Wenig später kommen Finn, Ave und ich bei der Lichtung der Dämonen an. Während es für den Hexer und mich schon Routine ist, lässt Ave ihre braunen Augen nervös über die kleine Lichtung schweifen. Der Frühling ist inzwischen endgültig angekommen: Die auftauende Erde sorgt für einen angenehmen Geruch und dem Plätschern des Gartenteichs nach zu urteilen ist er auch nicht mehr zugefroren.
Doch während Finn und ich eher auf unsere Umwelt achten, als wir die Lichtung betreten und auf die Hütte zumarschieren, starrt Ave Juliet an. Die Dämonin sitzt auf der Treppe zur Veranda und blättert gelangweilt in einem Buch. Erst, als wir schon fast bei ihr sind, sieht sie auf, obwohl sie unsere Anwesenheit wahrscheinlich schon viel früher entdeckt hat. Als sie Ave sieht, versteinert sich ihr Blick und ihre blauen Augen werden groß.
„Hallo.", murmelt Ave und ich kann sehen, wie sie schon wieder rot wird.
„Hi.", gibt ihr Juliet schlicht zurück und klappt das Buch zu. Ich lächle sie leicht an, was sie jedoch ignoriert und eine ihrer schwarzen Locken zwischen ihren Finger dreht.
Ave räuspert sich:
„Ich ähh... was liest du denn gerade?"
Nun überwindet sich Juliet doch zu einem sanften Lächeln. Ich hebe wissend die Augenbrauen: So hat sie mich definitiv noch nie angesehen. Ich bezweifle sogar, dass sie jemals irgendjemanden so angesehen hat. Eigentlich müsste man vor Ave den Hut ziehen: Sie hat es geschafft, dass sich eine waschechte Dämonin in sie verknallt hat.
„Parallel-"
Sie wird von James unterbrochen, der die Tür hinter ihr aufschwingt und genervt in Finns und meine Richtung seufzt:
„Wieso kommt ihr Menschen eigentlich immer zu spät? Bei den mikrigen achzig Jahren, die ihr zu leben habt, solltet ihr es doch eigentlich besonders eilig haben."
„Dann hast du es also nicht nötig, pünktlich zu sein und wir schon?", gebe ich stirnrunzelnd zurück. James legt den Kopf schief und grinst:
„Genau, besonders heute."
„Wieso?", fragt Finn darauf verwirrt. Was soll denn heute anders als sonst immer sein? Juliet blickt von Ave weg, die neben mir unsicher auf den Boden starrt, und sieht zu ihrem Bruder, ehe sie erklärt:
„Naja, eigentlich war die Anweisung von Leviathan, euch die Grundlagen aller Arten von Magie zu lernen."
Ich schlucke schwer. Sie spricht über den Teufel wie über einen alten Bekannten. Naja, für sie ist er das ja auch. Ich werde wahrscheinlich noch viel Zeit brauchen, um mich daran zu gewöhnen.
James schließt die Tür hinter sich und reibt sich die Hände:
„Aber davon werden wir jetzt abweichen, es ist sowieso schon lange überfällig. Mir persönlich seid ihr jetzt schon zu oft fast draufgegangen. Und weil Julie und ich Besseres zu tun haben, als für den Rest unseres Lebens eure Babysitter zu sein, müsst ihr lernen, euch selbst zu verteidigen."
So stehen kurz darauf wir zu viert auf der Wieso neben der Hütte. Ave sieht uns von der Veranda aus zu und macht große Augen. Weder sie noch Finn oder ich haben einen Plan davon, was jetzt passieren wird.
Juliet wirft einen letzten Blick auf Ave, ehe sie sich zu uns dreht und sich räuspert:
„Limes ist euch in so ziemlich allem überlegen. In einem fairen Kampf seid ihr also so gut wie tot.", erklärt sie uns nüchtern. „Deswegen kämpft ihr nicht fair. Ihr habt ihm gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Ihr könnt zaubern, also nutzt es."
„Aber wenn es Nacht ist oder es sonst dunkel ist, sodass ihr nichts sehen könnt, müsst ihr auch einigermaßen okay im Nahkampf sein.", fügt ihr Bruder hinzu.
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how to survive modern witchcraft
Aventure„Ich will dir helfen." „Und wieso sollte ich dir das glauben? Seit du und deine Schwester da sind, passieren diese komischen Dinge!" „Wenn ich dir etwas Böses wollte, hätte ich das schon längst getan. Bitte, vertrau mir." Tränen schießen mir in die...