Kapitel 15 | The look in his eyes

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Nach dem Essen wollte mir San mein Zimmer zeigen, indem ich ab jetzt schlafen würde.
,,Das hier ganz rechts ist das Zimmer von Mingi, Yunho und Jongho. Und frag mich bitte nicht, wie der Kleine das bei denen aushält, das ist ja selbst mir ein Mysterium."
Leise musste ich anfangen zu kichern, da ich mir das wohl auch nur ziemlich komisch vorstellen konnte. Auch Sans Mundwinkeln zogen sich nach oben und wurden schließlich zu einem Grinsen.
,,Das da drüben ist das Zimmer von Hongjoong, Seonghwa und Yeosang. Die sind eigentlich ein gutes Dreierteam, bloß weiß man bei denen nie, wer gerade mit wem flirtet." Für den letzten Satz beugte er sich etwas zu mir, so als ob ihn die anderen hören könnten, wenn er zu laut sprechen würde.

Nun zeigte er auf die Tür vor uns.
,,Und das hier ist unser Zimmer." Gespannt betrachtete ich die weiße Tür und wartete darauf, das der Braunhaarige mit den weißen Strähnen sie öffnen würde. Doch im Augenwinkel bemerkte ich, wie er unbemerkt mit seiner Hand auf etwas ganz anderes zusteuerte. Nein, diesmal würde er es ganz bestimmt nicht schaffen. Noch bevor San meine weichen Haare berühren konnte, hielt ich seinen Arm fest und sah ihm in die Augen. Wenn er der Meinung war, er dürfe mit mir alles machen was er wollte, dann lag er da aber gewaltig falsch. Nein, nicht mit mir. Spielerisch zog ich eine Augenbraue nach oben und schaute auf eine Reaktion wartend zu meinem Gegenüber, der gerade auf beleidigt tat. Dieser erwiderte allerdings nichts mehr und schenkte mir lediglich einen Blick, der soetwas wie "ich werds dir noch zeigen" aussagen sollte. Gespielt rollte ich mit den Augen und beendete damit unsere kleine, stumme Konversation.

Schwungvoll öffnete San nun die Tür des Zimmers vor uns und zum Vorschein kam ein sehr gemütlich aussehender Raum, der mit zwei Einzelbetten, einer Couch und einem großen Einbauschrank ausgestattet war. Erleichtert, dass er von mir abgelassen hatte, betrat ich nun langsam den Raum und begann glücklich wie ein kleines Kind mit meiner Erkundungstour.

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Nachdem ich mir alles genau angeschaut und mein Bett den Gemütlichkeitstest mit einer glatten eins bestanden hatte, schaute ich nun abwartend zu San, welcher mich während der gesamten Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte. Warum schaute er mich nur immer so an? Irgendwas daran regte mich regelrecht auf, aber ich verstand nicht genau was es war. Trotzdem beschloss ich es vorerst zu ignorieren und stellte stattdessen eine andere Frage.
,,Du sagtest, ich wäre jetzt in deiner Welt...was genau bedeutet das denn? Und warum kann ich mich an nichts erinnern?"
Ja, diese zwei Fragen beschäftigen mich am meisten und neugierig wartete ich nun auf eine Antwort von ihm. San jedoch griff nach meiner Hand und zog mich zu der kleinen Couch, um sich dort zusammen mit mir niederzulassen. Er holte einmal tief Luft und schaute im nächsten Moment mit einem Lächeln auf den Lippen wieder zu mir.
,,Das kann ich dir leider jetzt noch nicht verraten. Alles was ich dir sagen darf, ist das hier. Ich habe diese Welt erschaffen, um in Frieden leben zu können und da ich nicht so alleine sein wollte, habe ich noch andere Leute hier erscheinen lassen. Alle können sich nicht mehr an ihr früheres Leben erinnern, aber sie haben sich früher oder später damit abgefunden und nun leben wir alle friedlich als Familie zusammen. Und auch du bist jetzt ein Teil davon geworden..."
Er machte eine kurze Pause, um einmal durchatmen zu können, ehe er wieder zu reden anfing.
,,Weißt du... ich war auch einmal ein normaler Mensch in einer normalen Welt, aber auf einmal wurde alles anders. Ich habe alle, die mir wichtig waren verloren und damit auch den wichtigsten Menschen, der mir je begegnet ist. Und das schlimmste war: ich konnte nichts anderes tun, außer abzuwarten. Das konnte ich einfach nicht ertragen und habe mit aller Mühe diese Welt erschaffen, damit ich wieder glücklich werden würde. Du wirst es irgendwann noch verstehen, aber jetzt lass uns wieder zu den anderen gehen, hast du deine Roomtour beendet?"

Vorsichtig nickte ich. Ich glaube es ist besser, wenn ich erstmal nicht mehr nachfrage. Aber so viel San mich gerade auch verwirrt hatte...so war ich auch überglücklich. Überglücklich, dass er mich jetzt schon zu seiner Familie zählte. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Egal wer oder was ich davor war und egal was ich irgendwann mal sein werde, jetzt zählte nur, dass ich Teil dieser bunten Gemeinschaft sein durfte.
Mit Lippen, welche sich immer mehr zu einem Lächeln verzogen, hüpfte ich die Treppe hinunter und stolperte fast bei der letzten Stufe, da ich einfach viel zu viel Schwung hatte. Also ruderte ich mit den Armen und sah den Boden unter mir schon immer näher kommen, kniff bereits die Augen zu. Doch im letzten Moment spürte ich eine starke Hand, die mein Handgelenk umschlossen und mich so vom Fallen hinderte. Ganz langsam öffnete ich die Augen und musste erleichtert feststellen, nun doch keine Bekanntschaft mit dem Boden mehr machen zu müssen. Ein Lachen kam von dem Jungen hinter mir und nun war ich derjenige, der ihn gespielt beleidigt anschaute. Doch hielt es bei mir deutlich kürzer an und kurz darauf musste ich mitlachen.

War mir eigentlich schon aufgefallen, wie schön sein Lachen doch war? Es klang wie eine leise Melodie und man bekam Lust sie mitzusingen - oder eben zu lachen.

Wir konnten aus irgendeinem Grund gar nicht mehr aufhören und dass wir uns gegenseitig mit dem Lachen des anderen ansteckten, machte die ganze Sache nicht wirklich besser. Und so kam es, dass ich, der mittlerweile schon  erschöpft vom ganzen Lachen war, nun doch noch ausrutschen musste und rückwärts in Richtung Boden fiel. Erschrocken weiteten sich meine Augen und in Zeitlupe sah ich, wie sich die von San ebenfalls weiteten, aber nur um ein noch lauteres Lachen aus seinem Mund zu lassen. Bin ich ihm eben noch entkommen, so musste ich jetzt wohl oder übel doch noch Bekanntschaft mit ihm machen, doch wieder wurde ich kurz vor dem Aufprall aufgehalten.

Diesmal war es jemand anderes, der mich auffing und mich direkt in seine starken Arme schloss. Als ich meine Augen, die ich bereits das zweite Mal zugekniffen hatte wieder öffnete, erkannte ich, dass es Jongho war, welcher mich nun die letzten zwei Stufen hinuntertrug, um das Risiko eines dritten Sturzes zu vermeiden.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt