𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 16

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Kira legt ihren Kopf auf meinem Schoß ab. Ich lächle und streichle über ihr braun- weißes Fell. Mit der anderen Hand drücke ich mein Handy an mein Ohr und höre Charlie aufmerksam zu:

„Weißt du, dieser Typ ist verwirrender als Maddie, wenn sie ihre Tage hat. Manchmal kann er so reif sein! Du solltest ihn einmal hören, wenn er mit Harry über Basketball redet! Und dann dröhnt er sich am nächsten Wochenende wieder komplett zu und redet davon, dass er sich nicht binden will und so 'ne Scheiße. Ich verstehe diesen Arsch nicht."

Ich hebe die Augenbrauen:

„Ach wirklich? Ich kenne da nämlich noch jemanden, der sich nicht binden will."

„Das ist etwas anderes!", faucht sie mich sofort durch das Handy an. „Ich habe weder ein Drogenproblem, noch kompensiere ich das Ganze, indem ich mich durch die halbe Stadt vögle."

„Das tut er doch gar nicht! Und ein Drogenproblem hat er auch nicht."

„Seit wann nimmst du Hugo in Schutz?"

„Ich bin doch nur fair. Wieso redest du nicht einfach mit ihm und geigst ihm deine Meinung?"

Sie sagt nichts darauf. Natürlich nicht. Wenn sie ihm sagt, was sie denkt, kann sie ihm genau so gut gestehen, dass sie auf ihn steht. Das wäre zwar für alle Beteiligten das Beste, aber da Charlie und Hugo die stursten Menschen sind, die ich kenne, wird das Verhältnis zwischen ihnen wahrscheinlich noch eine ganze Weile so komisch bleiben.

„Themawechsel: Wie geht es dir denn mit den Bones- Zwillingen?"

Ich zucke mit den Schultern. Seit sie mich zu Weihnachten zuhause abgeliefert haben, habe ich nicht mehr mit ihnen gesprochen. Und nun ist schon der dritte Januar! Die Dämonensache hat Finn und mich beunruhigt. Kann man den beiden überhaupt vertrauen?

„Juliet hat Finn und mich gestern angerufen, aber ich habe sie ignoriert. Ich hab nur Angst vor der Schule, da kann ich den beiden nicht mehr aus dem Weg gehen."

„Das heißt, du versteckst dich immer noch vor ihnen? Wenn ich das richtig verstanden habe, haben euch die beiden euer Leben gerettet. Wieso hast du dann so viel Schiss?"

„Ich weiß es doch selbst nicht, aber sie haben zu Weihnachten so... böse gewirkt."

„Ja, weil man euch verdammt nochmal töten wollte!"

„Ich... Ach egal." Ich habe die blöde Angewohnheit, meine Probleme einfach zu ignorieren, anstatt sie zu lösen. Genau deshalb gehe ich den beiden schon fast zwei Wochen aus dem Weg. Charlie seufzt:

„Ich muss jetzt sowieso schlussmachen. Bis bald!"

„Tschüss.", murmle ich und Charlie legt auf. Ich werfe mein Handy an das Fußende meines Bettes und lasse mich selbst seufzend nach hinten in die Kissen fallen.

Wieso muss das alles so kompliziert sein? Außerdem habe ich noch ein Problem, von dem bis jetzt nur Finn weiß. Weil wir so lange nicht mehr gezaubert haben, ist das Kribbeln wieder da. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewaltige Scheiße bauen.

Ich setze mich auf und schaue durch mein Zimmer. Es ist Abend. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages, die durch mein Fenster fallen, haben alles in ein goldenes Licht getaucht. Unten höre ich Mum und Dad reden, sie haben heute beide frei. Da fällt mein Blick auf meinen Notenständer. Ein schwaches Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen, ehe ich aufstehe und meine Geige aus dem Koffer hole.

Kira schaut mich vorwurfsvoll an. Wie kann ich es nur wagen, aufzuhören, sie zu streicheln? Ich schließe die Augen und fange an, die Geige zu stimmen. Dann schnappe ich mir mein Weihnachtsgeschenk von Maddie, Noten für Disneylieder, und spiele die Melodie.

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