"Ich geh besser..." murmelte ich und fasste mir an den Kopf. Ich wusste tatsächlich nicht was ich im Moment tun sollte.
Ich war nicht der Typ Mensch der Entscheidungen in einer direkten Konfrontation traf.
"Wo hin?" fragte Marten mit Nachdruck.
"Ins Ferienhaus. Ich will alleine sein." murmelte ich und lief an ihm vorbei.
Kurz blieb ich stehen und sah zu ihm auf denn ich rechnete damit das Marten mich gleich wieder wie ein Arschloch behandeln würde. Diesmal ließ er mich jedoch gehen. Er folgte mir zwar bis zu meinem Motorrad und sah dann nachdenklich auf mich herab als ich mich auf genau dieses gesetzt hatte und mich für die Fahrt fertig machte, doch er schwieg und ließ mich dann auch ohne weiteres fahren.Ich war unkonzentriert. Dementsprechend zügelte ich mein Tempo und brauchte etwas länger als geplant.
Im Haus brannte Licht, rein musste ich trotzdem. Auch wenn ich mich dagegen sträubte.Ich schlüpfte aus meinen Boots und hing meine Jacke an den Haken. Meinen Helm legte ich an die Seite der Treppe um ihn später mit nach oben zu nehmen.
Ich bewegte mich leise durch das Haus, schnappte mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und starrte dann auf die Marmorplatte der Küche während ich mich dazu zwang die ganze Flasche zu trinken."Was ist los?" fragte mich Anton und ließ mich so zusammen zucken."Was machst du den hier?" fragte ich überrascht und sah zu ihm auf.
Ich war kein kleines Persönchen aber die Kerle mit denen ich mir ungeplant dieses Haus teilte wirkten allesamt so als müsste man eine Mindestgröße erreichen um überhaupt einen Patch zu bekommen."Kannst du dir das nicht denken?" fragte er und verzog seine Lippen zu einem Schmunzeln.
"Marten..." murmelte ich und fuhr mir durchs Gesicht.
Anton nickte und deutete mir das ich mich setzen sollte.
Ich hatte eigentlich keine Lust dazu aber mir war auch klar das ich mich nicht noch weiter aus dem Fenster lehnen sollte.
"Erzähl mal..." bat Anton ruhig und zog an seiner E-zigarette.
"Was soll ich den erzählen? Ich weiß selbst nicht was da in den letzten Stunden gelaufen ist." seufzte ich und raufte mir das Haar.
"Marten meinte er ist sich nicht sicher ob du bleibst. Hast du vor abzureisen?" fragte Anton.
So konnte man das natürlich auch formulieren."Du meinst wohl er ist sich nicht sicher ob ich mich von ihm trenne." schnaubte ich und leerte meine Flasche.
"Oder so..." nickte Anton. Er strahlte eine angenehme Ruhe aus und holte mich ein wenig runter.
"Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Ich liebe ihn... Aber..." murmelte ich, unterbrach mich jedoch selbst.
"Aber..." wiederholte Anton ohne das man eine Emotion darin erkennen konnte.
"Zuhause war alles so schön. Hier ist er plötzlich... So... Übertrieben. Er verbietet mir den Umgang mit meinen Freunden. Das... Ich... Das überfordert mich. Was wird er mir noch alles verbieten?" fragte ich und sah Anton in die Augen.
Anton atmete tief durch und schien darüber nach zu denken.
"Diese beiden Kerle hm?" vergewisserte er sich. Ich nickte nur und drückte mit dem Daumen meine Flasche ein und ließ sie so immer wieder Knacken.
"Wie lange läuft das mit Marten schon?" fragte Anton nach und ließ mich so nachdenklich an die Decke sehen.
"Keine Ahnung genau... Kennengelernt haben wir uns im April." murmelte ich dann und sah wieder zu ihm.
"Okay... Dann kennst du ihn zumindest ein wenig. Weißt du... Marten ist so ein 'ganz oder garnicht' Typ. Also entweder liebt er dich... Oder er knallt dich einmalig und meldet sich dann garnicht mehr. Das er dich so weit in sein Leben lässt ist eine eindeutige Ansage." erklärte Anton mir ruhig.
" Das hilft mir nur bedingt. Ich liebe ihn, nach allem was ich durch hab wollte ich nie wieder einen Mann hier rein lassen... " murmelte ich und tippte mir gegen meine Brust.
"... Mein verstorbener Mann hat mich immer gut und vorallem respektvoll behandelt. Marten ist manchmal... So... Ekelhaft zu mir. Vorallem grad eben. Er ist mit mir umgesprungen als wäre ich eine seiner dummen Nutten die gefälligst tun sollten was er wollte. Marten wusste von anfang an das ich SO nicht bin. Wenn das mit seinem Leben nicht konform geht, wieso hat er dann nicht direkt das Weite gesucht? Wieso lässt er mich in sein Leben und stellt mich euch vor wenn er genau weiß das ich nicht wie die perfekte 'Old Lady' - oder wie auch immer ihr das nennen möchtet - sein kann?" fragte ich Anton und sah ihn verzweifelt an.
Ich wusste es wirklich nicht. Es wollte nicht in meinen Kopf."Ich hab nie vorgegeben jemand zu sein der ich nicht bin... Warum also verlangt er nun von mir das ich genau das tue?" fragte ich und sah auf die Tischplatte.
"Er hat gehofft das du für diese wenigen Momente in denen du mit dem Club konfrontiert bist, damit leben kannst. Schätze ich mal..." überlegte Anton und stand auf.
"Offensichtlich hab ich mich da getäuscht..." murmelte Marten plötzlich und musterte mich von der Tür aus.