𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 29

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„Wie geht es ihr?"

„Seit wann interessiert dich, wie es ihr geht? Du hättest sie einfach sterben lassen!"

„Julie.", seufzt James als Antwort.

Obwohl meine Augen geschlossen sind, merke ich, wie hell es um mich herum geworden ist. Diese fürchterliche Nacht ist endlich vorbei. Ich liege auf dem Sofa der Zwillinge, eingekuschelt in eine flauschige Wolldecke. Ich trage noch immer Juliets Sachen, denn ich habe mir nicht mehr die Mühe gemacht, mich umzuziehen.

Sobald wir wieder hierher zurückgekehrt sind, habe ich mich auf die Couch gesetzt und meine Augen sind automatisch zugefallen. In der Lagerhalle habe ich es dank dem Schock nicht bemerkt, doch Aves Heilung hat mir wahnsinnig viel Kraft gekostet. Obwohl ich jetzt sicher schon ein paar Stunden geschlafen habe, fühle ich mich immer noch ausgelaugt und schwach.

„Ich habe sie aber nicht sterben lassen.", fährt James fort. Zu meiner Erleichterung klingt er bei weitem nicht so wütend, wie ich befürchtet habe. Trotzdem lasse ich meine Augen geschlossen und bewege mich nicht. Ich will ihnen weiter zuhören, ohne dass sie wissen, dass ich wach bin.

„Ja, wegen Flo und mir."

„Bist du mir ernsthaft böse, weil ich Ave sterben lassen hätte, dich und Flo aber nicht? Ihr hättet verdammt nochmal draufgehen können!"

Oh nein. Bei dem letzten Satz ist er lauter geworden. Ich kneife die Augen zu und bewege mich kein Stück. Ich muss so tun, als würde ich tief und fest schlafen. Juliet kann mit einem wütenden James umgehen. Ich kann das definitiv nicht.

„Sind sie aber nicht.", wirft Finn unsicher ein. Ich muss mich zusammenreißen, nicht zu lächeln. Er ist hier uns es geht ihm gut. Ave schläft wahrscheinlich oben in Juliets Zimmer. Wir sind alle in Sicherheit. Das war schon die zweite Schlacht, die wir gegen die Hexenjäger gewonnen haben.

„Ja, weil wir ihnen geholfen haben!", fährt der Dämon den Hexer an. Doch er klingt nicht wirklich beleidigt. Keiner der drei tut das. Im Grunde sind wir einfach alle froh, dass wir überlebt haben. Trotzdem stelle ich mich weiterhin schlafend.

„Du nimmst dich ziemlich wichtig.", stellt Juliet fest. An ihrer Stimme kann ich hören, wie sie dabei provokant grinst.

„Ach bitte, eure Situation hat schon ziemlich aussichtslos ausgesehen. Oder, Flo?"

Das hat James definitiv an mich gerichtet. Seit wann weiß er schon, dass ich wach bin? Seufzend schlage ich die Augen auf und richte mich langsam auf. Es dauert ein bisschen, bis ich mich an die Helligkeit im Raum gewöhne. Wenn ich mich nicht so verdammt schwach fühlen würde, wäre es wie ein ganz normaler Sonntagvormittag.

„Das hätten wir schon hingekriegt.", murmle ich und massiere mir meine schmerzenden Schläfen. Wieso braucht Magie nur so viel Kraft? Finn sieht mich besorgt an. Ich lehne mich zurück in das Sofa.

„Hätten wir nicht." Die Tatsache, dass ausgerechnet Juliet das gesagt hat, lässt mich überrascht aufsehen. Auch James und Finn drehen sich verwirrt zu ihr. Sie schaut ihren Bruder ausdruckslos an. James hebt verwirrt die Augenbrauen:

„Also gibst du zu, wie bescheuert euer Plan war?"

Sie schüttelt den Kopf. Ihre schwarzen Locken fallen ihr dabei über die Schultern.

„Aber-" James unterbricht sich selbst. Seine Miene hellt sich auf und er blickt seine Schwester beeindruckt an. „Du Genie. Du wusstest von Anfang an, dass wir euch folgen würden."

Sie zuckt mit den Schultern und grinst ihn selbstgefällig an. Meine Kinnlade klappt nach unten. Sie hatte nie vor, allein gegen die Hexenjäger zu kämpfen. Sie wusste, dass ihr Bruder sie niemals im Stich lassen würde. Ich schaue die Bones- Zwillinge an. Juliets Plan war von Anfang an perfekt durchdacht, denn sie kennt ihren Bruder. Die beiden würden es nie zugeben, aber sie würden füreinander sterben.

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