Drei Tage waren es her, seit Daniel im Krankenhaus lag und noch nicht zu sich gekommen war.
Drei nie enden wollende Tage.
Caroline hatte mich raus geschickt, weil ich zwei Tage am Stück ohne Unterbrechung an seinem Bett verharrt war.
Ich wollte nicht weg, aber auch mein Vater fand, dass ich Abwechslung gebrauchen könnte und dringend duschen müsste.
Also ging ich gegen meinen Willen raus. Sobald ich draussen war, bemerkte ich, dass ich ein Kilometer gegen den Wink stank.
Schon klar, wacht Daniel nicht auf.
Ich schmunzelte über mich selbst. Denn hätte jemand an meinem Bett so gestunken, wäre ich am liebsten auch nicht aufgewacht.
Das Wasser, das auf meinen Körper plätscherte und den Schmutz von mir runter wusch, gab mir neue Kraft.
Wie neu geboren kam ich aus dem Badezimmer und war voller Tatendrang.
Die Frage nur war, was ich den machen sollte.
Daniel durfte ich erst am Abend wieder besuchen, Leah hatte noch Training und mein Vater war mit allem Möglichen beschäftigt.
Ich setzte mich hin und sah Trübsal blasend nach draussen, während mich langsam die Müdigkeit einholte.
Schlafen gehen wollte ich nicht. Ich fühlte mich schuldig, für das was passiert war und wollte mich selbst strafen, indem ich mir keinen Schlaf gönnte, bis Daniel sich erholt hatte.
So kam es, dass ich hinter der Hütte im Wald trainieren ging.
Ich wollte nicht, dass es noch einmal zu einer solchen Situation kommen konnte.
In meiner menschlichen Form trainierte ich härter als je zuvor.
Schweissdurchnässt nach meinem Krafttraining hing ich gleich das Ausdauertraining an. Ich rannte durch den Wald so schnell und lang wie nie zuvor. Und das trotz der blöden Schramme an meinem Bein, welche noch nicht ganz verheilt war.
Es stellte sich heraus, dass die Schramme ziemlich tief ging und dadurch, dass ich Daniel zurück getragen hatte und mir immer noch keine Ruhe gab, brauchte es einiges länger, bis sie verheilt war.
Zwei volle Stunden war ich wie eine Irre durch den Wald gerannt, bevor ich schwer atmend und mit brennenden Beinen fast meine Lunge ausgespuckt hätte.
Sobald ich wieder geduscht hatte, begab ich mich wieder zu Daniel.
Ich konnte und wollte nicht so lange von ihm weg bleiben.
So sass ich einfach an seinem Bett, starrte an einen Punkt an der Wand und hielt seine Hand.
Gedankenabwesend drehte ich mit meinem Daumen Kreise auf seinem Handrücken.
Wie oft ich ihm doch schon gesagt hatte, wie leid mir das alles tat.
Mir ging langsam der Gesprächsstoff aus, den in den letzten Tagen hatte ich fast ununterbrochen mit ihm gesprochen.
Naja, ich sprach und er hörte zu. Hoffte ich zumindest.
Also fing ich an, laut darüber nachzudenken, was wäre wenn..
„Das wäre nie passiert, wenn ich Owen nicht so lange die Zeit dahinschwinden gelassen hätte.
Oder wenn ich schneller bei dir gewesen wäre.
Oder wenn ich, anstatt Mum gestorben wäre. Sie hätte die Flucht ergreifen und zu meinem Dad zurück kommen können.
Oder wenn ich niemals hierher gekommen wäre. Ich hätte einfach im Dorf bleiben sollen, dann wäre das nie geschehen."
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Hybrid - nur ein halber Wolf
FantasiaTeil 1 der Hybrid-Bücher "Geh nie in diesen Wald hinein", hatten sie mir gesagt. "Alle die hinein gingen, kamen nicht mehr raus. Ausser einer. Und er hat seit dem einen Dachschaden. Also halte dich fern." Meine Eltern hatten mir das oft genug einget...