Kapitel 33 | Memory rush

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Nervös spielte ich mit meinen Fingern, darauf wartend, dass San endlich mit der Sprache rausrücken würde. Die anderen waren derweil wieder gegangen, sodass wir zwei alleine sein konnten. Immer wieder ging San vor mir auf und ab, schien manchmal so, als würde er es mir im nächsten Moment sagen wollen, atmete daraufhin jedoch nur geräuschvoll aus, um die nächste Runde zu drehen. So langsam fing es an, mich zu nerven.

Gerade, als ich, ungeduldig wie ich bin, der Sache nachhaken wollte, blieb er schließlich vor mir stehen. In meinem Kopf hatten sich währenddessen so viele Fragezeichen gebildet, dass ich Angst hatte, mein Körper würde sich schon wie eines verformen. Wie schon so oft fragte ich mich, warum alle immer mehr wussten, als ich. Vorsichtig schaute ich zu Sannie hoch. Abgesehen von seinem makellosen Gesicht, lag ein undefinierbarer Blick in seinen sonst so wunderschönen, strahlenden Augen. Einmal mehr wurde mir klar, dass es wirklich etwas Ernstes sein musste.

,,Weißt du, Woo..."
Sofort spannte ich mich ungewollt an.
,,Diese Träume, die du hast... das sind gar keine Träume... Also für dich sind es Träume..., aber in Wirklichkeit sind das... sind das-"
,,Komm her, Sannie. Erzähl es mir in Ruhe"
Was konnte es nur Wichtiges sein, dass es selbst San die Sprache verschlug? Egal was es war, es machte mir Angst. Dennoch wartete ich geduldig, bis sich San neben mir auf die Bettkante gesetzt hatte. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und verschränkte sie gleich darauf mit meiner eigenen. Trotz der angespannten Situation, musste ich lächeln. Es fühlte sich einfach so unbeschreiblich gut an, seine Hand zu halten. Er wartete ein paar Minuten, ehe er durchatmete und mich ansah.

,,Du liegst im Koma, Wooyoung. Und all diese Stimmen, die du hörst, die sind...echt"

Ich... das konnte doch nicht...
Mit einem Mal hörte mein Kopf auf, zu arbeiten. Die Glücksgefühle von noch vor ein paar Minuten waren alle ausgelöscht. Kein einziger Gedanke flog mehr durch mein Gehirn, kein Fragezeichen war mehr da. Es herrschte einzig und allein Stille. Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier saß, wie lange ich einfach nichts mehr spürte. Ich hatte das eigenartige Gefühl zu verschwinden, würde ich jetzt etwas sagen. So, als ob ich in der hintersten Kammer meines eigenen Kopfes eingesperrt war. Im Koma... San lag im Koma... San ging es schlechter... San... San stirbt!

,,San!!!"

Auf einmal riss ich meine Augen auf. Wo war ich? Wieso war ich hier? Was war passiert? Hektisch schaute ich mich um. Cremefarbene Wände, kleine Couch, Einbauschränke, zusammengeschobene Betten. Das hier konnte auf keinen Fall mein Zimmer sein! Ich war doch gerade noch... bei der Hauptstraße... Koma... Hauptstraße... San?! Wieso war San hier, lag er nicht im Koma? Sollte er nicht sterben?

Sofort sprang ich auf, torkelte zur Seite, rutschte in einer Ecke die Wand hinunter und ließ mich auf dem Boden fallen. Immer mehr Panik kam in mir auf. Was war geschehen? Wieso war San da? Wo zur Hölle war ich denn? Tränen rannten über meine Wangen. Tränen der Verzweiflung. Auch San sah mittlerweile verschreckt aus. Ob von mir oder etwas anderem, konnte ich nicht sagen. Durch die verschwommene Flüssigkeit, die mir die Sicht versperrte, sah ich, wie mir San nun immer näher kam.

,,Woo...ist... alles in Ordnung mit dir? Du brauchst keine Angst haben...Ich...Ich bin ja da." Obwohl er so etwas sagte, zitterte er dabei nicht gerade weniger als ich. In diesem Moment verstand ich die Welt nicht mehr. Die salzige Wasserwand aus Tränen brannte auf meinen Wangen. Ich saß zusammengekauert in der Ecke, viel zu verstört, als dass ich mir die Tränen wegwischen konnte. Ich bekam keine Luft mehr, musste immer heftiger atmen. Mein Körper drohte, völlig die Kraft aufzugeben, während San nur vor mir saß und wirres Zeug redete, dass ich nicht verstand.

Da flog die Tür auf.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt