𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 15

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„Du hast gesagt, dass es schwerer sein wird."

„Das dachte ich auch. Doch die Hexen sind nie das Problem. Mit den Dämonen muss man fertig werden."

„Die habe ich nicht einmal gesehen."

„Naja, die sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren."

Das ist das erste, was ich höre. Mein Schädel schmerzt furchtbar, doch ich kann mich vor Müdigkeit kaum bewegen. Ich höre das Brummen eines Motors und leise Musik aus einem Radio. Außerdem sitze ich aufrecht und lehne an etwas Kaltem- der Fensterscheibe?

Irritiert öffne ich meine Augen und sehe... nichts. Verdammt, was ist passiert? Wieso kann ich nichts sehen? Panik und Verwirrung steigen in mir auf. Was zur Hölle ist hier los? Mein Kopfweh ist immer noch nicht besser geworden. Da fällt mir auf, dass irgendetwas eng um meinen Kopf gebunden ist, das auch wehtut. Eine Augenbinde. Ich bin erleichtert und eingeschüchtert zugleich.

Die gute Nachricht ist, dass ich offensichtlich nicht aus unerklärlichen Gründen mein Augenlicht verloren habe. Die schlechte Nachricht ist, dass ich am Rücksitz eines fremden Autos sitze und mir irgendjemand die Augen verbunden hat.

Ich will mir die Augenbinde abnehmen, doch da fällt mir auf, dass auch meine Hände gefesselt sind. Gut gemacht, Flo. Die Situation klingt ja vielversprechend für dich. Was geht hier vor sich?

„Du hast gesagt, dass sie nur zaubern können, wenn sie noch etwas sehen können."

Halt, diese Stimme kenne ich doch! Das ist Elijah! Und plötzlich fällt mir alles wieder ein. Finns Verschwinden, die Suche mit Juliet, meine Entführung! Oh Gott, ich stecke ja tief in der Scheiße! Ich beginne, stark zu schwitzen und zu zittern.

„Ja, ohne Augenlicht sind die so harmlos wie jeder andere.", antwortet ihm ein wahrscheinlich älterer Mann.

„Würde es dann eigentlich nicht reichen, ihnen die Augen auszustechen?"

Wie bitte?

„Das ist nicht nötig. Tot sind sie am ungefährlichsten."

Gut.

Nein, doch nicht gut! Soll das heißen, dass mich die beiden umlegen wollen? Verdammt, ich muss hier weg! Ich fange an, mit meinen gefesselten Händen die Autotür abzutasten. Lieber werfe ich mich aus dem fahrenden Auto, als noch länger hier zu sitzen.

Verzweifelt suchen meine Hände nach irgendetwas zum Aufmachen. Schließlich habe ich auch etwas gefunden, dass sich wie eine Klinke anfühlt. Ich atme tief durch, dann ziehe ich sie zu mir. Nichts passiert, es macht nur ein klickendes Geräusch. Kindersicherung.

„Ah, die Hexe ist wach." Das Wort „Hexe" spuckt der ältere Mann förmlich aus, als wäre es etwas extrem Ekliges. Ich ziehe langsam meine Hände wieder zu mir zurück und versuche, in seine Richtung zu schauen.

„Ich... Was soll das Ganze?" Der Mann und Elijah lachen so kalt, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagt. Plötzlich macht es einen Ruck, ich werde herumgerissen. Das Auto hat eine scharfe Kurve gemacht und fährt nun über einen holprigen Weg. Das ist nicht gut. Holprige Wege bedeuten immer, weit weg von der Zivilisation. Weit weg von Hilfe.

„Flo?", höre ich plötzlich eine dritte Stimme neben mir. Mir klappt der Mund auf, Erleichterung und gleichzeitig noch mehr Angst machen sich in mir breit.

„Ahh, der Hexer ist auch schon aufgewacht."

Finn ist auch hier, er sitzt direkt neben mir auf der Rückbank. Ich muss das Ganze nicht allein durchstehen, er ist bei mir. Andererseits heißt das, dass auch er verdammt tief in der Scheiße steckt.

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