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POV Kylie:

Mit jedem Schritt, den ich mich den Jungs näherte und damit unweigerlich auch dem Konflikt, wurde ich immer unsicherer. Ich hätte doch lieber in meinem Zimmer bleiben sollen oder noch besser: Ich hätte durch das Fenster fliehen sollen, mir eine neue Identität beschaffen sollen und dann ins Ausland flüchten sollen, sodass mich niemals wieder jemand hätte finden können.

Hört sich doch nach einer guter Idee an, oder?
Vielleicht war es ja noch nicht zu spät und ich könnte immer noch umdrehen und diese Idee durchziehen...

"Bist du das, Kylie? Perfekt. Komm mal bitte in die Küche. Wir müssen uns unterhalten", hörte ich da die Stimme meines Bruders.

Oder auch doch zu spät....

Ergeben lief ich die letzten Meter zur Tür und betrat die Küche unsicher.
Der Anblick, der sich mir bot, half nicht wirklich, dass ich mich beruhigte. Die Jungs hatten sich an unseren Küchentisch niedergelassen und saßen nun breitbeinig mit verschränkten Armen da und schauten mich an.

Wenn das nicht eine nette Atmosphäre war.... hust hust

Ihr Blicke konnte ich nicht ganz deuten. Es war eine Mischung aus Wut, Frustration, Sorge, Angst, Hartnäckigkeit, Unsicherheit und noch etwas anderes, was ich nicht einordnen konnte. Doch egal was genau mir diese Blicke sagen sollten, es war nichts Gutes.

"Setz dich", sagte Dylan, als ich ein paar Minuten wie angewurzelt an der Tür stand. Seine Worte hörten sich nicht wie eine Bitte an, sondern wie ein Befehl. Deshalb blieb ich auch aus Trotz einfach stehen und erwiderte: "Nein, danke."

Genervt verdrehte Dylan seine Augen und starrte mich finster an. Doch ich dachte gar nicht erst daran meinen Blick abzuwenden. Er sollte ruhig sehen, dass ich mich nicht herumschubsen ließ.

Einige Minuten verbrachten Dylan und ich stumm, während wir uns gegenseitig dazu bringen wollten, endlich nachzugeben.
Irgendwann reichte es dann aber wohl den anderen Beiden, da Lukas schließlich seufzend das Wort ergriff: "Gut, dann bleib eben stehen."

1:0 für mich.

Ein kleines Grinsen stahl sich auf mein Gesicht, das aber sofort wieder verschwand, als Dylan anfing zu sprechen: "Egal ob du jetzt stehst oder sitzt, das ändert nichts an der Tatsache, dass du einiges zu erklären hast.
Und bevor du jetzt widersprichst, hörst du mir jetzt mal gut zu: Es kann nicht sein, dass du immer wieder spät nachts verletzt auftauchst ohne irgendeine Erklärung zu geben. Wir haben uns Sorgen gemacht und dich die halbe Nacht gesucht!"

Schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass sie sich um mich sorgen könnten, wenn ich so lange weg blieb.
Doch dann erinnerte ich mich an den Grund, warum ich nicht nachgedacht hatte. Meine Wut auf Lukas war so unglaublich stark gewesen, dass sie alles andere überlagert hatte.

Auch jetzt spürte ich sie wieder in mir brodeln. Ja es stimmt, ich hätte nicht einfach so verschwinden dürfen, doch ich schuldete ihnen auch keine Antworten. Schließlich war ich alt genug um auf mich selbst aufzupassen und konnte auch bestimmen, wann etwas zu weit ging und Lukas hatte gestern definitiv eine Grenze überschritten.

"Es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Aber ich schulde euch keine Erklärungen.
Ich bin inzwischen alt genug um auf mich selbst aufzupassen und brauche keine Babysitter!
Außerdem hast du, Lukas, mit deinen Worten gestern jedes Recht verloren, mir irgendwelche Vorwürfe zu machen, warum ich nicht nach Hause gekommen bin.
Also danke für eure Sorge, aber nein danke!", erwiderte ich und bemühte mich um einen möglichst ruhigen Tonfall, obwohl in mir schon wieder die gleiche Wut wie gestern brodelte.

Badboys never love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt