Stegi spielt mal wieder Tomate

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Stegi boxte ihm augenblicklich für das klein in den Arm. Den auch wenn er im Vergleich zu seinem Alpha ein Zwerg war, war er für einen Omega doch recht groß. Wobei Tobi ihn noch mal um ein paar Zentimeter überragte. „ Wir werden es ihnen nicht sagen. Spätestens wenn wir wieder daheim sind und ich nicht auf der Straße sitze, werden sie es herausbekommen.", tat Stegi die Sache mit einem Schulterzucken ab. „ Heißt das, wir können deinen Geburtstag so richtig feiern und müssen ihn nicht totschweigen?", fragte Tim grinsend nach. Stegis noch fröhlicher Blick wechselte zu empört und genervt. „ Untersteh dich. Nur weil es jetzt nen Grund zum feiern gibt, heißt das nicht, dass wir es auch tun müssen. Ich will des jetzt net an die große Glocke hängen, verstehst du?" Tim nickte verständnisvoll. Trotzdem würde er für die ein oder andere Kleinigkeit sorgen. Man wurde ja schließlich nur ein mal im Leben achtzehn. „ Aber gegen n kleines Geschenk hast du doch sicher nichts oder?", fragte er nach, auch wenn er Stegis Antwort schon kannte. Der Omega mochte Geschenke noch nie. Ein selbst gebackener Kuchen, ein guter Film und die pure Anwesenheit seiner Freunde hatte ihm immer gereicht. „ Tim du machst mir das größte Geschenk allein damit, dass wir uns binden und ich nicht auf der Straße lande. Das ist so viel mehr Wert, als alles andere auf dieser Welt. Ich brauch wirklich nichts.", lächelte Stegi und küsste Tim kurz aber innig. Den Vorsatz es gefühllos zu halten, hatte er schon lange über Board geworfen. Und ab und zu Tim zu küssen, war noch im Rahmen des freundschaftlichen. Er liebte Tim zwar nicht mehr so wie früher, dazu war es noch zu früh, der Streit noch nicht vergessen, aber die Gefühle würden wie alles weitere entweder mit der Zeit kommen, oder nicht. Und wenn es das nicht tat, war es auch nicht schlimm. „ Wollen wir was essen gehen? Wir haben beide kaum was gegessen die letzten Tage." Etwas forderndes lag in Tims Stimme. Stegi war schon so dünn und er wollte nicht, dass dieser umkippte. „ Gerne. Wenn es dann noch gut schmeckt, wäre das mega.", kicherte Stegi. Wie sehr hatte Tim das in den letzten Jahren vermisst. Er war so unendlich froh, den kleinen wieder bei sich zu haben. Und diesmal würde er ihn nicht mehr los lassen. Sie liefen das Stück in die Herberge zurück, wobei sie ohne Umschweife in den Speisesaal gingen. Heute war anscheinend ein guter Koch in der Küche, den es gab Plinsen. Und als Stegi ein kleines Stück von der auf seinem Teller abriss, um zu probieren, musste er feststellen, dass diese auch noch verdammt lecker waren. „ Hey die schmecken ja echt gut.", sprach er seinen Gedanken laut aus, um Tim zu versichern, dass sie genießbar waren und er sich auch einen nehmen konnte. Dieser riss jedoch ein Stück von Stegis ab und probierte es. „ Ey hol dir selbst einen!" „ Heul doch, ich wollte nur probieren." Stegi nahm sich noch ein kleines Schälchen Nutella mit, um es auf der Plinse zu verstreichen. Bei der Platzwahl waren sie relativ frei, da die meisten noch schliefen. Es war aber auch noch zu früh, um aufstehen zu müssen.
