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Viky

Mittlerweile war es schon ziehmlich mühsam jede einzelne Wehe zu veratmen. Meine Hebamme war mittlerweile da und hatte immer wieder kontrolliert ob die Geburt problemlos verlief.
Marten lag bei mir im Bett und hielt mich einfach fest. Es war einer der Hauptgründe gewesen weshalb ich zuhause entbinden wollte. Hier konnte ich tun und lassen was ich wollte. Im Krankenhaus würde Marten nicht einfach zu mir ins Bett steigen können. Hier spielte es keine Rolle.

Die Hebamme öffnete die Fruchtblase nachdem sie bemerkte das die letzte Zentimeter der Austreibungsphase etwas stockend voran gingen, hielt sich ansonsten aber vollkommen zurück. Ich war froh darum den zu diesem Zeitpunkt war ich schon vollkommen erledigt und wollte mich voll und ganz auf mein Körpergefühl verlassen und mir nicht noch die Ohren Vollquatschen lassen.

Die ganze Zeit über war Marten ruhig und hielt mich einfach fest, oder er ließ mich los wenn ich es wollte. Dabei strahlte er eine beeindruckende Ruhe aus die ich  vorallem in dieser Situation nicht erwartet hätte.

"Kannst du da..." keuchte ich leise und zeigte ihm das er mein Bein ein wenig in die Richtung meiner Brust ziehen sollte.
Ich lag auf der Seite und wollte auch jetzt wo ich spüren konnte das ich bald in die Endphase über ging, mich nicht mehr anders hinlegen.

Ich spürte den Druck welchen der Kopf meines Sohnes in mir ausübte und begann vorsichtig mit zu drücken. Marten strich mir vorsichtig mein Haar nach hinten bevor ich mein Gesicht an seiner Brust vergrub. Er war in diesem Moment ein so unfassbar großer Halt für mich das ich mich entspannt auf die Situation einlassen konnte.

Nur wenige Atemzüge später presste ich das erste Mal richtig mit und krallte mich keuchend an Marten fest.
Alleine durch das Gefühl zwischen meinen Beinen wusste ich das das Köpfchen noch nicht draußen war, also atmete ich tief durch und wartete bis ich wieder pressen konnte.

"Jetzt..." hauchte ich als ich nach dem dritten mal zwischen meine Beine griff und den Kopf spürte.
"Der Kopf ist da..." ergänzte ich erschöpft und sah hoch in Martens Gesicht.
"Du machst das unglaublich..." murmelte er und Küsste meine Stirn. Vermutlich würde ich nie wieder in eine Situation kommen in der  mir Marten ehrlicher zeigte wie sehr er mich liebte.

Die nächste Wehe kam und ich konzentrierte mich wieder voll und ganz auf die Geburt.
Langsam ging mir die Kraft aus doch nun konnte ich mir keine Pause mehr erlauben.

Ich griff mit meinen Händen nach unten und drückte mit letzter Kraft und da spürte ich wie mein Sohn aus mir heraus glitt.
Vorsichtig hob ich den Kleinen zwischen mir und Marten hoch. Zwar war es etwas umständlich aber ich war so in meiner eigenen Welt das ich garnicht daran dachte das ich ja auch noch die Hebamme bei mir hatte.

"Hi Kleiner!" krächzte ich und Biss mir auf die Unterlippe. Das Gefühl meinen Sohn endlich in den Armen zu halten war so überwältigend das ich einfach weinen musste.

Erst als Martens große Hand sich vorsichtig an das Köpfchen unseres Sohnes legte nahm ich meine Umwelt wieder wahr und sah hoch zu Marten.
Dieser sah auf unseren Sohn herab und schien sprachlos und unfassbar stolz.

"Er ist da..." hauchte ich und blinzelte die Tränen weg die erneut in mir hoch kamen.

Marten hatte immer noch nichts gesagt, lächelte mich aber sanft an und Küsste mich vorsichtig bevor wir uns wieder auf unseren Zwerg konzentrierten.
Es vergingen Minuten in welchen wir einfach nur da lagen und den Kleinen beobachteten. Bis sich die Hebamme bemerkbar machte.
Die Geburt war schließlich noch nicht vorbei. Es folgte noch die Nachgeburt, Marten durfte die Nabelschnur durchtrennen und unser Sohn wurde untersucht.
Alles lief mit einer beeindruckenden Ruhe ab. Jeder Handgriff saß, so das ich mich um nichts kümmern musste.
Die Hebamme untersuchte mich und gab mir dann direkt das Okay das ich Duschen konnte. Währenddessen hatte Marten mit unserem Sohn gekuschelt und das Bett wurde frisch gemacht.

Nun schien Marten auch zu verstehen weshalb ich ein unglaublicher Monk gewesen war, was die Vorbereitungen für die Geburt betraf. Keiner von uns hätte jetzt den Kopf für etwas anderes als die Geburt unseres Sohnes gehabt.

Als ich zurück kam stand ich etwas verloren im Schlafzimmer und sah zu meiner Hebamme. Diese hatte bereits alles in die Wege geleitet so das wir noch am selben Tag Besuch von einem Kinderarzt bekommen würden. Ich wurde auch nochmal darüber aufgeklärt das ich bei der kleinsten Beschwerde zu meinem Gynäkologen oder ins Krankenhaus fahren sollte.

"So und jetzt weiß ich immer noch nicht wie der kleine Mann heißt." stellte meine Hebamme fest und schmunzelte als Marten sie etwas durcheinander anblinzelte.
Er hatte sich so auf das Baden des Kleinen Konzentriert, das er seine Umwelt garnicht richtig mitbekommen hatte.

"Niklas von Frieling." sagte er mit einem grinsen im Gesicht und sah dabei so stolz aus das ich direkt wieder Tränen in den Augen hatte.
Es war Martens Wunsch gewesen dass sein Sohn seinen Nachnamen trug. Für mich spielte es keine große Rolle, also war klar das ich dem nicht im Wege stehen würde.

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