Singende Menschen gingen durch die Stadt, tanzten und genossen ausgelassen den Tag. Hier und da erklang Musik, das meiste davon kannte ich gar nicht und überall, egal wo man hinsah, erspähte man bunte Flaggen. Ausnahmslos jeder der diese Parade mitmachte trug irgendwo am Körper eine, ob als Wassertattoo im Gesicht, als kleine Flagge in der Hand oder zu zweit als riesige Flagge. Dragqueens liefen durch die Straßen der Stadt und präsentierten sich in ihrer ganzen Pracht. Hinter ihnen kam eine große Gruppe von Lesben mit einem Schild, doch was darauf stand konnte ich nicht lesen. Alle trugen sie Brillen und hatten kurzgeschnittene Haare, die meisten von ihnen hatten sie blau gefärbt und wie fast jeder hier trugen auch sie ein Kostüm. Alles strahlte hier so eine wunderbare Lebensfreude aus, es war wirklich mitreißend und doch traute ich mich nicht mitzugehen.
Am Rand stand ich und sah den ganzen Menschen dabei zu, wie sie ihrer Gruppe hinterherliefen und tranken, Fotos machten und Spaß hatten. Ich wollte eigentlich bloß zum Hauptbahnhof gehen, doch diese Parade kam mir in den Weg und ich hatte um ehrlich zu sein ganz vergessen, dass sie stattfand. Jedes Jahr fand dieser Umzug stadt, der Christopher Street Day und bisher hatte ich mich nie dazu bewegen können auch mal mitzulaufen und stolz zu zeigen, ich war schwul. Nicht viele wussten davon, da viele aus meiner Schule homophob waren und ich wollte nicht wegen meinen Gefühlen ausgeschlossen werden. Zwei Mädchen, eine Stufe unter mir, hatten letztes Jahr zugegeben, dass sie lesbisch waren und daraufhin sind alle schier ausgerastet, da die beiden ja so anders waren. Bis zu diesem Tag waren die zwei wirklich beliebt, immerhin waren sie ziemlich hübsch und auch, wenn sie ein Jahrgang unter mir waren, verstanden wir uns immer ganz gut. Es war eine Schande, dass so viele Jugendliche noch immer nicht wussten, wie sehr sie den Menschen, die wirklich nichts für ihre Gefühle konnten, wehtaten. Ihnen wurde ihr Leben lang vorgelebt, es wäre schlecht Schwul oder Lesbisch zu sein, doch das war es keines Falls.
Wie sehr ich es mir wünschte endlich meine Gefühle in die Welt hinausposaunen zu können und mich nicht mehr verstecken zu müssen, weil ich nicht wie die anderen war. Mein Leben würde für immer so grau und trostlos bleiben wie jetzt, wenn ich mich nicht irgendwann traute über meinen eigenen Schatten zu springen und einfach zu riskieren, dass ich von anderen ein wenig ausgegrenzt wurde. Bisher war noch niemand handgreiflich gegenüber jemandem geworden, der sich an unserer Schule geoutet hatte und so würde das bei mir sicher auch nicht passieren, doch man weiß nie. Nur die beidem Mädchen hatten es sich bisher getraut zu ihren Gefühlen zu stehen, sogar öffentlich, doch ich selbst würde niemals diesen Mut aufbringen können. Niemand anderes würde das ebenso tun, doch irgendwann würde das alles nicht mehr meine Sorge sein. Ich war sechzehn Jahre alt, würde nächstes Jahr siebzehn werden und dann in eine Ausbildung gehen, wo ich den ganzen Idioten aus der Schule hoffentlich nie mehr wieder begegnen würde. Ein einziges Jahr noch, dann wäre ich frei.
Sehnsucht lag in meinem Blick, als ich eine kleine Gruppe von Schwulen vor mir laufen sah. Am liebsten würde ich dort mitlaufen und mich stolz zeigen, so wie sie auch, doch das traute ich mich nicht. Menschen ansprechen konnte ich noch nie gut, dafür war ich einfach viel zu schüchtern. Jedem hier war zumindest ein bisschen anzusehen, dass er zu dieser Parade dazugehörte, doch ich hatte langweilige und einfache weiße Klamotten an. Hätte ich doch wenigstens eine dieser bunten Flaggen, um ein wenig zu zeigen, dass ich mit dazugehörte, dann würde ich vielleicht ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben und zumindest allein mitgehen.
Lange, braune Haare zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, welche zu einem schmächtigen Jungen gehörten. Von oben bis unten trug er bunte Kleidung in den Farben des Regenbogens, auf beiden seiner Wangen waren jeweils eine Flagge zu sehen und lachend sah er einem anderen Mann dabei zu, wie er twerkte. Beide schienen sich zu kennen, doch diese niedlichen Augen des Brünetten ließen mein Herz ein wenig beschleunigen. Er wirkte ein wenig jünger als ich, vielleicht ein Jahr und schien sich sichtlich wohl in der großen Menschenmenge zu fühlen, bei seinen Freunden und Verbündeten. Jeder hier schien Spaß daran zu haben seine Sexualität zu zeigen, abgesehen von mir und den anderen Menschen, die unzufrieden der Parade beim vorangegangenen zusahen. Sie alle wollten mit Schwulen und Lesben, den Bisexuellen und Asexuellen nichts zu tun haben, ekelten sich vielleicht sogar vor ihnen und das konnte ich am wenigsten verstehen. Menschen im Alter von 40, die klar denken konnten und Homosexualität trotzdem nicht akzeptierten.
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Kürbismaske Oneshots! Und eine Priese Zomdado :3
FanfictionHier werden immer mal wieder neue Oneshots über mein Lieblingsshipping Kürbistumor erscheinen :3 -Besonders zu empfehlen: •It wasn't my Fault! #Kürbistumor •Im Regen sieht man meine Tränen nicht! Kürbistumor -Chronologisch nach dem upload Datum geo...