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Wie versteinert lag ich da und sah zu ihm auf. Was hatte er da gesagt?
War das sein ernst? Was zur Hölle dachte er sich nur dabei?

Natürlich hatte ich Gefühle für ihn aber... Ich liebe dich?

Ich schluckte schwer als sein Blick auf meinen traf.
Ich wollte das nicht! Wieso musste er das ausgerechnet jetzt sagen? Ich war noch nicht bereit dafür!
Ich rutschte ein wenig zurück und setze mich auf. Sprachlos musterte ich ihn und hoffte das er keine Antwort darauf erwartete. Aber... War es nicht immer so? Setzten diese drei Worte nicht eigentlich voraus das man sie erwiderte? Im besten Fall ohne dieses peinliche Schweigen das in diesem Moment herrschte.

"Okay..." hauchte Marten rau und räusperte sich. Die Situation war vorbei, es war zu spät um etwas zu sagen und zwischen uns... war es kalt.

Er stand auf und ließ mich in seinem Bett zurück. Was hatte ich nur getan? Ich hätte zumindest irgendetwas sagen können, etwas tun können. So, war ich wie ein Kleinkind zurück gewichen und hatte ihn angestarrt.

Das Problem war nicht das ich nichts für Marten empfand. Das tat ich, auf eine beeindruckende Art und Weise. Es war eher diese direkte Formulierung seinerseits.

Ich Verband mit einem 'Ich liebe dich' so viel mehr als das was wir im Moment hatten. Ein ich liebe dich war für mich etwas das mehr Gewicht trug als ein paar Schmetterlinge im Bauch und Zuneigung.
Vermutlich empfand ich deshalb so weil ich wusste wie innig eine Beziehung sein konnte wenn man sich fast das halbe Leben lang kannte. Mein Mann und ich kannten uns schon, da war ich noch ein kleines Mädchen gewesen. Das später einmal Liebe daraus entstehen würde hatten wir natürlich nicht geahnt.

Jetzt wo Marten mir seine Liebe gestanden hatte war ich hin und her gerissen.
Ich wusste nicht wie er Liebe definierte.
Ich hatte keine Ahnung davon ob ich bereit war einen Schritt zu gehen der mich wieder an einen Mann binden würde.
Meine Gedanken überschlugen sich. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Konnte ich überhaupt noch etwas retten?

Leise stieg ich aus dem Bett und schlich aus dem Schlafzimmer. Im vorbeigehen schnappte ich mir ein Tshirt das über der Bettkante hing und zog es mir über.

Es war still in der Wohnung, lediglich Choppers hächeln war zu hören.
Ich folgte dem Geräusch und sah das er auf der Couch lag.
Alleine.

Marten fand ich auf dem Balkon. Er lehnte über dem Geländer und schien zu rauchen.
Still fragte ich mich ob ich zu ihm gehen sollte. Ich wollte mich erklären, war mir aber nicht sicher ob ich die richtigen Worte finden würde.

Chopper schnaubte entspannt und riss mich so aus meinem kurzweiligen Konflikt. Ich tat es dem Hund gleich, Atmete tief durch und schlich mich dann zu Marten auf den Balkon.

Welche Worte sollte ich wählen?
'Es ist nicht so als würde ich nichts empfinden...'? Klang ziehmlich abgedroschen.
'Du hast mich überrumpelt...'?! Klang nach einem Vorwurf.

"Marten..." murmelte ich leise und strich ihm über den Rücken.
"Verschwinde!" knurrte er jedoch nur und wandte sich um mir klar zu machen das er keinen Bock auf meine Berührung hatte.
"Wenn du das willst geh ich natürlich. Trotzdem will ich das du mir vorher zuhörst." bat ich ruhig und stellte mich neben ihn.
Ich lehnte mich jedoch so dagegen das ich mit dem Rücken am Geländer lehnte.

"Gibt es den etwas das du jetzt noch sagen könntest? " schnaubte er abfällig und dämpft seine Zigarette aus.
"Ja... Sehr viel sogar." nickte ich und erlaubte mir meine Hand an sein Gesicht zu legen und ihn dadurch dazu zu bringen mich anzusehen.

"Du bist in mein Leben getreten und hast mich von Anfang an voll und ganz in Besitz genommen. Unbewusst... Aber das ist gut so. Sonst wäre ich heute nicht hier... Du hast alles was mich in den letzten Jahren aufgefressen hat verjagt. Klar kommt ab und an noch etwas hoch aber... So glücklich wie in den letzten Tagen war ich... Keine Ahnung wann ich dass das letzte Mal war..." sagte ich ruhig und sah Marten dabei in die Augen. Er hatte sich mittlerweile aufgerichtet und sah auf mich herab.

"... Ein ich Liebe dich ist für mich noch zu früh, ich weiß einfach das es sich im Moment noch nicht ehrlich anfühlen würde... Aber ich kann dir versichern das du etwas mit mir machst... Etwas das so schön ist das ich auch Angst davor habe, weil ich glaube das es vielleicht so werden könnte wie das was ich schon einmal hatte. Du kennst meine Vergangenheit, also gehe ich einfach mal davon aus das du verstehst was da ungefähr in mir vorgeht... " sagte ich leise und griff nach seiner Hand.

" Bitte gib mir die Zeit die ich brauche, ich genieße jeden Moment mit dir so sehr... Ich... Will nicht das du denkst ich habe keine Gefühle für dich. Das ist ganz sicher nicht der Fall... Ich will dir nichts vormachen... Verstehst du?" sagte ich ehrlich und Atmete tief durch.
Marten sah mich einen Moment lang ausdruckslos an, dann nickte er und zog etwas an meiner Hand so das ich auf ihn zugehen musste.

"Aber zumindest bin ich verliebt in dich." flüsterte ich verlegen und sah zu ihm auf. Endlich entspannte sich seine Mimik ein wenig und er beugte sich zu mir um mich zu küssen.

"Damit kann ich was anfangen." murmelte er gegen meine Lippen und ließ mich so erleichtert lächeln.

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