Alpha

204 22 2
                                    

„ Tobi lügt nicht. Du hast das selbe Zeichen wie ich. Dein Rang ist Alpha." Kopfschüttelnd lief Stegi ins Bad, zog sein Shirt runter und beobachtete das Zeichen an seinem Schlüsselbein. Es war das eines Alphas, ganz klar. So ganz wollte er das immer noch nicht glauben. Stegi und Alpha? Was kam noch? Das eröffnete ihm so viele Möglichkeiten. Ihm standen alle Türen offen. Er musste nur noch hindurchgehen. All das leid, all der Widerstand und die Niedermache von sämtlichen Alpha zahlte sich endlich aus. Jetzt könnte er wirklich was in der Politik ihres Rudels bewegen. So standen sie was die Rudelführung anging im Gleichgewicht, also zählten die Stimmen des restlichen Rudels. Schließlich wurde seit er denken konnte, das Rudel von einem Alpha, in diesem Fall der Familie Timolia und zwei Beta, der Familie von Andrew geführt. Die Chance was zu bewegen war auf einmal zum greifen nah. Vor Freude stieß Stegi einen spitzen Schrei aus. Damit weckte er so ziemlich jeden in dem Zimmer noch schlafenden Alpha. Und wahrscheinlich auch die Menschen in den Zimmern nebenan. Egal, er konnte endlich das tun, was er schon immer gewollt hatte. Er musste sich dazu anhalten, vor Freude nicht auf und ab zu springen. „ Fresse du wertloser Omega. Nur weil du jetzt achtzehn bist, muss das nicht jeder hören. Ab Montag sitzt du eh auf der Straße." Stegi konnte nur anfangen zu lachen. Wie schön es war hier wieder kratzbürstige Kommentare abzugeben und sicher zu sein, dass man ihn mental nicht so stark verletzen konnte. Endlich hatte der alte Stegi wieder zu ihm zurück gefunden und die Kontrolle übernommen. Von dem würde er sich nie mehr verabschieden. Zu sehr hatte er diese Seite an sich selbst vermisst. Stegi trat wieder ins Zimmer, schaute von welchem der Alpha der Spruch gekommen war, da er die Stimme nicht zuordnen konnte. „ Weißt du, was das schöne ist? Du hast mir gar nichts zu sagen. Der einzige, der mir noch was sagen darf, ist der da. Und weißt du was, ich bin mit ihm zusammen. Sowohl er als auch ich hauen dir eine rein, wenn du noch einmal sowas sagst. Das verspreche ich dir hoch und heilig. Heißt also, behalt deine dreckigen Griffel bei dir. Sonst kannst du was erleben.", kam es gefährlich ruhig von dem blonden. Tim konnte darüber nur lachend den Kopf schütteln. Das war der Stegi, in den er sich damals verliebt hatte. Diese Seite hatte ihn magisch angezogen. Etwas, was er bei noch keinem Omega vorher gesehen hatte, zumindest in nicht so extremer Weise. Stegi war schon immer ein kleiner Rebell gewesen. Sein kleiner Rebell. Noch immer war es ungewohnt ihn wieder so nennen zu können. Es würde auch noch eine Weile so bleiben, bis das wirklich richtig bei ihm ankam. Das er noch mal mit Stegi zusammenkommen würde, hätte er nicht mal zu träumen gewagt. Allein schon noch mal normal mit ihm zu reden, war ein halbes Weltwunder. Vor ein paar Wochen noch, hätte Stegi ihn nicht mal angeschaut, selbst in einer Gruppenarbeit. Von normal sprechen ganz zu schweigen. „ Können wir eventuell raus gehen? Auf noch so nen dummen Kommentar hab ich keine Lust.", maulte Stegi. Er wollte einfach nur weg von diesen Alpha. „ Na dann auf. Unten wartet noch ne Kleinigkeit auf dich. Ist von uns allen." Jammernd stöhnte Stegi auf. Hatte er es doch gewusst. Die drei hatten was geplant. Wie sollte es auch anders sein. Was sollten sie sonst gemacht haben. Nein existierte in ihrem Wortschatz einfach nicht. „ Keine sorge, nur ne Kleinigkeit. Wirklich. Nichts, was du dir nicht gewünscht hast. Das hab ich dir doch versprochen. Du weißt doch, ich halte das, was ich verspreche. Genau wie du." Gewünscht hatte er sich nichts, dass wüsste er wohl. Was hatte er also nicht auf dem Schirm? Traditionen, aber da gab es nichts, was sie hinbekommen würden. Von schenken konnte man da auch nicht sprechen. Es waren dumme Kleinigkeiten wie das wecken eben, was sie einfach aus Spaß jedes Mal wieder machten. Naja es würde schon nichts schlimmes sein. Tobi und Veni verschwanden schon nach unten. Erst da fiel ihm auf, dass er noch mal in deren Zimmer müsste. Gerade als er ihnen nach wollte, fiel sein Blick auf Tims Koffer. Die beiden hatten wohl Klamotten für ihn mitgebracht. Seine Tasche konnte er wirklich mal hier rüber holen, wobei es sich kaum noch lohnte. Sie fuhren morgen eh wieder heim. Geschwind nahm er den Stapel von Tims Koffer und verschwand im Bad. Nur kurz darauf kam Tim rein und schloss ab. „ Du bist der Wahnsinn kleiner. Erst das mit Veni und dann der Kommentar zu dem Alpha, grandios. Ich glaub Tobi hätte dich abgeknutscht dafür, dass du es ihm endlich gesagt hast.", murmelte Tim und zog sich, wie Stegi auch die Schlafklamotten aus. Ja Tobi hätte das wirklich getan, würde es vielleicht sogar noch tun. Dabei hatte der kleinere sich von dem Alpha weggedreht. Es war ihm immer noch peinlich nackt vor Tim zu sein. Auch wenn er seit einer Woche mit ihm in einem Bett schlief, sie mehrmals als Kinder und Jugendliche nackt voreinander gewesen waren und sie miteinander geschlafen hatten. Doch gerade wo er seine Boxershorts angezogen hatte, schlangen sich zwei Arme um seinen Bauch. Überrascht quiekte der blonde auf. Sein Herz machte einen kurzen Satz. Scheiße hatte er sich erschrocken. „ Entspann dich kleiner. Ich tu dir doch nichts. Das weißt du doch." Sanft küsste Tim ihm im Nacken und ließ ihn dann los. Langsam drehte er sich zu Tim um und sah ihm in die Augen. Kein Vorwurf lag darin, nur ein sanftes Lächeln, welches ihm zeigte, dass es ok war. „ Ich bin das noch nicht gewöhnt Tim. All die Jahre musste ich bei jeder solchen Berührung Angst haben, dass sich wer an mir vergreift. In meinem Kopf ist das einfach so verankert. Von heut auf morgen geht das nicht weg, auch wenn ich weiß, dass du es bist. Du wirst das noch ne Weile mitmachen müssen.", murmelte Stegi geknickt. Es klang doch so, als vertraue er Tim nicht, wenn er so zusammen zuckte und aufschrie. Aber er war das nicht mehr gewöhnt mit guten Absichten. Tobi und Veni hatten ihn nie von hinten umarmt, sondern immer so, dass er sie gesehen hatte und wusste, dass er keine Angst haben musste. „ Ist doch alles gut kleiner. Du brauchst dich dafür doch nicht entschuldigen. Ich weiß doch, dass das alles neu für dich ist. Wir machen langsam ok? Wie du selbst gesagt hast, dass ist eine Sache der Gewöhnung, dass kommt nicht von heut auf morgen."

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt