𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 11

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„Und was, wenn ich jemanden verletze?"

„Umso besser."

„Wie bitte?"

„Wir wollen doch, dass die Schule gefährlich wirkt, oder nicht?" James seufzt genervt auf und zieht an seiner Zigarette.

„Aber... Nein!"

Ich verschränke stur die Arme vor der Brust und lasse meinen Blick über die Fenster der Schule schweifen. Heute, zwei Tage nach Finns kleinem Ausbruch, ist das Wetter ruhig und friedlich. Das kleine Schloss thront friedlich am Rand der kleinen Stadt in Minnesota - niemand würde vermuten, dass hier am Mittwoch fast die Welt untergegangen ist.

„Florence, wenn Menschen hier verletzt werden und Finns Eltern das sehen, darf er eher zu uns. Und das willst du doch auch, oder?"

Ich schüttle den Kopf. James verwirrt mich: Meistens ist er so freundlich und charmant, aber manchmal kann er einfach ein Arsch sein.

„Aber hier geht es nicht nur um uns! Natürlich will ich das, aber die Leute hier sind unschuldig und haben nichts mit der ganzen Sache zu tun!"

Juliet fährt dazwischen und sieht mich an:

„Auf dem Heimweg besorgen wir dir einen Heiligenschein, aber jetzt haben wir dafür keine Zeit! Schaut, da kommt Finn."

Ich verdrehe die Augen und steige aus dem Auto aus. In diesem Moment sehe ich Finn, der seinen Eltern und der Direktorin aus der Schule folgt. Er fühlt sich offensichtlich ziemlich unwohl, als sie direkt bei den großen Fenstern vorbei gehen.

„Komm, es ist dasselbe wie bei den Gläsern.", murmelt Juliet und richtet ihren Blick gespannt auf die Fenster. Ich nicke schwach.

Gestern hatte ich meine zweite Trainingsstunde und inzwischen bin ich ziemlich gut darin, Glas zu zersprengen. Und weil ich bis jetzt noch nicht mehr kann, werde ich das heute auch tun: Die Fenster sprengen, während Finns Eltern hier sind.

Er hat sie am Mittwoch angerufen und ihnen gesagt, dass er sich in der Schule nicht mehr sicher fühlt und deshalb in unsere Schule wechseln will. Sie haben ihm natürlich nicht geglaubt und wollten sich das Ganze heute noch einmal persönlich anschauen.

„Jetzt.", bestimmt James. Ich denke noch nicht einmal daran. Gerade gehen zwei Schüler sehr nah bei den Fenstern vorbei und wenn die Scheiben jetzt explodieren, werden sie von den Scherben getroffen. „Florence!", drängt er weiter.

„Sei leise, ich schaff das schon.", fauche ich zurück. Die Schüler sind immer noch viel zu nah am Glas. Doch Finns Eltern entfernen sich immer weiter von der Schule und gehen schon auf ihr Auto zu. Verdammt, wieso gehen die zwei Schüler denn nicht?

„Flo!", flüstert nun auch Juliet.

Endlich gehen die beiden weg vom Fenster. Sofort formen sich meine Augen zu Schlitzen und ich starre die großen, runden Fenster an.

Zerspring.

Es knallt. Alle Menschen in unserer Umgebung zucken zusammen. Ein Mädchen schreit sogar. Nur James und Juliet stehen ans Auto gelehnt da und beobachten das Ganze kritisch, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ohne es zu wollen formen sich meine Lippen zu einem bösen Grinsen als ich meinen Blick auf das nächste Fenster richte.

Und es klirrt wieder. Hunderte von Scherben fallen auf den vereisten Schnee und bleiben stecken, weil sie so scharf sind. Finns Eltern wirbeln herum und starren die kaputten Fenster an. Finn selbst muss sich offensichtlich ein Grinsen verkneifen, aber das fällt niemandem auf.

Weil es mir gerade so Spaß macht, zerstöre ich auch noch ein drittes Fenster. Doch diesmal fliegen die Scherben weit. Das blonde Mädchen vom Mittwoch wird am rechten Oberschenkel getroffen und kreischt laut.

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