𝘤𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 41

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„Gut, gut! Das war's für heute, ihr könnt gehen. Die Violinen bleiben aber bitte noch."

Erschöpft lasse ich meine Geige sinken und lehne mich in meinen Stuhl. Heute habe ich mich bei das Probe besonders bemüht, um nicht negativ aufzufallen. Ich will dieses Solo haben. Es ist praktisch eine Freikarte in das College meiner Wahl.

Geigenspielen ist zwar nicht mehr meine Hauptbeschäftigung, aber immer noch mein größtes Hobby. Wenn ich den Bogen über die Saiten streichen lasse, bin ich anders. Nicht die Hexe, die von zwei Dämonen vor mordenden Hexenjägern beschützt werden muss. Ich bin einfach ich, Florence, und ich mag es.

Juliet neben mir packt ihre Geige in den Koffer und stopft die Noten in ihre Tasche. Roberts wollte unbedingt sie für das Solo, doch die Dämonin weigert sich strikt dagegen. Hoffentlich schafft Roberts es nicht, sie doch zu überreden. Gegen Juliet habe ich keine Chance.

„Hey." Sie schaut mich an und schiebt dabei ihren Geigenkoffer unter ihren Stuhl. „Das wird schon.", versucht sie mich zu beruhigen.

„Du hast leicht reden. Wann hat in deinem Leben bitte etwas nicht so funktioniert, wie du es wolltest?"

Sie antwortet nicht sofort, sondern scheint für einen Moment wirklich darüber nachzudenken. Dann zuckt sie mit den Schultern und grinst leicht:

„Ich will, dass du das Solo bekommst."

Trotz meiner Nervosität muss nun auch ich leicht lächeln. Ich lasse meine Augen durch den Saal gleiten. Die meisten verschwinden gerade durch die große Ausgangstür nach draußen, nur noch ein paar Geigenspieler und Nachzügler sind da.

Auch die Anspannung der anderen ist ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Alle Blicke liegen auf Mrs Roberts, die an ihrem Tisch steht und ihre Zettel sortiert. Offensichtlich gefällt ihr es, uns so zappeln zu lassen.

Schließlich aber räuspert sie sich und steht auf, ihren Stuhl dabei quietschend nach hinten schiebend. Juliet lehnt gelangweilt in ihrem Sessel und dreht eine Haarlocke zwischen ihren Fingern. Ich jedoch sitze aufrecht und umklammere den Hals meiner Geige, als würde mein Leben davon abhängen.

Endlich beginnt die Lehrerin:

„Wie versprochen verkünde ich den diesjährigen Solisten unseres Orchesters." Dabei schielt zu durch ihre Brille zu Juliet hinüber, was diese jedoch gekonnt ignoriert. Nach einer kurzen Pause spricht sie weiter: „Also, mir fiel die Wahl sehr schwer. Aber schlussendlich habe ich mich für jemanden entschieden, der dieser Aufgabe sicher gerecht werden kann."

Ich seufze verzweifelt auf, während ich mich frage, wann sie denn endlich auf den Punkt kommt. Ich will nicht mehr warten. Ich will wissen, ob sie die letzten Wochen Üben gelohnt haben oder nicht.

„Es ist..." Sie macht eine weitere Pause und genießt die Nervosität, die sie damit auslöst. Wenn sie nicht sofort spricht, verwandle ich sie in eine Kröte. Zwar geht das laut James nicht, aber da finde ich schon Wege. „Florence Sullivan!"

Alle drehen sich zu mir und sehen mich an. In ein paar Blicken erkenne ich Neid, ein paar freuen sich für mich. Währenddessen klappt mein Mund auf und ich starre Roberts an, die mich streng mustert.

Erst, als mir Juliet leicht den Ellbogen in die Rippen rammt, bringe ich heraus:

„Oh, ähh, danke! Das freut mich riesig!"

Roberts zeigt mir mit ihrem Gesichtsausdruck, dass ich das auch sollte. Während die anderen gehen, drückt sie mir meinen Stapel mit neuen Noten in die Hand.

Langsam realisiere ich es: Ich habe das Solo! Wenn ich das in meine College-Bewerbung schreibe, kann ich nur gewinnen! Ich werde beim Konzert ganz vorne stehen und alle werden mich spielen sehen!

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