Kapitel 2 | Waterfall of tears

498 33 11
                                    

Mit einem Mal riss ich meine Augen auf und blickte in die besorgten von meinem besten Freund Yeosang, welcher sich sichtlich erleichtert eine Träne mit seinem Ärmel wegwischte. Bei ihm war es vielleicht nur eine kleine Träne gewesen, doch über mein Gesicht strömten sie, wie ein Wasserfall. Langsam sollte ich mich ja an den Traum gewöhnt haben, aber das war nicht der Fall. Schon seit über einem Monat wachte ich genau wie jetzt, schweißgebadet, zitternd und tränenüberströmt in meinem Bett auf. Nur dass es diesmal nicht mein eigenes, sondern das von Yeosang war, in dem ich aufwachte, da ich dieses Wochenende bei ihm übernachten wollte. Behutsam zog mich dieser näher zu sich und gab mir eine seiner unwiderstehlichen Teddybär-umarmungen.
,,Obwohl, ich an dir gerüttelt habe, sodass du eigentlich schon eine Gehirnerschütterung davontragen solltest, bist du einfach nicht aufgewacht." ,flüsterte er mir ins Ohr, ,,Du sahst wirklich schrecklich aus, das hat mir ernsthaft Sorgen gemacht." Beruhigend strich er mir nun über den Rücken und hielt mich so lange in seinem Arm, bis ich endgültig aufhörte zu zittern und zu schluchzen. Dafür liebte ich meinen besten Freund so. Er war immer für mich da, hielt mich im Arm, wenn es mir nicht gut ging und nahm mich an die Hand, um mir zu zeigen, wie schön die Welt doch war. Doch im Moment war garnichts schön an dieser gottverdammten Welt, die mir wie ein dünnes Glas in tausenden von Teilen zerbrochen ist.

,,Ich geh nur kurz ins Bad und hole uns dann mal eine heiße Schokolade." Mit diesen Worten befreite er sich endgültig aus unserer Umarmung und verschwand im nächsten Moment aus dem Raum.
Ich vermisste San so unendlich doll. Ich wollte, dass er wieder aufwacht, mich in seinen starken Armen hält, mir meine ständig ins Gesicht fallenden Haare zur Seite streicht, mich küsst. Ich bemerkte, wie sich eine nächste Heulattacke anbahnen wollte und bereitete mich schon innerlich darauf vor, doch in diesem Moment kam Yeosang mit zwei Tassen heißer Schokolade und einer Tüte Gummibärchen im Mund wieder.
Dieser Anblick entlockte mir zu meiner Überraschung ein kurzes Lachen und anstatt zu weinen, nahm ich ihm eine der Tassen und die Tüte in seinem Mund ab, damit er wieder sprechen konnte.

,,Danke...Ich bin froh, dass du dich wieder etwas beruhigt hast. Aber weißt du, ich glaube wir müssen was ändern. An der Situation meine ich. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn mein bester Freund leidet und sein Tag nur noch aus Heulattacken besteht. Ich kann verstehen wie schwer es für dich sein muss, dass er nicht mehr an deiner Seite ist und das Ereignis war selbst für mich traumatisierend, obwohl ich noch nicht einmal selbst dabei war. Aber es ist vielleicht am besten, wenn du nicht mehr so viel darüber nachdenkst. Die Situation wird sich bessern, das verspreche ich dir. Außerdem verdankt San es dir, dass Hilfe kam und er nicht an Ort und Stelle verblutet ist..."

San...Ich zuckte bei seinem Namen zusammen. Vielleicht hatte Yeosang ja recht...Naja eigentlich hatte er ja immer recht, also musste es auch diesmal so sein. Aber ich konnte das nicht...nicht aufhören, über ihn nachzudenken, nich aufhören ihn ganz nah bei mir zu wünschen.
,,Lass uns zu ihm fahren."
Entgeistert blickte ich meinem besten Freund in die Augen. Das war doch nicht sein Ernst. Er wusste genau, dass ich ihn nicht sehen konnte. Nicht sehen wollte. Ich konnte es einfach nicht ertragen, wie hilflos er in diesem Krankenbett lag, angeschlossen an Geräte, die ihn am Leben hielten und ich konnte die Angst nicht ertragen, die Angst, er würde niemals mehr die Augen öffnen. Eine weitere Träne bahnte sich bei dieser Vorstellung einen Weg über meine Wange.

,,Hör verdammt noch mal auf zu weinen!"
Erschrocken zuckte ich zusammen.
,,Ich kann das nicht mehr ertragen! Du weißt nicht, wie schwer es ist, meinen über alles geliebten besten Freund so traurig, verzweifelt, traumatisiert oder was auch immer zu sehen. Es bricht mir das verdammte Herz und ich will einfach nur alles tun, damit es dir besser geht! Und dafür schlepp ich dich jetzt zum Krankenhaus, ob du willst oder nicht! Hab doch auch mal etwas Hoffnung und glaub an San! Er fühlt sich bestimmt einsam in diesem engen Raum voller Maschinen!"

Nun liefen auch seine Wangen Tränen hinunter und ich stimmte ihm langsam nickend zu. Ich wusste ja nicht, wie schwer die Situation auch für ihn war. Schnell drückte ich ihn an mich und gab ihm ein Kuss auf die Stirn. Danach nahmen wir beide einen großen Schluck von der mittlerweile nur noch lauwarmen Schokolade.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt