Stranger #Kürbismaske

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Rot war der Himmel, als ich aus dem Fenster der Bahn sah und leicht lächelte. Ich liebte diesen Anblick und war glücklich darüber ihn mir ansehen zu dürfen, während ich von der Arbeit nach Hause fuhr, nach einer mehr als nur anstrengenden Schicht. Zuhause wartete bereits mein Mitbewohner auf mich, wir wollten zusammen einkaufen gehen und danach einen Film anschauen, welcher vor ein paar Tagen ins Kino gekommen war und ich freute mich darauf, denn im Kino war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Die Arbeit nahm mich neuerdings ganz schön in Beschlag, ich machte häufig Überstunden und ich war einfach erschöpft, aber den Blick aus dem Fenster ließ ich mir nicht nehmen, niemals. Schon seit ich klein war liebte ich es mit der Bahn zu fahren, es war wunderbar und besonders wenn es wie in diesem Moment nicht so voll war empfand ich es als beruhigend hier zu sitzen, nichts zu tun und nachzudenken. Neben mir saß ein junger Mann, etwas älter als ich, wenn ich schätzen müsste und schon als er sich neben mich gesetzt hatte betrachtete ich ihn aufmerksam, denn verdammt, er sah unglaublich schön aus. Braune, fluffige kurze Haare und glänzende, müde braune Augen besaß der etwas kleinere, in seiner Hand hatte er zuerst noch sein Handy gehalten und mit jemandem geschrieben, dadurch hatte ich auch herausgefunden, wo genau er aussteigen würde und irgendwann hatte er tatsächlich still seine Augen geschlossen und hatte sie seitdem auch nicht mehr geöffnet. Er schlief friedlich an meine Schulter gelehnt.

Ich befand mich so tief in Gedanken, dass ich erst dann auf meinen Sitznachbarn blickte, als dieser seinen Kopf unbewusst an meiner Schulter rieb und ruhig weiterschlief. Verwundert musterte ich ihn, fragte mich was ich nun wohl machen sollte. Bis er aussteigen musste waren es noch mindestens acht Stationen, das waren ungefähr vierzig oder fünfzig Minuten Fahrzeit und ich musste erst in vier Stationen raus, bis dahin konnte ich den Älteren noch ausruhen lassen. Niedlich sah er aus, als er sich an mich schmiegte und zur Sicherheit schloss ich meinen rechten Arm um ihn, damit er nicht nach vorne fallen konnte, sobald der Zug wieder losfuhr, ich hielt ihn sicher. Schon als er sich zu mir gesetzt hatte klimperten seine Augen und er gähnte erschöpft, was sich ganz nebenbei bemerkt absolut niedlich anhörte. Immer wieder linste ich zu ihm hinüber und fragte mich wie es möglich war so schön auszusehen, so liebenswert, fast schon putzig. Noch nie war mir jemand begegnet der mich sofort hatte in seinen Bann gezogen, der Braunäugige war der erste auf den ich so reagierte und ich war ihm so dankbar dafür, dass er ausgerechnet an meiner Schulter lehnte, mir so nahe kam.

Achtsam passte ich auf, dass der Mann neben mir nicht aufwachte und sah wieder aus dem Fenster hinaus, strich dem Brünetten in Gedanken versunken mit dem Daumen über seine Seite. Für den Sommer war es erstaunlich frisch, ich musste zwar noch keinen Pullover anziehen, aber schon bald würde es so weit sein und ich freute mich darüber, denn Kälte mochte ich viel lieber als Wärme. Am liebsten trug ich Hoodies, wenn es wieder kälter wurde und doch würde ich mich wohl noch eine Weile lang gedulden müssen, bis es wieder so weit war, schließlich hatte der Sommer gerade erst richtig begonnen. Allein die Hitze am Tage machte mich fertig, ich hasste sie und fragte mich wieso ich nicht schon längst in ein anderes Land ausgewandert war, in dem es von sich aus schon kälter war, gab mir die Antwort darauf allerdings schon selbst, ich wollte meinen Mitbewohner nicht verlassen müssen. Maurice und ich wohnten schon seit über fünf Jahren zusammen in einer Wohnung, er war während seines Physik Studiums zu mir gekommen und wir teilten uns seitdem alles, die Miete, das Essen und sogar die Hausarbeit. Ein äußerst liebenswerter Zeitgenosse war der Blonde, er kochte gerne für uns beide und liebte es mit mir zusammen Serien zu gucken, ganz in Ruhe und ich schätzte ihn sehr, war dankbar ihn damals mit aufgenommen zu haben und niemand anderen.

Besonders als der Zug stoppte zog ich den Mann neben mir ein wenig näher an mich, damit er nicht nach vorne fallen konnte und er wachte auch dann nicht auf, sondern schlief still weiter. Ich starb vor Niedlichkeit, während ich den Brünetten beim schlafen musterte und fragte mich wie es möglich war in einem Zug einzuschlafen, denn das war etwas, was ich noch nie zustande gebracht hatte. In dem Leben des Älteren musste genauso viel passieren wie in meinem, vielleicht sogar noch mehr und ich lächelte mild, da es herzerwärmend war zu wissen, dass er sich neben mich gesetzt hatte und nicht neben irgendjemand anderen. Vorhin als er eingestiegen war hatte er die Wahl zwischen mir, einigen anderen Männern, einer Mutter mit Kind und einigen Mädchen, welche pausenlos gequatscht hatten, und tatsächlich entschied er sich für mich. Auch, als ein ganzer Vierersitz frei wurde neben uns blieb er bei mir und ich fand ihn umwerfend, traute mich jedoch auch nicht ihn anzusprechen, aus Angst er könnte mich komisch finden. Ich kannte nicht einmal seinen Namen, er genauso wenig den meinen und schon wenn er aufwachen würde würde er sich in Grund und Boden schämen, weil er hier so eingeschlafen war, auch wenn er das gar nicht musste. Es war schon in Ordnung so, andere hätten ihn schon längst weggeschubst und ihn angemault, weil sie ihre Ruhe haben wollten, aber ich würde mich das niemals trauen, schließlich würde es schon seinen Grund haben warum der Brünette diese Ruhe brauchte. Dass er absolut süß aussah war natürlich nicht der Grund wieso ich ihn schlafen ließ, nein.

Kürbismaske Oneshots! Und eine Priese Zomdado :3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt