Silvester [ Special]

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Clark

Silvester.

Für mich war dieser Tag immer ein Tag der Hoffnung. Ich kämpfte Jahr für Jahr um diese Hoffnung nicht zu verlieren. Irgendwann dachte ich es sei albern, aber das ist es nicht.

Hoffnung ist manchmal alles was wir haben, unser einziger Weg zu atmen. Und ich verspreche euch, es zahlt sich aus. Denn nach so vielen Jahren, in denen ich auf ein besseres Leben gehofft habe, kann ich endlich sagen, dass ich es erreicht habe.

Ich bin an einem Punkt, wo ich mein Version von einem perfekten Leben, lebe. Glaubt mir ich kann es selbst noch nicht ganz glauben. Egal, wie oft ich Silvester glücklich mit den Menschen gefeiert habe, die ich liebe, werde ich die verzweifelten Neujahrstage auch nie vergessen.

- vor 10 Jahren-

Die Kälte des Kellerbodens frisst sich durch meine Klamotten und lässt meine Haut erfrieren wie so ziemlich jedes Jahr. So langsam schwindet sie Sicherheit darüber, dass ich vor drei Jahren wirklich die richtige Entscheidung getroffen zuhaben.

Allerdings wäre eine andere Entscheidung egoistisch gewesen.

James zu verlassen war die Hölle. Immerhin liebe ich ihn. Oder ich habe ihn geliebt. Inzwischen weiß nicht ob ich überhaupt noch richtig dazu fähig bin zu lieben.

Ich kann ihn spüren. Den Wahnsinn wie er versucht mit seinen verlockenden Händen nach mir zugreifen. Allerdings werde ich alles dafür tuen, um nicht so zu werden wie meine Erzeuger. Dafür muss ich ihn sehen.

Wenn ich diese Nacht, die nächsten Jahre noch überleben soll,  muss ich ihn nochmal sehen. Ich muss sie beide sehen. James und Ty. Zitternd stehe ich auf  und humple zu einem versteckten Fenster. Lautlos öffne ich es und quetsche mich schwerfällig hindurch.

Ich werde sowieso erst nächsten Morgen rausgelassen.

Den Weg kenne ich auswendig, schließlich sollte jeder seinen Weg nach Hause kennen.
Außer Atem, aber mit einem Lächeln auf dem Lippen, komme ich zum stehen. Das erste ehrliche in den letzten drei Jahren.

Ich schleiche durch den Garten der Ryders zur Hintertür, um ein Blick ins Haus zu erhaschen. Dort sitzt er. Seine blonden Haare stehen wild vom Kopf ab und er sieht immer noch so aus wie James. Dennoch empfinde ich etwas unverständliches.

Die Liebe für James, sie fühlt sich so an, als ob sie schwindet.

Verzweifelt reibe ich mir durchs Gesicht. Ohne diese Liebe habe ich gar nichts mehr.
Ich darf sie nicht verlieren. Ich muss sie festhalten, mit aller Kraft.

Als ich mich ein Stück gegen die Terrassentür lehne, merke ich das diese nur angelehnt ist.
Sofort dringt eine leise, liebliche Stimme an mein Ohr. „Es ist das dritte Silvester ohne ihn, James", flüstert Tysan bedrückt und, wenn ich mich nicht täusche, meine ich Tränen in seinen Augen zusehen.

„Hey!", James nimmt sein Gesicht in die Handy und betrachtet sein Bruder liebevoll, „Andy ist fort, er hat uns verlassen und vielleicht ist es besser so."  Bei den Worten zucke ich zusammen. Worte die mich auf eine Art und Weise für immer verändert haben.

Doch ich bin nicht der einzige, den diese Worte schockieren. Auch Ty reißt sich von seinem Bruder los und funkelt ihn wütend an. „Nein! Nein! Er würde uns nicht für immer verlassen. Er wird wiederkommen!", ruft er felsenfest, „Er muss wiederkommen. Er muss einfach."

Seiner Stimme weicht ein leises Schluchzen. Es versetzt mir ein Stich in die Brust. Alles was ich bezwecken wollte, war das die beiden durch meine Erzeuger nicht in Gefahr schweben.
Doch alles was ich getan habe, war die beiden Brüder zu verletzen.

I Will Rescue YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt