Kapitel 23 | Seongsang

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,,Wooyoung, er hat ihn geküsst. Seonghwa hat Hongjoong geküsst."

Mit offenem Mund starrte ich meinen Gegenüber an, der gar nicht mehr aufhören wollte, zu weinen. Immer wieder schluchzte er in meine Halsbeuge und ich konzentrierte mich, das eben Gehörte zu verarbeiten. Seonghwa hatte Hongjoong geküsst. Dabei war ich mir doch so sicher gewesen, der Ältere hätte nur Augen für Yeosang gehabt. Der Junge schmiegte sich nun immer enger an mich. Wahrscheinlich dachte er, die Realität würde ihn gleich wieder einholen, würde er mich jetzt loslassen. Es musste gerade wirklich schwer für ihn sein, schließlich hatte er schon über lange Zeit Gefühle für ihn gehegt und überrascht musste ich feststellen, wie Wut in mir aufkam. Wut gegen Seonghwa. Wie konnte er es nur wagen, diesen bezaubernden Engel auch nur ansatzweise zu verletzen? Und dann auch noch mit Hongjoong....

Plötzlich hörte ich Schritte und schielte leicht zum Kücheneingang. Dort erkannte ich eine Person, die nun wie erstarrt vor uns stehen blieb. Es war San, dem immer mehr Farbe aus seinem Gesicht wich. In seinen Augen sah ich etwas aufblitzen, als er mich mit dem eng umschlungenen Yeosang musterte. War er etwa eifersüchtig? Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie brachte mich der Gedanke zum Schmunzeln.
,,San, Yeosang und ich-"
,,Weg da!" Direkt wurde ich von ihm durch einen hysterischen Schrei unterbrochen und spürte noch im nächsten Augenblick die Hitze meinen Nacken entlang steigen. Was um Himmels Willen war passiert? Erschrocken fuchtelte ich mit der Hand, doch musste gleich darauf fluchen. Verdammt, war das heiß! Wir hüpften ein Stück zu Seite, ehe wir uns umdrehten, um die Quelle der Hitze zu finden. Jedoch mussten wir nicht lange suchen, denn sofort fiel uns die Flamme, die von einer schwarzen Substanz, welche wahrscheinlich einmal ein Pancake gewesen war, aufstieg, ins Auge. Panisch drehte ich mich zu San um und sah, wie er sich ein riesiges Küchenhandtuch schnappte, un damit die Flamme zu ersticken.

Gott, waren wir dumm! Ich hatte mich so sehr um den aufgelösten Yeosang gesorgt, dass ich den Pancake ganz vergessen hatte und auch Yeosang hatte nicht mehr daran gedacht. Trotz dem direkten Ersticken der Flamme, stieg Rauch an die Decke und unwillkürlich durchhallte ein schriller Alarmton die Luft. Na toll, jetzt war auch noch der Rauchmelder ausgelöst worden. Nach weiteren Sekunden, in denen ich einfach nur da stand, löste ich mich endlich aus meiner Schockstarre und machte mich gleich daran, das Fenster zu öffnen, wobei ich den Schmerz in meiner Hand zu unterdrücken versuchte. ,,Fuck, fuck, fuck!" Fluchte San, der nun auf einem Stuhl stand und an dem Rauchmelder herumfummelte. Und zwischen diesem ganzen Chaos stand Yeosang. Yeosang, welcher sich noch immer nicht einen Millimeter bewegt hatte und mit herunterhängendem Kopf auf den Boden blickte.

,,Sagmal, was macht ihr denn mit meiner Küche? Wollt ihr mich verarschen, wieso ist hier verdammt noch mal Rauch, würde mir das vielleicht bitte mal jemand erklären?"  Vorsichtig biss ich mir auf die Lippe. Nein, es war gerade nicht wirklich der beste Moment, um mit Seonghwa zu streiten. Deshalb entschied ich mich für eine bessere Methode, einen Streit mit dem gerade hereingekommenden Jungen zu umgehen.
,,Es tut uns leid, Seonghwa. Ich habe gerade Pancakes gemacht, da kam San und hat sich mit mir unterhalten. Irgendwie musste ich die Zeit vergessen haben und auf einmal begann die Pfanne Feuer zu fangen. Yeosang kam erst später dazu, ich bin der einzige, der Schuld hat. Es tut mir Leid." Ungläubig starrte mich Yeosang an.
,,Es ist auch meine Schuld." Auch San stieg nun in mein kleines Not-Schauspiel mit ein.
,,Ich hätte auch mit aufpassen sollen und außerdem war ich es, der Wooyoung abgelenkt hat. Es tut mir wirklich Leid."

Mit hochgezogenen Augenbrauen, musterte Seonghwa jeden einzelnen von uns, nur um sich dann seufzend wieder umzudrehen.
,,Ihr räumt das wieder auf, klar?"
Brav nickten wir alle drei, nur Yeosang schien die Situation nicht wirklich zu gefallen.
,,Ähm...Seonghwa?"
Neugierig drehte sich der Größere erneut zu uns um.
,,In Wirklichkeit war-" Oh ja, ich hatte gleich geahnt, was er vorhatte, doch so einfach würde er uns nicht davonkommen. Intuitiv legten San und ich gleichzeitig unsere Hand auf seinen Mund und brachten Yeosang so zum Schweigen.
,,Er wollte nur sagen, dass er in Wirklichkeit gerade erst vor ein paar Sekunden in die Küche gekommen war, uns aber trotzdem beim Aufräumen helfen will." Auch San nickte zustimmend, als ich das Reden für den Blonden übernahm. Ein unentschlossener Seufzer verließ die Lippen des Ältesten und doch wagte er nichts mehr zu sagen. Er zuckte lediglich mit den Schultern, ehe er ganz aus dem Esszimmer verschwand.

,,Sooo und ihr erzählt mir jetzt erstmal was hier los ist." So begann ich, San von dem Kuss zu erzählen, während uns Yeosang, der immer noch beleidigt wegen unserer Notlüge war, nur zuhörte und hier und da ein Detail ergänzte. Den Vorfall von heute Morgen hatte ich durch das ganze Chaos bereits wieder vergessen. Und so kam es dazu, dass nicht nur die Küche bald wieder glänzte. Auch unser Plan glänzte wahrhaftig. Unser Plan, Seongsangs Herzen endlich zu einander zu führen.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt