𝓢𝓪𝓼𝓾𝓴𝓮 𝓲𝓶 𝓦𝓾𝓷𝓭𝓮𝓻𝓵𝓪𝓷𝓭 (𝓣𝓮𝓲𝓵 𝓔𝓲𝓷𝓼)

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𝒮𝒶𝓈𝓊𝓀𝑒 𝒫𝑜𝓋

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„Ich habe Angst."

Es war die flüsternde Stimme eines kleinen Mädchens, die Sasuke so deutlich vernahm, als säße dieses mitten in seinem Kopf. Besonders die Bange, die diesem reinen Klang so unmissverständlich beigemischt war, ließ ihn aufhorchen. Doch als es ihm endlich gelang, die Lider zu heben, um sich nach ihr umzusehen, um das zu erkennen, was sie bedrückte, war dort gegenwärtig niemand zu erkennen. Nur die Farbe Grün, deren Nuance ihn schlagartig an Sakuras Augenfarbe erinnerte, umgab ihn von allen Seiten, als stünde er in einem einzigen Farbklecks, der ihn in sich gefangen hielt.

Er wandte den Kopf zu allen Seiten. Aber er sah in jeder Richtung wieder nur Grün, Grün, Grün und abermals Grün. Während er den Kopf bewegte, seine Füße auf der Stelle traten und der Arm mitschwang, fiel ihm auf, dass er sich so unglaublich leicht fühlte, so unbeschwert. Das hatte er weniger erwartet. Auch der jetzt sein Ohr erreichende und sanft plätschernde Klang – er war wie aus dem Nichts aufgetaucht – ließ seine Gedanken zwar einen entsprechend kleinen Bach abbilden, seine Augen hingegen konnten diesen nicht erfassen. Und da ihm vorerst nichts anderes übrigblieb, lauschte er den rasant zunehmenden Klängen und versuchte, sich seine Umgebung vorzustellen.

Irgendwo, nicht sehr weit entfernt, befanden sich einige Vögel, die aufgeregt um die Wette eiferten. Und als er den Kopf anhob, pfiff ihm plötzlich der Wind um die Ohren und der Geruch von Gras und Grün stieg ihm in die Nase.

Dann zog plötzlich jemand an seinem Ärmel. „He, du. Wer bist du?" Wieder war es die Stimme des kleinen Mädchens, die er eben noch in seinem Kopf vernommen hatte. Jetzt, wo sie aber neben ihm zu stehen schien, kam ihm die Stimme äußerst bekannt vor.

Er senkte den Kopf und sah dorthin, wo er das Mädchen vermutete. Aber da war noch immer niemand. Er stöhnte laut. So langsam nervte das. Wie sollte er sich hier blind bewegen?

„Hallo? Hörst du schlecht?", fragte sie energischer und zog noch heftiger an Sasukes Ärmel.

Und dann - ganz plötzlich – zogen sich verschiedenste Farben zu Boden, als regneten sie hinab. Unmittelbar vor seinen Augen begannen sich die Primär- zu Sekundär- und Tertiärfarben zu vermischen. Sie bildeten helle und dunkle Nuancen aller Farben aus, um das gesamte für den Menschen sichtbare Lichtspektrum, mit all seinen elektromagnetischen Wellenlängen, abzudecken, welches die Sehsinneszellen des Auges zu vernehmen vermochten. Die Farben flossen ineinander, bildeten neue, formten das saftige grüne Gras, den plätschernden blauen kleinen Bach, die strahlende gelbe Sonne und schlussendlich Sakuras smaragdgrüne Augen, die ihn ungeduldig anfunkelten.

„Sakura", keuchte Sasuke überrascht und beobachtete, wie das Mädchen aufgebracht ihre dünnen Ärmchen in die Hüften stemmte und die Lippen schürzte. Sie war jung und wohl um die 5 Jahre alt. An ihrem winzigen kleinen Körper flatterte ein weißes Sommerkleidchen im Wind und kleine, filigrane Kirschblütenapplikationen leuchteten ihm in einem grellen Pink entgegen. Im Haar trug sie zwei kleine rote Schleifen, als symbolisierten sie kleine Hasenohren, was Sasuke schnauben ließ. Auch, wenn er solchem Kitsch wenig abgewinnen konnte, musste er tief in seinem Inneren dennoch zugeben, dass es schon recht niedlich aussah. Und sie grinste jetzt. Frech, selbstbewusst, und streckte ihm die Zunge heraus. Dann wurde ihr Ausdruck wieder ernster.

„Wieso kennst du meinen Namen?", fragte sie und legte den Kopf schief. Ehe Sasuke auch nur ansatzweise dazu kam, ihr eine Antwort zu geben, drehte sie sich bereits geschwind auf dem Absatz um und hüpfte unbeschwert davon.

Nachdenklich sah Sasuke ihr nach, überlegte noch kurz, ob es klug wäre, ihr zu folgen, verharrte aber vor Ort. Möglicherweise war dies eine Falle? Ebenso leicht, wie er sich fühlte, beobachtete er, wie auch die kleine Sakura durch die Luft tanzte, als wäre sie so leicht wie eine Feder. Leichtfüßig hüpfte sie über den kleinen plätschernden Bach, der sich wenige Schritte neben Sasuke befand und sich in scharfen Schlangenlinien endlos fortzog und in der Ferne eines grünen Waldes verschwand.

Unsere Bestimmung - Sakura und Sasuke (Part 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt