𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 28

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Und da sitze ich. Im Dunkeln, meine Hände voller Aves Blut. Ein paar Meter von uns liegt Elijah, doch der interessiert mich nicht. Ich habe nur Augen für das blutgetränkte T-Shirt meiner besten Freundin.

„Flo, was-"

„Psst, nicht sprechen.", unterbreche ich sie. Eine einzelne Träne kullert mir über die Wange, die ich aber sofort wegwische. Das Letzte, was Ave jetzt braucht, ist eine heulende Florence. Ich muss jetzt stark sein. Also atme ich tief durch und meine: „Ich versuche jetzt, dir zu helfen, okay? Ich erkläre dir das alles, wenn wir hier draußen sind, aber jetzt musst du mir vertrauen."

Für einen kurzen Moment sieht sie mich zweifelnd an, aber dann nickt sie schwach. Lustig, dabei vertraue ich nicht einmal mir selbst. Mit zitternden Händen streiche ich ihr T-Shirt nach oben, um die Wunde genauer zu betrachten.

Sie wurde knapp über ihrem Hüftknochen getroffen. Hätte ich in Biologie besser aufgepasst, wüsste ich jetzt, ob er ein Organ getroffen hat. Aber das habe ich nicht, deshalb muss ich jetzt auf gut Glück handeln.

Okay Flo, ganz ruhig. Ich schaffe das. Ich muss nur die Wunde verschließen. Ein Kinderspiel. Ich atme ein paar Mal tief aus und ein. Dabei trifft mein Blick den von Ave, die mich verzweifelt ansieht. Ich schaffe das.

Und so fokussiere ich die Wunde mit meinem Blick und versuche, sie dazu zu bringen, sich zu schließen. Doch ich kann mich nicht konzentrieren. Ich habe zu viel Angst. Ich zittere wie verrückt und bekomme kaum noch Luft, weil mir das regelmäßige Atmen schwerfällt. Scheiße.

„Ich mache das schon, ich hab's gleich!", versuche ich ihr weiß zu machen, doch mein Gesichtsausdruck muss Bände sprechen. Wieso ist Magie nur so verdammt schwer?

„Flo?", höre ich plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme. Ich fahre herum und sehe mich in der Dunkelheit um. Nichts. „Flo? Juliet?", höre ich sie wieder. Auf der Stelle fühle ich mich ein wenig sicherer. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ohne nachzudenken hole ich tief Luft und brülle:

„Finn! Wir sind hier!"

Und wirklich. Nur ein paar Sekunden später sehe ich Finn aus dem Raum, in dem wir vorher alle waren, stolpern. Seine Haare sind zerzaust, seine Augen funkeln vor Panik.

„Flo, Gott sei Dank geht es euch gut! James hat gesagt, dass ich im Auto warten soll, aber ich konnte dich- euch nicht hier lassen. Ich musste wissen, was-"

Er unterbricht sich selbst, als sein Blick auf Ave und Elijah fällt. Der Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er auf uns zu rennt und sich neben mir auf den Boden fallen lässt.

„Was ist passiert?", fragt er und starrt Aves Wunde an.

„Wir haben es fast geschafft, aber dann ist Elijah gekommen und dann James und Elijah hatte ein Messer und dann wollte Limes mich erschießen, aber dann sind er und Jade abgehauen und Juliet und James sind ihnen nach und-"

„Okay, okay. Schon gut.", bremst er mich ab, doch ich schüttle hysterisch den Kopf.

„Nein, sie stirbt!", fahre ich ihn an und wische mir die Tränen mit dem Ärmel weg. Finns Blick wandert von mir zu Ave und dann wieder zu mir.

„Nein, wird sie nicht. Weil du sie heilen wirst!"

„Das versuche ich doch schon die ganze Zeit! Aber ich kann nicht!"

Für einen Moment sagt der Braunhaarige nichts. Er schaut ins Leere, denkt nach. Ich sehe hoch zu ihm. Ich sollte mich nicht so über seine Anwesenheit freuen. Er sollte in der Hütte sein, in Sicherheit. Und trotzdem geht es mir bei seinem Anblick schon um Welten besser. Schließlich atmet er tief aus und ein und wendet sich an Ave:

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