Tysan„Was ist geschehen nachdem ich gegangen bin Tysan?"
Die Augen zusammen gepresst, verstecke ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atme sein lieblichen Geruch tief ein. Ich habe die Frage erwartet und trotzdem bin ich nicht vorbereitet. Man kann sich auch gar nicht darauf vorbereiten, der Person, wegen der man durch diese Zeit gegangen ist, zu erzählen, was alles geschehen ist. Zu viel, wäre meine Antwort gewesen, wenn jemand anderes so etwas gefragt hätte, aber Clark ist nicht jemand.
Er ist so viel mehr. Ich...kann überhaupt nicht beschreiben wie viel er mir bedeutet. Er ist einfach...alles.
Durch seine Nähe, die ich selbstverständlicherweise nicht gewohnt bin, kann ich nicht klar denken und mir die Worte zurecht legen, also befreie ich mich aus seinem Griff und hieve mich aus dem Bett. Langsam schleiche ich zum Panoramafenster und betrachte den wolkenlosen Himmel in dem sich unzählige leuchtende Punkte tummeln. Mein Kopf fällt leicht nach vorne und lehnt sich gegen die kühle Scheibe, die angenehm an meiner Stirn liegt. Bevor ich zum sprechen ansetze, lecke ich mir über die Lippen.
„Nachdem du gegangen bist, konnte ich und wollte ich es nicht war haben. Tage später wurde mir aber klar das James die Wahrheit gesagt hatte. Du warst fort. Es ist schwer zu erklären, aber ich war wie....ausgesaugt. Einfach leer. Ich hörte auf mit meiner Familie zureden und hielt auch James von mir fern. Im Laufe der folgenden Tage aß ich auch immer weniger bis schließlich gar nichts mehr. Vermutlich hätte man mich mit einer Puppe verwechseln können, denn meine gesamte Schule bekam mein Verhalten mit. Von da an war jeder Tag gleich. Ich stand auf, wenn ich überhaupt geschlafen hatte, zog mich an und packte meine Sachen um in die Schule zugehen. Dort ignorierte ich alle, einschließlich die Lehrer. Ich wusste meine Familie machte sich Sorgen, sowie meine Freunde, aber jedes Wort fühlte sich wie....eine unendliche Qual an. Niemanden fiel allerdings auf, dass ich nichts aß, weil ich immer so tat es anschließend aber wegschmiss. Ich rutschte ab, viel tiefer als ich wollte. Das wurde mir aber erst bewusst als ich auf dem Schulhof zusammen gebrochen bin. Die Ärzte haben festgestellt, dass ich krass unterernährt war und waren überrascht das ich wieder zu Bewusstsein gekommen bin. Ab da ging ich zu unterschiedlichen Ernährungskliniken. Ich wurde gezwungen zu essen, durfte nur mit Begleitung raus gehen und sollte mit wildfremden Personen über den Verursacher meiner Unterernährung reden. Ich weigerte mich und blieb auf meinem Zimmer, dass ich extra bekommen hatte. Der ganze Druck den ich jeden Tag stärker spürte musste irgendwie raus. Wenn du Emotionen für so lange weggesperrt hast, fühlt es sich so an als würde dein Herz zerbersten oder als ob du deine ganze Seele schmerzt und du bist viel zu schwach um zu schreien. Deswegen hatte ich damit begonnen mich selbst zu verbrennen, nachdem ich es geschafft hatte einem Betreuer sein Feuerzeug abzunehmen. Meistens tat ich dies an den Oberschenkeln oder meinem Bauch. Für mich war es damals der einzige Weg irgendwie zu...schreien."
Ich atme einmal tief ein und wieder aus, denn den schlimmen Teil habe ich hinter mir. Mein Atem lässt die Scheibe kurzzeitig beschlagen. Da ich keine Reaktion von Clark erwarte führe ich meine Rede weiter fort.
„So ging das in der Klinik für Wochen, bis James eines Tages mit einer Gitarre ankam. Wie immer hat er mit mir gesprochen, obwohl ich nicht geantwortet habe und hat auf so viele Arten und Weisen seine Liebe gezeigt. Ich liebe ihn so unendlich dafür und deswegen wird auch nie jemand meine Bindung zu James verstehen. Damals hatte er mir auch noch ein Notenheft für Anfänger mitgebracht. Zuerst spielte ich nur mit dem Heft, aber über Wochen hinweg, wo ich 24/7 nur spielte und gezwungenermaßen aß, lernte ich schnell auch andere Songs zu spielen. Und schließlich fing ich an zu dem spielen zu singen. Die Musik hat. geholfen aus meinem Schreien singen zu machen und genau deswegen ist Musik für mich Magie."
Schon lange habe ich mich nicht mehr so zerbrechlich gefühlt und ehrlich gesagt habe ich Angst vor Clark's Reaktion. Verdammt...man kann ihn so unfassbar schlecht einschätzen!
Leicht zitternd wende ich mich, damit ich Clark ansehen kann. Mir begegnen eisblaue Augen gefüllt mit einer Furcht, die ich noch nie so ausgeprägt gesehen habe. Als würde eine Erinnerung vor seinen Augen angespielt werden und ich kann sagen es ist keine schöne.Ein Moment später zuckt er zusammen und ich merke er ist wieder in der Realität. Sein Gesichtsausdruck wird unlesbar und Kälte kriecht in seine Augen. Nicht diese erfrischende, nein diese abwertende Kälte. Anscheinend starre ich ihn erwartungsvoll an, denn er spuckt. „Denkst du wirklich du hast so etwas wie Mitleid deswegen verdient!"
Der verachtende Blick und seine Worte gehen so tief, wie schon lange nicht mehr und ich hoffe nur das keine alten Narben wieder aufreißen. Er ist der einzige dem ich jemals diese Macht über mich gegeben habe und manchmal nage ich an dem Gedanken, dass es ein großer Fehler war. Doch damals war ich ein kleines naives Kind und konnte nicht einschätzen, was ich machte.
„Wahrscheinlich hast du, dass alles gerade erfunden, damit du ein auf „Ich habe so viel durchgemacht hilf mir!" machen kannst, aber das kannst du dir sonst wohin stecken!" , schnaubte er verächtlich und ich falle gegen die Scheibe um daran herunterzurutschen. Ich spüre das brennen in mein Augen und es tut so... scheiße weh das Clark wirklich so von mir denkt. Während ich meine Hände in die Haare kralle, um den aufsteigenden Erinnerungen zu entkommen, betrachte ich Clark aus verschwommener Sicht mit verletztem Blick.
Alles bricht förmlich über mir zusammen. Bei der Erzählung hielt sich noch alles in Grenzen, aber das war zu viel. Ich spüre alles wie damals, während ich meine schlimmsten Momente noch einmal durchlebte. Das Feuer, dass sich durch meine Haut ätzt, die Emotionslosigkeit, mein unerträgliches Hungergefühl, welches ich ignoriere, diese Gedanken, die einen versuchen dazu zu drängen einem noch mehr anzutun. Niemand sollte solche Gedanken haben. Schon gar kein neunjähriger Junge oder Mädchen.
Wieder fühle ich mich...
Einfach nur leer.
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Anscheinend ist Clark doch schwieriger zu knacken...😟
Was haltet ihr von Ty's Vergangenheit? Kam das für euch überraschend, wo Ty doch sonst so fröhlich ist? 🥺💕
Sry das der Teil nur so kurz ist, aber ich dachte eine Sichtwechsel oder Zeitsprung käme unpassend. ;)
~Ini.Sun♥️
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I Will Rescue You
Romance-WIRD ÜBERARBEITET- Der Braunhaarige trägt eine lange Hose, Boots geschmückt mit Nieten, ein langes schwarzes Hemd, dazu passende Lederhandschuhe. Und das im SOMMER. Eins steht fest: Der Mann hat Geheimnisse. Schmerzhafte, Brutale wer weiß? ICH weiß...