04-1 | Kinderkram

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Dimitri reagierte blitzschnell, kletterte über den Baumstammstapel und entging damit ganz knapp den zuschnappenden Kiefern eines zotteligen, grauen Hundes undefinierbarer Rasse. Der Hund knurrte zornig und versuchte, auf den Baumstamm zu springen, um Dimitri nachzusetzen, doch seine kurzen Beinchen hinderten ihn daran. Frustriert kratzte er mit den Pfoten an der Rinde, drehte sich im Kreis und kläffte, so laut und schrill, dass mir die Ohren klingelten. 

Mein Blick wanderte zu Dimitri, der auf dem obersten Baumstamm saß, aber den Hund nicht aus den Augen ließ, und jederzeit bereit wirkte, aufzuspringen und die Flucht zu ergreifen.

»Alles okay?«, fragte ich.

Dimitri nickte. »Ja, ja, tut mir leid. Hunde mögen mich nicht.«

So wie es aussah, beruhte das auf Gegenseitigkeit.

Ich wandte mich dem kleinen Hund zu und machte ein paar beruhigende Laute, doch das Tier schien vollkommen außer Rand und Band zu sein. Vielleicht hat er Tollwut, dachte ich, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Tollwut war in Deutschland so gut wie ausgerottet. Und da der Hund ein Halsband trug und bis auf das zottelige Fell sauber und gepflegt wirkte, war es unwahrscheinlich, dass er seine Impfungen verpasst hatte.

Da es nicht viel gab, was ich sonst tun konnte, kletterte ich zu Dimitri hinauf und setzte mich neben ihn. »Bist du mal gebissen worden?«

»Einmal?«, schnaubte Dimitri und zupfte an seiner Unterlippe herum. »Ich weiß nicht, warum, aber Hunde haben es auf mich abgesehen.« Er deutete auf den Hund, der inzwischen so laut kläffte, dass es durch den ganzen Wald schallte. »Du siehst ja, wie das ist.«

»Vielleicht riechst du nach Schinken.«

Für einen Moment geschah gar nichts, dann lächelte Dimitri und ein Teil der Anspannung schien von ihm abzufallen. »Ich rieche nicht nach Schinken.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich esse nicht einmal Schinken.«

»Oh, Vegetarier?«

»Kein Fleisch, kein Tabak, kein Alkohol.«

»Schokolade?«, fragte ich vorsichtig, während ich mir in Gedanken die Reaktion meiner Mutter ausmalte, wenn ich ihr sagte, dass sie die Lasagne in Zukunft ohne Hackfleisch zubereiten musste.

»Manchmal«, antwortete Dimitri, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und erklärte: »Bei uns Zuhause gab es immer strenge Regeln, was Ernährung und Sport angeht. Meinem Vater war es wichtig, dass ich gesund bleibe. Körperlich und geistig.«

»Das klingt ziemlich anstrengend.«

Dimitri schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich daran gewöhnt und kann es mir anders gar nicht mehr vorstellen.«

An dieser Stelle wurden wir unterbrochen. »Balu?«, schallte es aus dem Wald. »Balu!«

Kurz darauf erschien eine Frau um die Sechzig in einem roten Regencape zwischen den Bäumen. Sie wirkte verwundert und beschämt. »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich, sobald sie die Situation erkannt und richtig gedeutet hatte. »Sowas macht er normalerweise nie.«

»Kein Problem. Es ist ja nichts passiert«, erwiderte ich.

Die ältere Dame ging in die Hocke und klopfte sich auf die Oberschenkel. »Na komm, Balu, komm her.«

Balu dachte jedoch gar nicht daran, von uns und den Baumstämmen abzulassen. Erst als Frauchen zu ihm ging und ihn kurzerhand an die Leine legte, beruhigte er sich wieder etwas.

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