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"Wegen deinem Job?" fragte Marten verwundert und sah zu John. Dieser hatte den Kopf schief gelegt und mich gemustert.

"Du schämst dich für deinen Job... Hab ich recht?" fragte John ruhig nach und setzte sich neben Rainer auf einen der Stühle. Rainer nickte John zu als wäre er sein verbündeter. John lachte daraufhin leicht und nickte zurück.

"Seit ihr Deutsche?" fragte Rainer mit gesenkter Stimme und sah um sich als hätte er etwas zu verbergen.

"Ja Rainer. Nazianhänger... So wie wir." versicherte ich und sah entschuldigend zu John und Marten.
"He*l H*tl*r.." grüßte Rainer dann.
"He*l H*tl*r.." grüßten auch John, Marten verzog kurz belustigt den Mund, grüßte dann aber doch noch.
"Danke..." flüsterte ich und ließ mich auch auf einen der Stühle nieder.

"Ja... Um deine Frage zu beantworten. Aber auch nicht... Also... Schwer zu erklären. Ich liebe meinen Job aber er wird nicht als das gesehen was es ist. Dumme Bemerkungen sind Standard." versuchte ich mein Verhalten zu erklären.

"Find ich dumm... Also... Das man deinen Job so schlecht macht." warf John ein und auch Marten nickte.

"Besser als die ganzen Nagellacktussis!" lachte John. Marten pflichtete ihm grinsend bei.

"Ist dir kalt Rainer?" fragte ich dazwischen und sah den alten Mann an. Dieser nickte und rieb sich die Hände.
"Dann wollen wir mal hm?" fragte ich und stand auf.
"Wenn ihr wollt könnt ihr gerne mit kommen. Bin Nachts alleine mit meinen Senioren." schlug ich vor. Marten warf John einen fragenden Blick zu. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und so folgten sie uns zurück auf Rainer's Station.
Ich half dem alten Mann sich umzuziehen und verfrachtet ihn dann ins Bett. Danach startete ich meinen letzten Durchgang und alberte hier und da mit einem der Senioren rum.

John und Marten beobachteten mich neugierig und schienen nicht recht zu wissen was sie von mir und meiner Arbeit halten sollten.
Als ich dann mit einer vollen Windel aus einem Zimmer kam war es jedoch vorbei mit den Beiden. John würgte während es Marten vor Ekel Tränen in die Augen trieb. Ich lachte nur und schüttelte den Kopf über die beiden Männer.

"Ihr haltet echt nichts aus!" stellte ich fest und warf das Ding in den Abwurfbehälter.
"Jetzt mal im Ernst... Wieso macht man so einen Job?" fragte Marten nach und musterte mich.

"Wieso nicht? Man gewöhnt sich an bestimmte Dinge. Anfangs war es schon komisch jemandem den Intimbereich sauber zu machen oder auch Menschen sterben zu sehen. Heute ist das für mich nichts anderes als wenn ich jemanden die Hand gebe oder so." ging ich auf Martens Frage ein.

"Wie ist das? Also... So direkt mit zu erleben jemanden Sterben zu sehen?" fragte John nach.
"Die ersten Male ist es gewöhnungsbedürftig. Es erschreckt einen meistens. Man rechnet nicht immer damit das jemand plötzlich tot im Bett liegt. Andererseits ist es manchmal auch schön wenn jemand endlich gehen kann. Manche klammern sich aber auch an ihr Leben weil sie noch irgendwas zu erledigen haben oder auf etwas oder jemanden warten. Außerdem kommt es darauf an wie nahe man jemandem stand. Manche, so wie Rainer zum Beispiel... Das sind so meine Schätze. Auch wenn er irgendwie Irre ist... " ich lachte kurz auf.

"... Aber genau deshalb mach ich das so gerne. Jeder Mensch ist auf seine Art ganz speziell und irgendwie wunderbar. Selbst die, die dich beißen, treten oder schlagen. Die können sich eben nicht mehr anders ausdrücken." erzählte ich und sah auf die Uhr.
"Bald hab ichs hinter mir." seufzte ich und nickte den Männern zu.
"Kommt, ich muss noch einschreiben. Dann gehn wir noch eine Rauchen." grinste ich.

Während ich einschrieb beschäftigten sich die Männer mit ihren Handys und alberten rum.

"Haste was gutes für uns?" fragte John und lachte los. Auch ich musste schmunzeln.
"Vergiss es. Mein Job ist mir heilig. Allein das ihr da seid kann schon Ärger machen." lachte ich und schüttelte belustigt den Kopf.

Als ich den PC herunter fuhr klingelte nochmal ein Bewohner welchen ich schnell versorgte. Dann ging ich mit den Männern nochmal eine Rauchen und verabschiedete mich dann von ihnen.

" 6.45 hol ich dich ab... " flüsterte Marten mir zu und folgte dann John zum Wagen. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet das er nun immer noch mit mir Frühstücken wollte, aber es freute mich. Vielleicht konnte ich ja doch noch Freunde finden, auch wenn ich das Gefühl hatte das ich noch bereuen würde Marten im Glauben zu lassen das ich Lesbisch war.

Die Dienstübergabe war schnell erledigt da an diesem Tag die selben Leute da waren wie am Vortag. So musste ich nur das erzählen was sich in der Nacht verändert hatte und dann konnte ich auch schon los.
Ich duschte sogar noch, da ich ausnahmsweise wirklich früh dran war, nur mein Haar ließ ich aus.

Als ich fertig war hatte ich es dann doch eilig und so hastete ich um 6.50 aus dem Gebäude und sah mich um.

Da stand er, an sein Auto gelehnt und tippte auf seinem Handy herum.

"Na du?!" lachte ich und umarmte Marten zur Begrüßung.
"Na du..." äffte er und sah mich einen Moment lang an. Er sah müde aus, musste ich feststellen.

"Du musst nicht mehr mit mir Frühstücken gehen wenn du lieber ins Bett willst." warf ich ein und sah zu ihm hoch. Doch Marten lächelte nur leicht und nickte zu seinem Wagen.
"Steig ein, ich hab Hunger." seufzte er und öffnete dann selbst die Tür um einzusteigen.

Etwas beschäftigte ihn und ließ mich so neugierig werden. Vielleicht würde er mir davon erzählen. Wenn nicht heute dann vielleicht morgen oder in einem Monat.

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