Als Tim sich neben dem Omega fallen ließ, war dieser bereits am Essen. Und ihm viel auf, dass der blonde immer noch keine Schokolade essen konnte. Jede Eis Sorte konnte er essen, ohne danach auszusehen wie ein dreijähriger. Nur Schokolade nicht. Das Eis ging dann oft an Kinn, Nase oder Wange. Und mit Nutella war war es genau das selbe. „ Kleiner du hast da Nutella auf der Nase.", bemerkte Tim und deutete mit dem Zeigefinger auf die Stelle an seiner Nase. Stegi versuchte vergeblich, die Stelle mit seiner Zunge zu erreichen. „ Weg?", fragte er. „ Nein weiter oben.", sagte der Alpha belustigt. Stegi versuchte es noch Mals, doch Tim leckte kurz seinen Finger ab und wischte das Nutella von seiner Nase. „ Jetzt ist es weg. Wobei es da wahrscheinlich in drei Sekunden schon wieder sein wird.", kicherte Tim, wenn man das bei seiner tiefen Stimme überhaupt so nennen konnte. „ Arsch, ich kann Nutella auch ohne es in meinem Gesicht zu verteilen essen.", zickte Stegi und streckte dem anderen seine Zunge raus. Dieser verdrehte nur die Augen und begann seine Plinse zu essen. Und kaum schielte er rüber zu dem Omega, hatte dieser Nutella an seiner Wange. Tim ließ es vorerst unkommentiert. Es würde ihm schon früh genug auffallen. „ Was machen wir  eigentlich heute? Wir haben nicht frei, so viel weiß ich.", nuschelte Stegi mit vollem Mund. „ Wir gehen wandern.", schallte es vom Nachbartisch, wo einer der Lehrer, eine Beta saß. „ Danke.", lächelte er freundlich, nur um dann genervt auf zu stöhnen. Das war wirklich das letzte, was er gerade tun wollte. Da wäre er noch lieber in ein Museum gegangen. Musste man wenigstens nichts machen, außer dem Typen hinterher zu trotten, der was über die Sachen da sagt. Wandern war dagegen so anstrengend. „ Hast dir ja nen guten Tag ausgesucht, um wieder gesund zu sein." Stegi murrte genervt. Innerlich lachte der brünette, nach außen zeigte er einen mitleidigen Ausdruck. Der Omega hatte laufen schon immer gehasst, wenn es Berg auf und ab ging. Beim Ausdauerlauf hatte er komischer Weise nie protestiert. Naja sofern es nicht zu warm war. Nachdem beide fertig mit essen waren, beschlossen sie noch eine Runde draußen spazieren zu gehen. Die anderen machten nämlich keine Anstalten auf zu stehen. Sie brachten ihr Geschirr weg und Tim entfernte schnell mit dem Daumen die letzten Reste Nutella von Stegis Gesicht. Als sie nach draußen gingen, kam ihnen ein verschlafen wirkender Veni entgegen, der sie nur fragend anblickte. „ Es geht ihm gut.", versicherte er dem Alpha. „ Er scheint die ja ganz schön den Kopf verdreht zu haben. Oder trägst du deine Shirts neuerdings immer falsch rum?", grinste Veni. Tim sah an sich herab, musste feststellen, dass er sein Shirt einmal auf links gedreht trug und dann auch noch vorne und hinten vertauscht war. „ Deswegen hast du vorhin so gelacht. Hättest ja auch mal was sagen können... Wo ist eigentlich Tobi?", fragte der brünette, als ihm auffiel, dass man seinen Freund mal ohne den Omega antraf. „ Schläft. Hab ihm gestern ne Schlaftablette untergejubelt. Der hätte sonst die ganze Nacht nicht schlafen können.", meinte Rafi zerknirscht. Er wusste genau, dass Tobi ihm das ziemlich übel nehmen würde. „ Ok. Dann sehen wir uns später.", meinte Tim und ging dicht gefolgt von Stegi nach draußen, wo er sich erstmal sein Shirt über den Kopf zog und es