Kapitel 37 | ...

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PoV Wooyoung 

Wo... wo war ich? Wer... wer war ich? 2 mal 2 war 4. Rechnen konnte ich also noch. Nein... auch sonst wusste ich noch alles. Wo war ich nun also? Ich fühlte mich wie in einem Traum, aus dem ich jederzeit aufwachen konnte. Als wäre die Realität nur ein einzigen Wimpernschlag entfernt. Was würde passieren... würde ich es wagen? Würde ich einfach versuchen, meine Augen zu öffnen... was würde passieren? Innerlich musste ich seufzen. Überlegen half nichts, ich musste es einfach ausprobieren. Vorsichtig fing ich an, mich zu bewegen. Ich spürte meine Beine, meine Arme, jeden meiner Finger und auch über meine Augenlieder hatte ich die vollste Kontrolle. Ein letztes Mal atmete ich durch, ehe ich die Augen aufschlug.

Aufgeregt schaute ich mich in dem kleinen Raum um. Überall standen Maschinen, die mit mir verbunden waren...ganz schön gruselig. Ich schaute zu dem winzigen Fenster, aus dem ein einziger Sonnenstrahl das Zimmer traf. Es sah so aus, als würde gerade erst die Sonne aufgehen. Plötzlich zuckte ich zusammen. Die Person rechts von mir hatte ich zuerst gar nicht bemerkt. Warte... war das nicht... Yeosang? Sofort weiteten sich meine Augen. Tatsächlich. Mein bester Freund lag schlafend auf dem Sitz an der Wand neben mir. Regelmäßig bewegte sich sein Oberkörper auf und ab. Schade irgendwie... dabei gab es doch so vieles, das ich ihn fragen wollte. Die Frage nach San lag mir am meisten auf der Zunge und wurde immer größer, desto länger sie unbeantwortet blieb.

Auf einmal hörte ich ein Geräusch und mein Blick schnellte herum.
,,Yeo, ich hab dir eine heiße Schokolade mitgebracht-"
Die Stimme des jungen Mannes wurde zum Ende hin immer leiser, bis sie ganz verstummte und ich merkte, wie seine Hand mit den zwei Pappbechern anfing, zu zittern. Es vergingen Sekunden des Schweigens, in denen wir uns einfach nur anstarrten.
,,Was... was ist mit San?" Meine Stimme... sie klang heiser... irgendwie unbenutzt... und doch musste ich diese Frage stellen. Ungewollt liefen mir Tränen die Wangen hinunter. Da hörte ich ein Rascheln.

,,Seonghwa... wo warst du denn so lange, ich hab auf dich gewar-"
Auch Yeosang erstarrte sofort wie versteinert, als er mich entdeckte. Der Fakt, dass ich hier lag, wie eine Leiche mit offenen Augen, durfte man dabei natürlich auch nicht vergessen. Doch mich interessierte gar nicht, was sie alle von mir dachten. Ich wollte nur...
,,Was ist mit San? Wo ist er jetzt? Er-"
,,Wooyoung, du bist..."
Sofort erfüllte ein furchtbares Schluchzen den Raum. Tränen rannten dem immernoch blonden Jungen über das Gesicht und tropften von seinem Kinn auf seinen Hoodie.
Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte, wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Doch lange brauchte ich nicht darüber nachzudenken, denn schon einen kurzen Moment später lag mein bester Freund schon schluchzend auf meinem Bauch.

,,Und ich dachte schon, wir hätten dich auch noch verloren!"
Auch ich musste mir Tränen von der Wange streichen und im Augenwinkel erkannte ich, dass auch Seonghwas Augen glänzten. Aber das lag wahrscheinlich an der Erleichterung von Yeosang, schließlich kannte er mich nicht einmal. Doch Angst hatte ich immer noch, Angst um San. Ich wusste ja, dass er bald wieder bei mir sein würde... und das machte mich auch verdammt glücklich. Aber solange mir niemand meine Frage beantworten konnte, würde mein Herz auch nicht aufhören, nach ihm zu suchen.

,,Yeosang...was... was ist mit San? Ich hab ihn getroffen... er hat gesagt, er würde bei mir sein... wo-"
,,Wooyoung, beruhige dich."
Ich bemerkte, wie ich anfing zu zittern. Es war doch alles in Ordnung... oder nicht? Ich brauchte doch nur ein Zimmer weiter gehen und-
,,Wooyoung... hör zu. Du lagst im Koma..."
,,Ja, ja, das weiß ich ja schon alles, aber was ist mit-"

Ich stockte, als sich Yeosang auf die Lippe biss. Plötzlich wirkte er nicht mehr so erleichtert, wie vorher. Tränen der Angst schimmerten in seinen Augen, auf einmal wurde er blass wie eine Mumie.
,,San ist..." Er konnte den Satz nicht mehr beenden. Tränen stürmten wie ein Wasserfall über sein sonst so engelhaftes Gesicht, zitternd brach er erneut auf mir zusammen. Ich spürte, wie sich auch bei mir die salzige Tränenflüssigkeit in meine Haut einbrannte. Was war denn nur geschehen? Panik durchkam mich, immer größer wurde die Angst, die Angst um den Beschützer meines Herzens. Nun kam Seonghwa näher und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig strich er Yeosang über den Rücken, der sich bald schon wieder aufrichtete.

,,Wooyoung... San... San ist vor knapp einem halben Jahr verstorben!"

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt