21-1 | Die Organisation

149 31 4
                                    

»Bella?«, rief ich beim Betreten des Ladens.

Meine Schwester lehnte über dem Tresen und sah überrascht auf. »Was ist?«

»Ein Handtuch, schnell!« Noch immer unkontrolliert kichernd, steuerte ich einen der Tische im Gastraum an. Meine ganze aufgestaute Anspannung schien sich in Form eines Lachanfalls Bahn brechen zu wollen. »Schnell, Bella! Oder es gibt ein Unglück!«

»Die kleine Mistkröte stinkt schon wie ein Großer«, schimpfte Romeo, der hinter mir in den Gastraum polterte.

»Nenn' ihn nicht so. Er hat einen Namen.«

Isabella tauchte neben mir auf und warf eine Schürze über den Tisch, sodass ich Felix darauf ablegen konnte.

»Ist Michi schon hier gewesen?«, wollte ich wissen.

»Nein«, antwortete Isabella. Dann verzog sie das Gesicht und kniff sich mit den Fingern die Nase zusammen. »Romeo hat Rescht.« Sie beugte sich über Felix und nuschelte: »Du bischt ein kleinesch Schtinkerschen, nischt wahr?«

Felix gluckste vergnügt und strampelte mit den kurzen Beinchen.

»Und ich darf dich jetzt saubermachen, oder wie?«, seufzte ich.

Isabella klopfte mir aufmunternd auf den Rücken. »Du schaffst das schon, Schwesterherz.«

»Na, vielen Dank auch«, brummte ich. »Aber wenn du schon nicht helfen willst, kannst du mir wenigstens warmes Wasser, einen Waschlappen und Feuchttücher oder sowas in der Art holen.«

»Wasser ist schon unterwegs!«, rief Romeo aus der Küche.

»Na siehst du«, sagte Isabella mit einem gezierten Lächeln. »Ihr werdet mal tolle Eltern sein.«

Ich warf meiner Schwester einen bösen Blick zu und bemerkte dabei das Handy, das sie in der Hand hielt. Es war nicht ihr eigenes. »Wem gehört das?«

»Dimitri«, antwortete Isabella, betrachtete das Handy und zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee, einen Blick darauf zu werfen. Um ganz sicherzugehen, dass er nicht in was Krummes verwickelt ist.«

»Bella ... das ist nicht okay«, gab ich zurück, während ich Felix auspackte und das schmutzige Hemd im Mülleimer hinter der Tür entsorgte. »Und? Hast du was herausgefunden? Oder bist du an seinem Passwort gescheitert?«

»Du weißt, ich bin gut, was Passwörter angeht.«

»Nur, weil du erraten hast, dass unser Cousin DONCORLEONE als Passwort verwendet, macht dich das noch nicht zur Hacker-Queen.«

Isabella schmunzelte bei der Erinnerung an ihren Erfolg. »Wie auch immer ... ich bin alle Westernhelden durch und verliere so langsam die Geduld.«

»Versuch es doch mal mit WASSILISSA.«

»Was soll das sein?«

»Versuch's einfach.«

Isabella runzelte die Stirn und trottete zurück zum Tresen.

»Hast du schonmal ein Baby gewickelt?«, erkundigte sich Romeo, während er eine Schüssel mit warmem Wasser, einen Lappen und Handtücher herbeischleppte.

»Natürlich nicht. Aber so schwer kann das ja nicht sein.«

Romeo stellte die Wickelutensilien neben mir auf dem Tisch ab. »Na, dein Wort in Gottes Gehör.«

Ich verdrehte innerlich die Augen und wandte mich Felix zu, der mich mit einem fragenden Ausdruck in den hübschen Augen ansah. »Jetzt machen wir dich mal sauber«, sagte ich zu ihm. »Und du beschwerst dich, wenn ich was nicht richtig mache, ja?«

NonlinearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt