Auch diese Nacht träumte ich nichts. Ich war wirklich dankbar, dass Yeosang mir von nun an die morgendlichen Heulattacken erspart hatte. Heute war Montag und ich hatte mich dazu entschieden, wieder zur Schule zu gehen. Den ganzen letzten Monat war ich zuhause geblieben, um das Geschehene zu verarbeiten und musste den Polizisten jedes noch so kleine Detail beschreiben. Das war echt anstrengend gewesen und es erinnerte mich jedes Mal an das, was ich am liebsten vergessen wollte.
Aber auf jeden Fall hatte ich, als ich gestern von Yeosang nach Hause gekommen war eingesehen, dass es vielleicht doch besser wäre, zur Schule zu gehen. Schließlich bringt es ja nichts, im Bett zu liegen und mehrere Heulattacken über sich ergehen zu lassen. Stattdessen hatte ich mich auch dazu entschlossen, San nach der Schule ein weiteres Mal zu besuchen.
,,Wooyoung?" Wo bleibst du denn, wir müssen gleich los!" Hörte ich meine Mom nach mir rufen und gleich machte ich mich daran, mich umzuziehen. Geduscht hatte ich gestern Abend noch, doch trug ich vorsichtshalber noch eine Schicht Deo auf, ehe ich auf die Küche zusteuerte, in der meine Mutter schon leicht genervt auf mich wartete.-
,,Na, bereit für die Schule?" Grinste mich Yeosang aufmunternd an, der sich gerade neben mir auf der Rückbank unseres Autos niedergelassen hatte. Mir war währenddessen vor Aufregung schlecht geworden. Was würden wohl alle denken, wenn ich wieder da war? Wahrscheinlich würden sie mich anstarren, aber das haben sie ja auch vorher schon gemacht. Ich war nicht wirklich beliebt in der Schule, da ich als schwule Ente angesehen wurde und das nur, weil mich eine Gruppe von Schülern dabei gesehen hat, wie ich welche gefüttert hatte. Diese angeekelten, niederträchtigen Blicke, ich konnte sie jetzt schon auf mir spüren und fragte mich gerade, ob es nicht vielleicht doch eine falsche Entscheidung gewesen war, zur Schule zu gehen.
Fragend wartete mein bester Freund auf eine Antwort und ich gab sie ihm in Form eines Kopfschütteln.
,,Nein, das bin ich nicht. Aber ich versuche es trotzdem."
,,Ach, das wird schon, Wooyoung!"
meldete sich nun meine Mutter, welche uns heute ausnahmsweise mal zur Schule fuhr, um etwas mit unserem Direktor zu besprechen. Nach langem betteln hatte ich sie überreden können, Yeosang auf dem Weg zur Schule mitzunehmen, da ich sonst wahrscheinlich direkt wieder umgedreht wäre, ehe ich auch nur vor dem riesigen Gebäude stehen würde.Viel zu schnell war die Fahrt zu Ende, auf welcher wir nicht ein weiteres Wort miteinander wechselten. Ich starrte lediglich nervös aus dem Fenster und beobachtete einige Schüler die in mehreren Gruppen zu Fuß zur Schule gingen oder mit dem Fahrrad fuhren. Ich bemerkte Yeosangs besorgte Blicke, doch er sagte nichts, wahrscheinlich wegen meiner Mom.
,,Geht ihr schon mal vor, ich muss vorher noch ein paar Sachen ordnen und außerdem will ich euch ja nicht im Weg stehen." Was auch immer das zu bedeuten hatte, doch kam ich zögernd ihrer Aufforderung nach und stieg zusammen mit Yeosang aus unserem Viersitzer.Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, als ich nun vor unserem großen Schulgebäude stand. Beängstigt vor den Reaktionen der anderen Schüler griff ich nach Yeosangs Hand, welche ich sofort drückte, nachdem ich sie mit meiner umschlossen hatte.
,,Bereit?"
Nein, ich war wirklich alles andere als bereit, aber ich nickte dennoch vorsichtig, da ich hier nicht noch stehen wollte, wenn sich meine Mutter auf den Weg machte und betrat mit ihm das Gebäude, das ich nach einem Schritt am liebsten wieder verlassen hätte. Kaum stand ich neben Yeosang an meinem Spint, konnte ich sie schon fühlen. Die Blicke. Wie ich diese Blicke hasste. Immer lagen sie nur auf mir und waren mit Abscheu und Ekel gefüllt. So war es seit meinem Outing vor einem halben Jahr und auch Yeosang bekam diese Blicke zu spüren, nur weil er mit mir, der schwulen Ente, befreundet war. Doch im Gegensatz zu mir, schien ihm diese eher weniger positive Aufmerksamkeit gar nichts auszumachen. Ich beneidete ihn echt für sein Selbstbewusstsein, denn ich hatte meins schon vor langer Zeit verloren.
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𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎
FanfictionIch brach in deine Welt ein, um dein Lächeln wiederzusehen, doch ging ich dabei das Risiko ein, niemals wieder aus diesem Albtraum zu erwachen. ,,Ohne zu antworten oder irgendetwas zu hinterfragen, ergriff ich seine ausgestreckte Hand. Als ich dies...