𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 44

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Auf der Stelle weiche ich noch weiter zurück, bis ich mit dem Hinterkopf an einem Baum anstoße. Mit großen Augen starre ich den Mann vor mir an, der seinen Blick schließlich von mir abwendet und schmunzelnd zu Finn sieht:

„Geht es euch gut?", will er wissen.

Er steht wieder auf und sieht uns an, wie wir immer noch auf dem Boden sitzen und kurz davor noch in der Erwartung waren, dass man uns gleich umbringt. Aber das ist nun nicht mehr so, oder?

Der Mann, der uns gerade gerettet hat, ist wortwörtlich der Teufel. Er lebt schon seit Jahrhunderten und hat in dieser Zeit wahrscheinlich mehr Menschen getötet als ich mir vorstellen kann. Sogar James und Juliet haben Angst vor ihm. Und jetzt fragt uns derselbe Mann ernsthaft, ob es uns gut geht?

Finns Gesichtsausdruck verrät mir, dass er sich wohl genau das gleiche denkt:

„Ich... Ja, ich denke schon.", antwortet er zögerlich. Es tut gut, seine Stimme zu hören. Vor ein paar Minuten dachte ich noch, dass ich sie nie wieder hören würde.

Der Mond kommt hinter einer Wolke hervor, sodass wir uns besser sehen können. Finn und ich werfen uns verzweifelte Blicke zu und ich halte vor Spannung die Luft an. Seine Haare sind verstrubbelt und voller Dreck, genau wie sein Gesicht. Wahrscheinlich sehe ich nicht besser aus. Ich wusste nicht, dass uns unsere Flucht durch den Wald so mitgenommen hat.

Plötzlich bricht der Teufel in Gelächter aus:

„Ihr seht ja so aus, als würde ich euch gleich umbringen. Was haben euch die beiden von mir erzählt?"

„Nichts, nichts!", sage ich schnell. Ich will die Zwillinge unter keinen Umständen in Schwierigkeiten bringen.

Leviathan hebt die Augenbrauen und grinst leicht:

„Die einzigen, vor denen ihr etwas zu befürchten hattet, waren Limes und Jade. Und die machen euch sicher keine Probleme mehr."

Er nickt auf den Boden etwas weiter weg von mir. Ich kneife meine Augen zusammen und sehe in die Richtung, bis ich mich endlich an die Dunkelheit gewöhne. Dann aber erkenne ich die Hexenjäger. Limes und Jade lehnen an einem Baumstamm. Während die Blonde sich nicht bewegt, reibt sich Limes benommen den Kopf und murmelt unverständliche Verwünschungen vor sich hin. Elijah liegt ein paar Meter entfernt von ihm im Dreck.

Finn springt währenddessen auf und starrt den Teufel an:

„Wie haben Sie das gemacht?", fragt er geschockt.

Leviathan zuckt mit den Schultern:

„Wenn man schon Jahrhunderte lang zaubern kann, dann wird man mit drei Menschen leicht fertig."

Er streckt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Zögerlich nehme ich seine Hilfe an und lasse mich von ihm aufziehen. Mir ist immer noch etwas schwummrig und deshalb reibe ich mir die Schläfen. Also war es seine Zauberei, die ich gespürt habe. Offensichtlich kann man es als Hexe fühlen, wenn jemand in seiner Nähe gewaltige Mengen an Magie freisetzt.

Da höre ich im Wald neben uns etwas. Finn und ich fahren erschrocken herum und suchen nach der Ursache des Geräusches, der Teufel jedoch lacht nur und ruft in die Dunkelheit:

„Du bist spät, James."

„Offenbar habt ihr die Lage ja im Griff.", höre ich die Stimme des Dämonen und sehe ihn kurz darauf aus dem Gestrüpp steigen. Juliet folgt ihm.

Leviathan schiebt seine Hände in die Hosentaschen und meint kühl:

„Eure Aufgabe war es, die beiden zu beschützen. Aber sie wären draufgegangen, wenn ich nicht zufällig heute gekommen wäre. Wie rechtfertigt ihr das?"

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