Erinnerungen

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„ Danke. Ich weiß nämlich langsam net mehr, was ich sagen soll, um ihn zu beruhigen." Stegi sah ihm entschuldigend in die Augen, was dieser mit einem:„ Schon ok.", abtat. Er wusste ja, wie viel Überwindung es ihn allein gekostet haben musste, Tim wieder zu vertrauen und sich an ihn zu binden nach dem, was er damals abgezogen hatte. Selbst war er nicht dabei gewesen, aber Rafi und Stegi hatten eine identische Geschichte erzählt. Bis auf den Teil, wo Stegi und Tim alleine gewesen waren. Doch auch das glaubte er seinem besten Freund. Als er dann von Rafi erfahren hatte, was passiert war und dass er einen völlig aufgelösten Stegi bei sich hätte, wäre er am liebsten sofort zu Tim gegangen und hätte ihm eine reingehauen, dafür dass er Stegi verletzt hatte. Dieser brauchte ihn damals aber dringender, deswegen ließ er es an den Abend sein. Dafür hatte er Tim am darauffolgenden Schultag- an dem er da war- eine gescheuert. Mitten auf dem Schulhof. Der Alpha der Pausenaufsicht hatte, verdonnerte ihn zwar zu nachsitzen, aber das war Tobi egal gewesen. Das er unsicher war und es erstmal für sich behielt, war ok. Aber langsam musste er es sagen. Ob er wollte oder nicht. Rafi weiter an zu lügen wurde immer schwerer für ihn. Was sollte er auch sagen, um ihn zu beruhigen? Als ungebundener Omega bei einem Alpha Schutz zu suchen, darauf stand nunmal die Todesstrafe, sowohl für Alpha, als auch Omega, dem konnte er nichts entgegen setzen. „ Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag es einfach.", bot Tobi ihm lieb gemeint an. Wenn Stegi solche Probleme damit hatte, wollte er ihm ja nur helfen. Stegi nickte nur. Ohne Worte kramte Tobi sein Handy und Kopfhörer heraus und sie hörten einfach Musik. Tobi war ein Freund von 'alter' Musik und auch Stegi fand ziemlich großen Gefallen daran. Das was gerade so rauskam war nicht so das wahre. Bei manchen Liedern fing Tobi sogar an mit zu summen, was dem grünäugigen nur ein Lachen entlockte. Er fing bei einem seiner Lieblingslieder selbst an mit zu summen. Wieder mal musst er feststellen, wie ähnlich sie sich doch waren. Sie hatten halt schon immer alles zusammen gemacht, hatten Vorlieben und Abneigungen für die selben Sachen entwickelt, sich gegenseitig geholfen und beschützt. Ihre Freundschaft war schon etwas besonderes, was man so nicht oft fand. So genossen sie einfach die ausgelassene Stimmung zwischen ihnen. Das sie die Leute neben sich störten, war ihnen relativ egal. All zu laut sangen sie nun auch wieder nicht. Die Fahrt brachten sie so relativ schnell hinter sich. Kaum das sie draußen waren, wurden sie von den Lehrern getrennt und in kleine Gruppen gesteckt. Zu Stegis Erleichterung fand er in seiner Gruppe den Alpha aus Tobis Zimmer. Er sollte diesen echt mal nach seinem Namen fragen. Leider war keiner seiner Freunde mit in der Gruppe, was ein bisschen schade war. Aber auch keiner der drei war in einer Gruppe. Entweder es war wirklich willkürlich, oder die Lehrer wollten, dass man sich mal mit anderen Leuten unterhält und sich mit denen vielleicht anfreundet. Es war zwar noch ein anderer Alpha und zwei Beta in seiner Gruppe, aber er brauchte sich keine Sorgen machen, dass jemand ihm was tat. Sein Blick schweifte über seine Klassenkameraden und traf sich schließlich mit dem seines Alphas. Tim sah etwas wehleidig zu ihm herüber. Nach dem Motto, ich will bei dir sein, deine Hand halten und dich küssen. Stegi würde sich selbst belügen, wenn er sagen würde, dass er dies nicht gerade auch wollte. Er huschte also schnell zu diesem rüber, umarmte ihn kurz und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals, als er sich umgesehen hatte und sich sicher war, dass niemand ihn beobachtete. Auch Tims Arme legten sich eine Moment um seinen Oberkörper. Selbst wenn es nur sehr kurz war, so war es doch schön und beide genossen die kurze Nähe zueinander. „ Wir sehen uns später.", flüsterte er und ging wieder zu seiner Gruppe. Einer hatte schon einen Fragebogen geholt und sie laßen gemeinsam die Fragen. Sie standen so dicht, dass Stegi sich auf Zehenspitzen stellen musste, um über die Schulter einer Beta einen Blick auf den bogen zu erhaschen. Ein Mal quer durch die halbe Stadt, wenn man sich die Fragen ansah. Sie beschlossen zuerst runter an den Strand zu gehen, um am Pier die ersten Infos zu holen. Die Fragen waren teils echt dumm gestellt, weshalb sie zwei mal alles abgingen, ehe sie den Teil erledigt hatten. Als nächstes bahnten sie sich ihren Weg durch die engen Gassen der Altstadt zu einer der sechs Sehenswürdigkeiten. Draußen standen Tafeln mit Infos, die sie nur überflogen, um die Fragen zu beantworten. So ging es weiter, bis sie alle Fragen mehr oder minder beantwortet hatten. Ob die Fragen nun beantwortet waren oder nicht scherte sowieso keinen Lehrer. Ein paar mal hatten sie sich auch verlaufen und dann darüber diskutiert, wo sie den her kamen und wo sie hin sollten. Der blonde blendete das einfach aus. Den Weg hätte er gefunden, wenn er sich wirklich konzentriert hätte und nicht in Gedanken völlig wo anders gewesen wäre. Seine Gedanken schwelgten in Erinnerungen an die vergangene Zeit. Zu der scheiße, die sie damals gebaut hatten. Dann kam ihm der Streit wieder in den Sinn. Er konnte sich noch gut an diesen Abend erinnern. An jedes einzelne Wort, was über seine oder Tims Lippen gekommen war. Das Verhältnis war davor schon angespannt gewesen, aber an dem Abend war es eskaliert. Und auch wenn Tim ihn verletzt hatte, sie hatten sich ja wieder vertragen. Das hätte schon viel früher passieren müssen. Er hatte Tim vermisst, wollte sich nicht mehr von ihm trennen. Wie hatte er die Zeit ohne ihn bloß ausgehalten. Als sie dann endlich den Weg zurück an den Strand gefunden hatten- sie mussten zwei Leute nach dem Weg fragen, weil sie sich schon wieder verlaufen hatten- ließen sie sich im Sand nieder und schauten raus aufs Meer. Seine Gruppe unterhielt sich mit einer anderen über irgendein Thema. Zuhören tat er dem nicht. Der Alpha versuchte ihn zwar mit ein zu binden, merkte aber ziemlich schnell, dass Stegi nicht reden wollte und ließ ihn in Ruhe. Stegis Gedanken hingen immer noch bei Tim. Mit einem Mal waren auch die Zweifel wieder da. Er hatte es ihm damals auch versprochen und trotzdem war es an dem Abend passiert.

Teil 1 Bis zum letzten Atemzug// Auf der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt