Kapitel 35| Farewell?

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Ich erinnerte mich wieder. Ich erinnerte mich an alles! An all das, was ich zusammen mit meinen Freunden erlebt hatte. Dieses Gefühl, endlich das Rätsel in mir gelöst zu haben, trieb mir Tränen in die Augen. Nicht nur die Momente kamen wieder. Auch die Gefühle, die ich für alle hier empfunden habe, waren wieder da. Ich fühlte mich endlich wie ein ganzer Mensch. So, als hätte ich mich erst in den letzten Wochen selbst kennengelernt. Nichts war mehr übrig von dem gebrochenen, schwulen Entlein. Wie glücklich ich in diesem Moment doch war... viel zu glücklich, als mich an meinen letzten Traum und dessen Bedeutung erinnern zu wollen. 

,,Kommt schon... es ist nicht so, als würdet ihr nicht existieren. Ihr habt eigene Gedanken, eigene Gefühle, ihr seid auch echt... und ihr könnt hier bleiben... nicht so, wie Wooyoung. Wooyoung wird uns schon bald verlassen müssen... Er wird wieder aus seinem Koma aufwachen. Alle seine Träume sprechen dafür, Träume, die in Wirklichkeit Realität sind.... Und auch ich werde euch verlassen. Das war es, das Yuna von mir wollte..."

Hieß das etwa, San und ich würden beide wieder aufwachen? Wir konnten beide wieder in unsere Welt zurück? Wir konnten endlich wieder zusammen sein? Glück erfüllte mich und mein Herz wurde ganz schwer. Ich hatte in der letzten Zeit so vieles erlebt, so vieles erfahren, was ich erst jetzt verstand. San und ich zusammen... Dieser Gedanke hörte sich einfach viel zu perfekt an, um wahr zu sein.

,,Es ist okay, wenn ihr jetzt wütend auf mich seid... ihr habt das Recht dazu. Ich war ein Arschloch und habe meinen besten Freunden alles verschwiegen, habe sie angelogen-"

,,Nein, das stimmt nicht!"
Es war Seonghwa, der sich äußerte und nun von der Couch aufstand.
,,Das hast du getan, um uns zu beschützen. Niemand hier ist böse auf dich. Schau uns an! Wir alle sind stolz auf dich. Zwar ist es vielleicht ein kleiner Schock, aber wir akzeptieren das. Du hast so viel für uns getan, damit werden wir schon fertig. Du musst wissen, wir stehen immer hinter dir."

-

Nachdem San uns alles gebeichtet hatte, war nichts mehr wie zuvor. Zwar versuchten alle, normal weiterzumachen, doch die Stimmung zwischen uns hatte sich verändert. Alle wirkten irgendwie geknickt und der Fakt, dass mir jeden Moment wieder so etwas wie vorhin passieren könnte, setzte auch mich unter Druck. Wann würden San und ich diese Welt verlassen? Wann mussten wir Abschied nehmen? Nicht nur uns belastete der Gedanke an den Abschied. Natürlich konnten sich die anderen ein Leben ohne San auch nur schwer vorstellen.

,,Komm her, Woo" Ein dumpfes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Stimmt schon, vielleicht sollte ich mir einfach nicht so viele Gedanken darüber machen und einfach die letzten Stunden hier genießen. Also beeilte ich mich, schnellst möglich meinen Platz auf Sannies Schoß zu besetzten. Mit einem breiten Lächeln ließ ich mich so auf seinen Schoß nieder, sodass ich sein makelloses Gesicht betrachten konnte. Meine Beine hatte ich um seine Hüfte geschlungen. Ich wusste, dass es vielleicht unser letztes Picknick mit allen sein konnte, doch der Junge vor mir lenkte mich gewaltig davon ab, mich auf etwas anderes, als auf ihn allein zu konzentrieren. Seine Lippen waren ganz einfach viel zu schön, als sie nicht auf meinen eigenen spüren zu wollen.

Ich zögerte nicht lange und verband sie leicht lächelnd miteinander. Wie sehr ich dieses Kribbeln im Bauch doch vermisst hatte. Zwar war es nicht gerade lange her, seitdem er mich das letzte Mal geküsst hatte, jedoch war dies ein anderer Teil von mir gewesen. Der Woo, der ich jetzt war, war echt, war ganz. Immer bestimmender bewegte ich meine Lippen gegen die seine, sodass ich meine Zunge nicht länger zurückhalten konnte. Wären die anderen nicht da, wäre ich jetzt ganz bestimmt über ihn hergefallen. Doch da ich die Blicke schon wahrhaftig auf uns spüren konnte und ich zudem nicht riskieren wollte, dass sich dort unten bei mir etwas regte, musste ich unseren leidenschaftlichen Zungenkuss nun wohl oder übel beenden.

Doch- ich konnte nicht. Ein schwarzer Schatten legte sich über meine Augen. Plötzlich bemerkte ich, dass ich völlig hilflos war, wie in meinem eigenen Körper gefangen. Was war dieses eigenartige Gefühl? Es war, wie als würde sich alles in Zeitlupe abspielen, wie als könnte ich meinen Körper nicht mehr kontrollieren. Da war nichts mehr von dem Kribbeln im Bauch, kein einziger Schmetterling tanzte mehr durch meinen Körper. Was war passiert? Eben gerade noch, war ich doch noch voller Eifer gewesen. Was also in Gottes Namen, hat mich auf einmal so schwach werden lassen? Panik durchflutete mich erneut. Was würde passieren, würde ich genau jetzt die Augen schließen? Würde ich in einem Krankenhaus wieder aufwachen? Doch ich brauchte nicht mehr darüber zu rätseln, denn schon im nächsten Moment passierte es-

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt