommen sah er trotzdem aus. „ Was ist los?", gähnte der blonde und kuschelte sich wieder an Tim, der nur ein Brummen von sich gab. Schien wohl noch nicht wach zu sein. Eine Weile konnte er ja auch noch schlafen, dachte Tobi. Genau wie Veni hatten sie beide aus verschiedenen und teils auch den selben Gründen viel zu wenig Schlaf diese Woche bekommen. Da sei es ihm gegönnt, wenn er mal schlafen konnte. „ Langsam wach werden. In zwei Stunden müssen wir fertig sein. Außerdem hätte ich es gerne mal, dass du was isst.", bat Tobi flüsternd. Wenn Stegi ihnen nicht noch mal umkippen sollte, dann musste er langsam mal wieder etwas essen. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit war. Sein Körper brauchte die Energie. „ Und dafür hast du mich geweckt?", fragte Stegi nicht ernst gemeint genervt. Er wusste, dass Tobi wusste, dass er es meist nie so ernst meinte, wie er klang. Das hatte er über Jahre der Freundschaft herausgefunden. „ Wenn du nicht aufstehst sag ich Veni dass.", fing Tobi an. Natürlich würde er das nicht tun. Stegi wollte es nicht und das akzeptierte er, auch wenn er dafür seinen Gefährten anlog. Der blonde war ihm wichtig und er würde ihn nicht in unangenehme Situationen bringen. Tat Stegi eigentlich auch nie bei ihm, aber bei der Bindungssache konnte er es nachvollziehen. Er wäre auch unsicher an Stegis Stelle. „ Untersteh dich.", unterbrach Stegi ihn und richtete sich auf. Sie machten aus sich in einer viertel Stunde unten zu treffen. Deswegen ließ Tobi ihn in Ruhe und ging wieder rüber. Rafi war mittlerweile auch fertig, war gerade am Handy. Wahrscheinlich schrieb er seinen Eltern. Er hatte den brünetten diese Woche kaum bis gar nicht am Handy gesehen. „ Kommst du?", fragte er, weshalb der andere sein Handy sperrte und es in seine Tasche gleiten ließ. „ Natürlich." Unten herrschte schon betrieb, obwohl es so früh war. Sie ließen sich erstmal auf einen freien Platz fallen, um auf die anderen zu warten. „ Wie geht es eigentlich Stegi?", fragte Veni unsicher. Hoffentlich war er nicht all zu angeschlagen, nach allem was gestern passiert war. Darüber wollte er sich jetzt nicht auch nich Sorgen machen. „ Er sieht noch ein bisschen angeschlagen aus, aber es geht ihm sichtlich besser.", erwiderte Tobi nur. Es war die Wahrheit. „ Dann ist ja gut. Könntest du vielleicht mal mit ihm reden? Nur weil er jetzt halt zu Tim geht ist er nicht sicher. Vielleicht schaffst du es ja, ihn dazu zu bringen, sich an Tim zu binden. Ich will ihn jetzt nicht dazu zwingen, aber ich will mir nicht andauernd sorgen um ihn machen." Stegi ich schwör dir, dass kriegst du zurück. Noch viel länger lüg ich Rafi nicht für dich ab. „ Tim ist auf nem guten Weg das zu erreichen. Gib den beiden Zeit. Und hör auf dich jetzt deswegen verrückt zu machen. Früher oder später werden die beiden es schon tun." Wohl eher früher als später, wäre es Tobi fast rausgerutscht. Gerade so konnte er sich davon abhalten. „ Sicher?", hackte Rafi nach. Wenn der nur wüsste. „ Ganz sicher.", sagte Tobi mit so viel Überzeugung wie es ging. Es würde nur nicht mehr passieren, weil es schon passiert war. Und er würde Stegi demnächst dart zwingen, es Rafi zu sagen, wenn er es nicht selbst tat. Er konnte Stegi wirklich gut verstehen, aber er musste auch ihn verstehen. Seinen Gefährten an zu lügen konnte auch das Vertrauen zwischen ihm und Veni zerstören und das wollte Tobi nicht. „ Morgen Jungs.", ertönte es hinter ihnen von Stegi. Scheinbar hatte Tobi ihm von seiner Motivation abgegeben. Seiner Meinung nach war er viel zu gut drauf, nach allem was die Tage passiert war. „ Wie kannst du bitte so fröhlich sein, es ist viel zu früh dafür.", merkte Veni mit einem Gähnen an. Am liebsten würde er sich noch mal hinlegen und ne Stunde schlafen, damit er halbwegs wach war. Er schlief ja schon halber wieder ein. „ Ich bin halt mal gut drauf. Außerdem war ich in letzter teilt viel zu selten so gut drauf.", entgegnete der blonde fröhlich. „ Gibt's n Grund dazu?", fragte Rafi, musste dabei aber wieder gähnen. Er war definitiv zu müde, auch wenn er die Nacht mal durchgeschlafen hatte. Und jetzt hatte er zwei so gut gelaunte Omega neben sich. Das konnte was werden. Zumal, wo war Tim eigentlich? Sag bloß der schlief noch und ließ ihn mit den beiden alleine. „ Warum brauch ich nen Grund um fröhlich zu sein?", wollte Stegi wissen. Tobi war doch fast jeden Tag so gut gelaunt,- es gab natürlich Ausnahmen wie Tests oder Tode und Tage, an denen er krank war oder es seinen Freunden schlecht ging- da müsste Rafi das doch eigentlich gewöhnt sein. Gut Tobi war anders fröhlich. Manchmal ging er einem damit richtig auf die Nerven, wenn er wirklich euphorisch war. Meist war er aber dieses still gelaunte fröhlich, was man ihm zwar anmerkte, aber nicht wirklich wahr nahm. Stegi selbst sah man wirklich an, dass er gut gelaunt war. Normal redete er dann sehr viel und an seiner Stimme konnte man schon hören, dass er gut drauf war. In letzter Zeit hatte man das selten und nur für kurze Momente gesehen. Wenn er mal vollkommen von Tobi und Rafi abgelenkt wurde und alles um sich herum vergessen hatte. Auch das war selten gewesen. Nach der Schule hatte er entweder geschlafen, um sich ab zu lenken, oder er war arbeiten gewesen, um wenigstens noch etwas erspartes zu haben, um erstmal über die Runden zu kommen. Selten war er überhaupt bei den beiden gewesen und die hatten ihn dann versucht auf zu muntern. Aber wer hätte ahnen können, dass die Lösung all seiner Probleme die ganze Zeit ein paar Minuten weit weg gewohnt hatte.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt