In deiner kleinen Welt 1

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Sie dachte wieder an die Zeit zurück. Die Zeit in der sie so glücklich waren. Sich gefunden hatten. Die Liebe erst begonnen hatte. Was war das damals für eine schöne Zeit. Sie liebten sich. Taten alles gemeinsam. Und nun lebten sie sich immer weiter auseinander. Immer mehr entfernten sie sich voneinander. Immer weiter drehten sie sich in ihrer eigenen Welt. Gingen immer weiter auf Distanz. Es tat so weh. Ihr tat es so weh. Konnten sie sich nicht noch zusammen in ihrer Welt drehen? Sich lieben? Sie liebte ihn doch noch. Warum tat er es dann nicht? Stattdessen tat er wie jeden Abend andere Dinge. Und sie saß auf der Couch und dachte nach. Ob diese Liebe überhaupt noch etwas wert war. Aus seiner Sicht anscheinend nicht mehr. Doch für sie war diese Liebe noch so viel wert. Sie liebte ihn. Umso mehr machte es sie kaputt das sie sich immer mehr voneinander entfernten. Sich in ihrer eigenen kleinen Welt drehten. Er in seiner glücklichen kleinen Welt ohne jeden Zweifel und sie in ihrer kleinen Welt in der sie jeden Tag ein Stück mehr daran zerbrach. Kaputt ging. Das er sie nicht mehr liebte. Die Fehler wieder bei sich suchte. War sie nicht gut genug? Nicht schön genug? Oder warum liebte er sie nicht mehr. Ihre Selbstzweifel nahmen wieder Überhand. Hatte sie doch in der Zeit mit ihm ihren Selbsthass so gut überwunden gehabt. Fiel sie nun wieder in ein Loch. Hasste sich selbst. Zweifelte an dich selbst. Sie brauchte ihn doch. Doch er ließ sie hängen. Sie zerbrechen, weiter kaputt gehen. Wusste er doch genau wie zerbrechlich sie war. Wie sehr sie ihn doch brauchte. Und doch schien es so als sei sie ihm nicht mehr wichtig. Als wäre sie die ganze Zeit schon nur ein Zeitvertreib gewesen. Ihm nichts wert zu sein. Die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Immer stärker. Sie schaffte das alles nicht mehr. War sie doch zu schwach um das alles auszuhalten. Zu schwach um miterleben zu müssen wie ihre Liebe zerbrach. Die Liebe von der sie glaubte es wäre die große Liebe gewesen. So viele Jahre traf das ja auch zu. Nur jetzt plötzlich kam alles anders. Sie hielt diesen Schmerz, diesen Selbsthadd einfach nicht aus. Sie ging wieder in Richtung Badezimmer. Schloss sich dort ein. 9 Jahre lang war sie stabil, tat es nicht. Hatte ihn, der sie immer wieder auffing. Doch jetzt, seitdem sie ihm nichts mehr wert war hatte sie niemanden mehr. Niemanden der sie auffing wenn es ihr schlecht ging, sie sich selbst hasste. Und so sah sie keinen anderen Ausweg mehr. Seit ein paar Wochen tat sie es wieder. Unter Tränen nahm sie die Klinge. Fügte sich einen neuen Schnitt zu. Eine neue Wunde die ihren Körper zierte. Ihr Leben zeichnete. Der Schmerz allein zeigte ihr noch das sie lebte. Es noch nicht ganz vorbei war. Sie noch selbst bestimmen konnte. Eine salzige Träne fiel in ihre Wunde. Es brannte. Doch der Schmerz machte ihr kaum was aus.  Es ließ ihren Selbsthass für einen kurzen Moment betäuben. Sie blickte auf ihre Narben, ihre Wunden. Ihre Narben welche schon so lange ihre Haut zierte. Wie lang sie es nur getan hatte. Er hatte ihr damals geholfen. Sie da raus geholt. Die Wunden zu Narben werden lassen. Und jetzt tat sie es wieder. Diesmal wegen ihm. Weil er sie im Stich ließ. Sie nicht unterstützte. Ihren Selbsthass zuließ. So wurden aus den Narben wieder Wunden. Wunden die von Tag zu Tag tiefer wurden um den Schmerz ihrer Seele zu überdecken. Sie konnte es einfach nicht mehr. Konnte nicht mehr stark sein. Viel zu sehr verletzte es sie. Er würde sie wohl nie mehr lieben. Auch wenn es sie zerbrach. Wieder kamen ihre diese Gedanken in den Kopf. Wie wäre es wohl zu gehen? Würde sie jemand vermissen? Würde er sie vermissen? Sie hatte doch keinen Grund mehr hier zu sein. Konnte sie nicht genauso gut gehen? Ihre Gedanken wurden immer lauter in ihrem Kopf. Der Drang zu gehen. Zu gehen von dieser Welt wurde in den letzten Wochen immer stärker. Hatte sie es damals geschafft, war sie jetzt nicht einmal mehr sicher ob sie es überhaupt so weit schaffen würde. Ob sie nicht davor schon aufgeben würde. Sie ließ sich gegen die Wand fallen. Saß nun gelehnt an die Wand, komplett verheult und wusste nicht mehr wohin mit sich. Sie wollte einfach aufgeben. Doch plötzlich hörte sie Schritte in der Wohnung.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt