Kapitel 5

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Miri's Sicht

Am nächsten Tag saß ich tatsächlich im Flieger nach Finnland, ich war sichtlich nervös und fragte mich, ob Lilja noch in Helsinki wohnte?! Ich seufzte und schloss meine Augen, wieso wollte sie mich nicht haben, was war der Grund dafür? Wie würde mein Vater reagieren, wenn ich plötzlich vor seiner Tür stehe? Ich versuchte meine Tränen zurück zu halten, aber es gelang mir nicht, zu hart, waren die Wörter, die sie in den Brief geschrieben hatte!
Nach zwei Stunden Flugzeit setzte der Flieger endlich zur Landung an und langsam stellte ich mir die Frage, ob das alles so eine gute Idee war, oder ob ich nicht doch wieder nach Hause fliegen sollte? Ich schaltete mein Handy an und wählte die Nummer von meiner besten Freundin, ich brauchte dringend ihren Rat und ärgerte mich gerade, das ich sie nicht doch mitgenommen habe "hey süße, bist du schon in Helsinki?" fragte sie sofort, als sie abnahm. "Ja, ich bin gerade angekommen, aber ich frage mich gerade, ob das alles so eine gute Idee ist!" "Miri, du bist jetzt schon so weit gekommen, gebe jetzt bitte nicht auf!" bekam ich sofort als Antwort. "Du hast recht, ich muss sie fragen, wieso sie mich nicht haben wollten! Ich fahre jetzt zu der Adresse und melde mich dann später wieder!" sagte ich, legte auf und schnappte mir meine Tasche, die ich mir vorher von Band gezogen hatte. Langsam lief ich Richtung Ausgang und begab mich, direkt Richtung eines Taxis, das gerade vor dem Eingang stand.“ Na hoffentlich sprechen die nicht nur finnisch! „murmelte ich, als ich Einstieg. „Na junge Lady, wo soll es denn hin gehen?“ fragte der Fahrer sofort „ zu dieser Adresse hier!“ antwortete ich und hielt ihm den Brief unter die Nase, er nickte und startete den Motor. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schaltete meine Musik an, dann lehnte ich mich zurück und sah mir die Landschaft an, mir gefiel es jetzt schon, aber was sollte ich tun, wenn meine Eltern mich heute immer noch nicht haben wollten? Soll ich mir dann trotzdem weiter meine Heimat ansehen?
Die Fahrt dauerte eine knappe Stunde, als der Mann vor einem typisch skandinavischen Haus anhielt, ich schluckte, gab dem Mann sein Geld und stieg aus. Da stand ich nun und hatte keine Ahnung, wie ich das alles schaffen sollte! Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter und lief langsam auf das kleine Haus zu, als ich plötzlich feststellen musste, das es leer stand. „Na klasse, den ganzen Weg für eine Sackgasse!“ fluchend schmiss ich meine Tasche vor mich und setzte mich drauf. Ich sah mich um und beschloss bei den Nachbarn zu klingeln, vielleicht wussten die wo meine Eltern jetzt wohnten.
Mit zittrigen Beinen stand ich wieder auf und lief die Stufen Richtung Haustür nach oben, als ich auf die Klingel drückte, spürte ich plötzlich die Tränen in meinen Augen brennen. „Hallo, wie kann ich ihnen helfen?“ wurde ich von einem älteren Mann gefragt, ich räusperte mich und hoffte, das meine Stimme nicht nachgab „ich bin auf der Suche nach Lilja, sie hat in den Haus nebenan gewohnt!“ sprach ich und wurde ziemlich nervös. „Das ist aber schon ziemlich lange her, zu viel ich weiß lebt sie jetzt irgendwo in Amerika!“ „Oh, okay und ihr Mann?“ fragte ich sofort und hoffte, das mir der ältere Mann weiter helfen konnte. „Riku, er lebt noch hier in Finnland, aber wo genau, das kann ich dir leider nicht beantworten! Was wollen sie denn von Lilja?“ der Mann sah mich neugierig an, aber was brachte es schon, wenn ich eh keinen von beiden finden würde. „Sie sind meine Eltern! Haben sie von Riku vielleicht einen Nachnamen?“  hakte ich trotzdem weiter nach. „Nein leider nicht!“ der Mann sah mich traurig an, aber das brachte mich auch nicht weiter. „Dankeschön trotzdem!“ murmelte ich, drehte mich um und lief langsam die Stufen nach unten. Ich nahm meine Tasche, hängte sie mir über die Schulter und lief langsam Richtung Stadt, der ganze Weg war umsonst, ich würde sie nie finden und sie nie kennen lernen! Mir kamen die Tränen, ich war so weit gekommen und doch war alles umsonst! „Ist alles in Ordnung bei ihnen?“ wurde ich von einer ältere Dame gefragt, als ich an einer Ampel zum stehen kam, ich lächelte schwach und nickte, sie sah mich besorgt an und  und reichte mir ein Taschentuch, das ich dankend entgegennahm. Riku, so hieß also mein Vater, aber wie viele Riku gab es hier in Finnland, bestimmt nicht nur einen!
Ich setzte mich auf eine Bank, zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Diana „und hast du sie gefunden?“ fragte sie sofort „nein, meine Mutter lebt irgendwo in Amerika und Riku, so soll mein Vater heißen, der lebt irgendwo hier in Finnland, das Haus in dem sie gewohnt haben, steht leer!“ sagte ich traurig. „Oh nein! Was hast du jetzt vor?“ „Ich komme wieder nach Hause, es bringt ja eh nichts, wenn ich weiter suche!“ gab ich zur Antwort, während ich die Stadt erreichte und mich auf eine Bank setzte. „Süße, das tut mir so leid!“ murmelte Diana leise. „Kann mich dein Vater nachher vom Flughafen abholen?“ fragte ich sie und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Natürlich, schreib mir einfach, wann du gelandet bist, dann kommen wir sofort zum Flughafen!“ ich lächelte schwach und war meiner besten Freundin so dankbar „ist gut!“ antwortete ich noch, bevor ich auflegte.
Als ich mein Handy wieder in meine Tasche steckte, zog ich erneut den Brief raus und starrte auf die Wörter, die auf dem Umschlag standen, es war einfach nicht fair, so etwas tut man seinem eigenen Kind nicht an! Wieso bekommen Menschen Kinder, wenn man sie dann doch nicht haben will?! Ich steckte den Umschlag wieder in meine Tasche und vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen, zu groß war die Enttäuschung, das ich nie meine wahren Eltern finden würde.

Meine Wurzeln in Finnland Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt