𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 43

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Ich bekomme keine Luft mehr. Meine Haare kleben mir im Gesicht und meine Arme sind voller Kratzer. Mein Körper will mich dazu zwingen, stehen zu bleiben. Doch ich kann nicht. Eher falle ich vor Erschöpfung um, als mich jetzt Limes auszuliefern.

Finn und ich sind in den Wald gerannt. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war. Vielleicht wäre es klüger gewesen, mitten in die Stadt zu rennen. Dorthin, wo Menschen sind, bei denen wir uns verstecken können. Doch wir haben nicht so weit gedacht. Alles, was wir wussten war, dass wir so schnell wie möglich hier wegmussten.

„Flo!", höre ich plötzlich Finn hinter mir. Er ist stehen geblieben und stemmt sich die Arme gegen die Oberschenkel. Schnaufend hebt er den Kopf, um mich ansehen zu können.

„Was?", bringe ich hervor, während ich verzweifelt nach Luft schnappe. Ich kann ihn nicht einmal richtig sehen. Vor meinem Sichtfeld machen sich kleine Punkte breit. Wir dürfen keine zu lange Pause machen. Wenn wir uns jetzt ausruhen, schaffen wir es nicht mehr, weiter zu rennen.

„Ich glaube, wir haben ihn abgeschüttelt."

„Das wissen wir nicht!", widerspreche ich und schaue hinter den Braunhaarigen. Wir sind mitten im Wald. Es ist schon so dunkel, dass man bis auf die Umrisse der Bäume nicht mehr viel erkennt.

„Wenn wir vor Erschöpfung das Bewusstsein verlieren, hilft uns das auch nicht weiter. Und wie sollen uns die Zwillinge finden?"

Er hat recht. Ich taumle auf einen dicken Baumstamm zu, bei dem ich mich abstützen kann. Mir wird schwindelig und ich versuche, nicht umzufallen. Schnaufend lasse ich mich an dem Baum hinuntergleiten, bis ich in der Erde sitze. Ich habe nicht einmal mehr genug Kraft, um zu weinen.

Währenddessen stolpert Finn auf mich zu und lässt sich neben mich auf den Boden fallen. Ich atme mehrmals tief ein und aus und wische mir die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wie lange sind wir gerannt? Eine halbe Stunde? Kürzer? Länger? Ich habe keine Ahnung. Alles, was ich weiß, ist, dass wir hier tief im Wald sind. Man hört schon lange keinen Lärm aus der Stadt mehr, sondern nur Grillengezirpe und den Wind, der in den Blättern raschelt.

„Was machen wir denn jetzt?", frage ich nach einiger Zeit.

Finn hebt leicht die Schultern:

„Ich habe keine Ahnung."

Obwohl unsere Situation so unglaublich beschissen ist- oder genau deswegen- muss ich plötzlich leise auflachen. Er bemerkt das und blickt mich fragend an:

„Was ist?"

„Ich kann nicht mehr, Finn. Ich kann nicht mehr.", bringe ich zwischen dem Lachen hervor. „James und Juliet sind zu mir nachhause gefahren, um uns zu retten. Aber da werden sie nichts finden, außer meinen Hund, den Limes vielleicht erschossen hat. Der Einzige, der weiß, wo er nach uns suchen muss, ist Limes. Wir sind am Arsch, Finn." Ich mache eine Pause, in der ich weiter vor mich hin kichere. „Wir sind am Arsch."

Der Braunhaarige sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Naja, vielleicht habe ich das sogar. Ave hat einmal gesagt, dass Lachen und Weinen gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Damals hatte ich nicht einmal die leiseste Ahnung davon, wie recht sie damit hatte.

Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich mich wieder beruhigt habe. Finn sagt schon einige Zeit nichts. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, er sei eingeschlafen. Wir schweigen lange. Sehr lange sogar. Das letzte Licht des Tages ist schon lange erloschen und wir sitzen in der Dunkelheit. Nur schwaches Mondlicht scheint auf uns herab.

„So.", durchbricht Finn so plötzlich die Stille, dass ich zusammenzucke. „Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder sitzen wir noch länger hier und warten darauf, dass Limes uns findet, oder wir suchen einen Weg aus diesem beschissenen Wald."

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