𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 46

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Mein Blick haftet auf meinen Füßen, als ich James hinein in die Schule folge. Inzwischen hat es schon geklingelt, sodass die Gänge leer und still sind. Deshalb hallt jeder unserer Schritte laut durch den Korridor.

Unsere Freunde sitzen wohl auch schon im Unterricht. Außer Hugo und Charlie natürlich, die zu spät und noch dazu high in die Mathestunde platzen werden.

Nur zu gerne würde ich gerade mit ihnen tauschen. Stattdessen folge ich dem mordenden Dämon in einen menschenleeren Raum. Dank dem Joint ist mir immer noch ein wenig schwummrig - aber ich bin nüchtern genug, um das unwohle Gefühl in meiner Magengrube wahrzunehmen.

„Ihr müsst ja echt fertig sein, wenn ihr euch von Hugo zum Kiffen hinter der Schule überreden lasst.", bemerkt James als wir einen Gang erreicht haben, wo uns niemand hört.

„Hast du ein Problem damit?", gebe ich zurück.

„Ich finde es eher lustig."

„Lustig.", wiederhole ich abschätzig. „Lustig! Ein Kerl, der dieses Wochenende zwei Menschen erschossen hat, hat kein Recht darauf, über die Kiffer am Schulhof zu urteilen!"

Er hebt unbeeindruckt eine Augenbraue:

„Womit wir auch schon beim Thema wären."

Er öffnet die Tür zu einem leeren Klassenzimmer und deutet Finn und mir, einzutreten. Zuerst traue ich ihm nicht, dann jedoch sehe ich Juliet im Klassenzimmer sitzen. Sie hat die Arme sie in ihren Hosentaschen vergraben und sie sitzt auf einem Tisch ganz vorne, ihr Blick ist auf uns gerichtet. Ich schlucke und betrete gemeinsam mit Finn die Klasse. James schließt hinter uns die Tür, worauf ich ihn angrinse und mit an Augenbrauen wackle, was er mit einem genervten Augenrollen quittiert.

Arsch. Dank dem Joint bin ich zwar besser drauf, aber er tut gerade so, als wären Finn und ich die, die etwas falsch gemacht haben. Also verschränke ich die Arme und lehne mich gegen die Wand:

„Bringt ihr uns jetzt auch um?"

Finn wirft mir einen warnenden Blick zu, den ich jedoch ignoriere.

„Flo.", seufzt Juliet. „Es war von Anfang an klar, dass die Hexenjäger sterben werden. Wir haben ihnen nur getan, was sie euch tun wollten. Ich verstehe euer Problem nicht."

„Unser Problem?", beginnt Finn. Er massiert sich die Schläfen, scheint sich seine nächsten Worte zurecht zu legen. Das Gras zeigt auch bei ihm seine Wirkung.  „Für Flo und mich seid ihr nicht einfach Dämonen, sondern auch unsere Freunde! Es ist verdammt nochmal nicht leicht zu verdauen, dass ihr für den Teufel so etwas wie Auftragskiller seid!"

Mein Mund klappt auf und ich nicke beschwichtigend. Er hat mir damit nicht nur aus der Seele gesprochen, sondern mir auch gezeigt, dass er voll uns ganz auf meiner Seite ist. Meine Gefühle sind berechtigt, ich übertreibe nicht.

Deshalb wage ich einen Schritt weiter und lache kühl auf:

„Dabei hat sich James so sehr darum bemüht, dass wir ja nicht vergessen, was für Arschlöcher sie sind."

„Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, bist du mein dritter Mord diese Woche.", erwidert der Dämon darauf trocken.

„Genau das meine ich." Ich kichere und verfluche das Gras ein weiteres Mal. Ich sollte jetzt wirklich nicht high sein. Immerhin hat James die ersten zwei Morde tatsächlich begangen und scherzt nicht nur darüber.

„Worauf wir eigentlich hinauswollten-", wirft Juliet schnell ein, bevor ihr Bruder kontern kann und es wieder darin endet, dass wir uns anschreien- obwohl ich gerade gar nicht in der Stimmung für Streit bin. Es ist mir nur gerade sehr wichtig, allen meine Meinung mitzuteilen. „Was haltet ihr von ihm?"

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