"Was ist los?" fragte ich als Marten vor mir saß und in einem Kakao rührte.
"Huh?" er war zusammengezuckt und starrte mich dann etwas verpeilt an.
"Dich beschäftigt etwas..." stellte ich fest und legte den Kopf schief. Marten schien zu überlegen. Als führe er einen Kampf mit sich selbst."Du musst nichts dazu sagen." ließ ich ihn wissen und trank meinen Kaffee mit großen Schlucken.
"Wie lange bist du schon in Hamburg? Man hört das du nicht von hier bist." fragte er dann und sah aus dem Fenster. Wir hatten uns den selben Tisch genommen an welchem er mich letztens angetroffen hatte.
"Seit drei Monaten. Du bist immer schon Hamburger gewesen oder?" lächelte ich und musterte die vielen Tattoos an seinen Händen. Er sah wirklich einschüchternd aus musste ich feststellen. Dabei wirkte er, wenn er mit einem sprach plötzlich ganz nett und freundlich.
"Ja sozusagen. Bin etwas außerhalb aufgewachsen." nickte er und sah wieder in seine Tasse.
Er schwieg, schien nachdenklich und irgendwie angespannt. Sein Verhalten verunsicherte mich, denn auch wenn ich Marten nicht gut kannte, so konnte ich sehen das es ihm nicht gut ging."Marten?" murmelte ich und griff über den Tisch nach seiner Hand.
"Was ist los?" fragte ich ruhig und strich ihm mit dem Daumen über seine Knöchel.
"Hat es mit meinem Beruf zu tun? Ich weiß schon das es für manche nicht so..." begann ich doch Marten unterbrach mich.
"... Es ist cool. Was du da machst! Ich frag mich nur ob ich mir etwas erlauben kann." gestand er und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Er wirkte unsicher und seufzte.
"Was den?" fragte ich und runzelte die Stirn.
"Naja... Ich mein... Ich weiß schon das wir uns kaum kennen aber ich glaub du könntest die Lösung sein nach der wir seit Wochen suchen." druckste er herum und wich meinem Blick wieder aus.
"Versteh ich nicht." murmelte ich und lehnte mich zurück.
"John hat mich erst auf die Idee gebracht... Aber er hat schon recht. Irgendwie... Es geht tatsächlich um deinen Job. Aber... Nicht so wie du jetzt denkst." sagte Marten und sah an die Decke. Es wirkte so als könne er selbst nicht glauben was er da tat."Jetzt bin ich neugierig..." stellte ich klar und sah Marten auffordernd an. Was wollte er mir sagen?
"Ja man... Unser Großvater hatte vor ein paar Monaten einen Schlaganfall. Seitdem ist er halt echt nicht mehr der selbe. Aber er will sich auch nicht helfen lassen. Wir können es nicht weil wir keine Ahnung davon haben und die Pfleger selbst... Man ich sag dir was... Keine war länger als drei Tage da." erzählte Marten und sah mir geradewegs ins Gesicht.
"Ich kann versuchen euch zu helfen... Aber wenn er andere Pfleger nicht akzeptiert, wieso sollte er mich akzeptieren?" fragte ich, nachdem ich mir aus Martens Worten zusammengebastelt hatte was er mir vermutlich sagen wollte.
"Wir könnten so tun... Also... Wir stellen dich nicht als Pflegerin vor sondern als meine... Naja... Freundin." murmelte er und sah mich mit einem Blick an den ich nicht zuordnen konnte.
Ich machte erst große Augen, dann musste ich aber doch lachen."Unglaublich das ich diese Idee garnichtmal so dumm finde." seufzte ich fassungslos und schüttelte den Kopf. Marten sah überrascht zu mir auf und legte den Kopf schief.
"Echt?" fragte er und suchte mit seinen Augen nach etwas in meinem Gesicht. Vermutlich nach dem Hinweis das ich ihn verarschte.
"Echt... Wir können es ja mal versuchen." lächelte ich und musterte den Mann vor mir mal wieder. Er schien entspannter als zuvor.
"Aber kannst du das? Also... So tun als würdest du auf nen Kerl stehen?" fragte er. Ich hatte gerade einen Schluck meines Kaffees genommen und verschluckte mich häftig. Ich musste so derart Husten das ich vermutlich schon ein blaues Gesicht bekam, meine Augen tränten und ich krächzte unschön vor mich hin.
"Digga, was machst du?!" stieß Marten aus und sah mich fassungslos an."Ehrg..." krächzte ich unbeholfen und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Dieser Mann würde mich nochmal ins Grab bringen, da war ich mir sicher.
"Ja ich... Denk das... Kann ich." japste ich als ich mich halbwegs gefangen hatte. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn.
Es wäre der vermutlich beste Zeitpunkt gewesen Marten zu sagen das ich nicht lesbisch war. So... Naja... Hatte ich geschwiegen.