19-1 | Allerlei Merkwürdigkeiten

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Immer noch vor mich hingrübelnd, kehrte ich ungefähr eine halbe Stunde später zum "Zu den Waffeln" zurück.

Auf dem Parkplatz begegnete ich Nele, der Besitzerin des Hundesalons, und ihrem Dackel. Pluto war eine kurzbeinige, wurstförmige und äußerst launische Diva. Als ich in die Hocke ging, um ihn zu mir zu locken, kam er freudig angesprintet. Doch dann musste er bemerken, dass ich keine Leckerlis für ihn hatte. Er drehte ab, trippelte auf seinen kurzen Beinchen zu den Mülltonnen hinüber und schnüffelte davor am Boden herum.

»Tut mir leid«, sagte Nele lachend und strich sich eine Strähne ihres regenbogenbunten Haars aus dem Gesicht. Ich beneidete sie um ihre Frisur, auch wenn ich persönlich viel zu spießig und geizig war, um mir die Haare zu färben. »Er ist ein verschnupptes Biest.«

»Ach, schon gut«, sagte ich, stützte mich auf den Knien ab und richtete mich wieder auf.

»Schöner Hut«, bemerkte Nele.

»Danke, aber der gehört nicht mir.«

Wieder lachte Nele. Das tat sie oft. Sie war eine von diesen dauerhaft fröhlichen Menschen, die mir im Allgemeinen ziemlich suspekt waren. »Hab' ich mir schon gedacht.« Ihr Lachen wurde zu einem süffisanten Grinsen. »Mir ist dein Cowboy nicht entgangen.«

»Dimitri ist nicht mein Cowboy, sondern ein Kollege«, wehrte ich ab, auch wenn sich das natürlich nicht gegenseitig ausschloss. Nach dem vergangenen Abend bekam ich jedoch so langsam meine Zweifel daran, ob Dimitri mein Cowboy sein wollte oder nicht. Ich konnte es mir nicht so recht eingestehen, aber sein abweisender Tonfall hatte mich verletzt. Alles, was ich wollte, war ihm zu helfen, doch er hüllte sich in Rätsel und stieß mich von sich. Was sollte ich davon halten? »Sagen wir es so ... es ist kompliziert«, setzte ich nach.

»Oje«, seufzte Nele. »Männer sind schon eine Plage.«

Ich nickte zustimmend.

»A propos ... was ist eigentlich aus dem kleinen Jungen geworden?«

»Welcher kleine Junge?«

»Na, der Blonde.« Nele deutete mit einem Kopfnicken auf ihren Hund, der fast vollständig unter einer der Mülltonnen verschwunden war. Nur sein freudig wedelnder Schwanz ragte noch aus dem Spalt hervor. Vielleicht hatte er da unten eine vergammelte Wurst gefunden. »Er hat sich neulich so vor Pluto erschreckt, dass er hingefallen ist und sich das Knie aufgeschlagen hat. Ich wollte ihm helfen, aber er ist vor mir geflohen und auf die Mülltonnen geklettert. Als ich später nochmal nach ihm gesehen hab', war er bei euch im Laden.«

»Ach so, Björn ...«, fiel es mir wieder ein. »Ich dachte, der würde zu einer deiner Kundinnen gehören.«

Nele schüttelte den Kopf. »Ne, an dem Tag war die alte Klingenberger mit ihrem Pudel da. Die hat weder Kinder noch Enkel.«

»Oh«, machte ich. Mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Ich hätte wohl besser darauf achten sollen, ob Björn auch tatsächlich zu seinen Eltern zurückgekehrt war. Das Letzte, was Heiderstedt gebrauchen konnte, war noch ein vermisstes Kind. »Keine Ahnung. Er ist irgendwann einfach gegangen.«

»Na ja, Hauptsache, er hat sich nicht ernsthaft verletzt«, sagte Nele, stopfte die Hände in die Taschen ihrer weiten Haremshose und klimperte mit ihrem Schlüsselbund. »Dabei hat Pluto ihm überhaupt nichts getan. Er wollte nur Hallo sagen, da rennt der Kleine los, als wäre jemand mit nem Messer hinter ihm her.«

»Manche Menschen haben eben Angst vor Hunden«, erwiderte ich und musste erneut an Dimitri denken. Anscheinend hatten er und Björn etwas gemeinsam. Hoffentlich war der Junge sicher und wohlbehalten nach Hause gekommen. Andererseits ... wenn noch ein Kind verschwunden wäre, hätten wir sicher längst davon gewusst.

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