umdrehte. Der Omega nutzte die Gunst der Stunde, um möglichst unauffällig den Oberkörper des anderen zu mustern. Zwar hatte er ihn schon mehrmals oben ohne gesehen, aber seitdem letzten Mal hatte er deutlich mehr Muskeln. Gestern hattet er da nicht so wirklich drauf geachtet. Gerade würde er da mit seinen Fingern nur zu gerne drüber fahren. Doch das konnte er noch zur Genüge, wenn. Die Röte machte sich wieder in seinem Gesicht breit und er blickte zu Boden. Was dachte er da? „ Hey du Spanner. Du kannst mich noch heute Abend noch zu genüge beobachten und auch anfassen, wenn du willst.", raunte er dem kleineren ins Ohr. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken, als er daran dachte. „ Tim lass es. Schlimm genug, nur daran zu denken, dass du..." Er brach ab. Er konnte den Satz beim besten Willen nicht beenden, dazu war es zu peinlich. „ Was? Das ich auch heute Abend küsse, dass ich dich heute Abend an mich binde? Oder das ich dich heute Abend ficke?", wollte Tim belustigt wissen. Der Ton in Stegis Gesicht war noch dunkler geworden und er blickte verlegen auf den Boden. Tim legte seine Hand sanft unter sein Kinn und drückte es hoch, sodass er dem brünetten in die Augen sehen musste. „ Dir muss es nicht peinlich sein, sowas aus zu sprechen. Wir sind unter uns. Sprich es einfach aus.", forderte Tim und blickte ihn liebevoll an. Verhemmt schüttelte er den Kopf. Es war ihm verdammt peinlich so etwas aus zu sprechen. Der Alpha fing auf ein Mal an, Stegi durch zu kitzeln, was den Omega schon nach kurzer Zeit nach Luft japsen ließ. Tim hatte von hinten die Arme um Stegi geschlungen, kitzelte ihn dennoch weiter, sodass er nicht abhauen konnte. „ Wenn du es sagst, hör ich auf.", schlug Tim als Kompromiss vor. Stegi schüttelte wieder nur mit dem Kopf, versuchte die Hände des anderem zu greifen, um ihn davon ab zu halten, ihn weiter zu kitzeln. „ Tim ich mach mir gleich in die Hose.", jammerte Stegi japsend. Ein verzweifelter Versuch, dass der Alpha von ihm ab ließ. Leider erfolglos. „ Ich hab noch ein paar Boxershorts extra, ist also kein Problem.", gab Tim amüsiert von sich. Es war echt lustig, wie Stegi alles versuchte, nur um solche Worte nicht in den Mund zu nehmen. „ Ist ja gut, jetzt hör auf.", japste Stegi nach einer weiteren Minute lachend und leicht außer Atem. Tim hörte auf den kleineren zu kitzeln, hielt ihn dennoch an den Handgelenken fest, damit er nicht abhauen konnte. „ Schlimm genug, dass du mich heute Abend nackt unter dir liegen hast und theoretisch alles mit mir machen könntest, ohne das mir jemand helfen kann. Ja und das du mich heute Abend fickst.", nuschelte der blonde peinlich berührt mit hoch rotem Kopf. Den Blick auf etwas in der Ferne gerichtet. Tim dabei in die Augen zu schauen war fast noch schlimmer, als es einfach nur aus zu sprechen. „ Du weißt, dass ich das nie tun würde.", hauchte Tim und legte dem kleineren eine Hand unters Kinn, um dieses sanft nach oben zu drücken, damit Stegi ihn ansehen musste. „ Ich weiß. Hoffe ich zumindest." Der Alpha lächelte sanft und wuschelte ein mal kurz durch die etwas längeren blonden Haare. Der Omega murrte etwas, was wohl in Richtung meine Arme Frisur ging und versuchte sie wieder zu richten. „ Das kriegst du so was von zurück.", murrte der kleinere und ging weiter. „ Heute Abend kriegst du erstmal was von mir.", provozierte Tim ihn weiter, woraufhin er nur den Mittelfinger gezeigt bekam. Der brünette lachte kurz auf und folgte dann Stegi. Die Hitze in seinem Gesicht wollte partou nicht abflauen. Aber wenn der größere weiterhin solcher zweideutigen Anmerkungen machen würde, würde sie wahrscheinlich nie weg gehen. „ Komm her meine kleine Tomate. Ich hör ja schon auf.", murmelte der brünette und hauchte Stegi einen Kuss auf den Schopf. Während sie weiter auf dem Gelände der Herberge herum liefen, flaute die Röte in Stegis Gesicht endlich wieder auf eine normale Farbe ab. Als es kurz vor acht war, mussten sie gezwungen zurück, da der Bus gleich los fahren und sie zu irgendeinem Berg bringen würde, auf den sie dann ein mal rauf und wieder runter klettern konnten. Abends würden dann alle übermüdet ins Bett fallen. Nur er und Tim nicht. Er wurde wieder rot und genau jetzt musste ihnen Tobi und Veni entgegen kommen. Tobi sah dabei wesentlich erholter aus, als Veni. Er schien es seinem Alpha auch nicht übel zu nehmen, dass er ihm eine Schlaftablette untergemischt hatte. „ Stegi spielt mal wieder Tomate.", lachte Tobi sogleich. „ Fresse.", zischte Stegi zurück. „ Bist ja wieder ganz der alte. Gehts dir besser als gestern?", kicherte Veni amüsiert. „ Als ich noch nicht wusste, dass wir heute wandern gehen schon." Alle begannen zu lachen. Sie bekamen sich jedoch ziemlich schnell wieder ein und Tim und Stegi gingen hoch zu ihrem Zimmer, um sich dem wandern entsprechend an zu ziehen. In Shorts und Barfuß sollte man bei dem Wetter nicht wandern gehen. Es hatte letzte Nacht geregnet, dadurch war der Boden schlammig und es war kalt. Missmutig trotteten sie nach unten, wo bereits eine große Schülermenge wartete. Die Lehrer bedeuteten ihnen, sich nach den alten Klassenverbänden auf zu stellen, damit sie durchzählen konnten. Die vier gingen also zu ihrem Klassenlehrer und warteten, bis dieser durchgezählt hatte. „ Ok vollzählig. Dann dürfen sie jetzt in die Buse." Sofort entstand Gedränge um die besten Plätze. Würde das jemals aufhören? Sie bekamen leider keine vier Plätze in direkter Nähe, dafür wenigstens zwei Zweiersitze. Tim ließ Stegi den Platz am Fenster, wobei Stegi gar nicht heraus schauen wollte. Er lehnte seinen Kopf an Tims Schulter und schloss die Augen, um zu dösen. „ Du kriegst heute Nacht schon noch genug Schlaf." Der brünette bezog sich dabei auf die Aussage des Omegas, er würde so viel schlafen, um die Zeit in bequemen Betten zu nutzen, bevor er sie nicht mehr hatte. Stegi verstand das jedoch völlig falsch und bezog die Aussage auf ihr Vorhaben am Abend. Sein Gesicht nahm wieder die Farbe einer Tomate an und er boxte Tim in den Arm. „ Hör auf, oder ich setz mich weg." Einige Sekunden wirkte der Blick des Alphas verwirrt, ehe er drauf kam, wie der blonde die Aussage aufgefasst haben musste. Tim hob abwehrend die Hände und erklärte, wie es gemeint war. Trotzdem entschuldigte er sich für die ungünstige Wortwahl. Stegi nahm die Entschuldigung an und ließ seinen Kopf wieder auf Tims Schulter sinken. So verbrachten sie die einstündige Fahrt weitergehend schweigend aneinander gekuschelt. Als sie dann zur 'Freude' der meisten endlich da waren, machten sich die Lehrer sofort motiviert an den Aufstieg. Die Schüler folgten eher weniger begeistert.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt